Auch ich von Attributen wie "Frauenserie" oder "Männerserie" grundsätzlich wenig halte (es gibt für mich lediglich gute und schlechte Serien), gibt es vermutlich keine Fernsehserie mit einer größeren weiblichen Fangemeinde als "Sex and the City". Wer die Liebes- und Sexabenteuer von Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda in der Metropole New York während der Erstausstrahlung von "Sex and the City" in den späten 1990ern und frühen 2000ern folgte, erinnert sich an die kulturellen und modischen Auswirkungen der vielfach Emmy- und Golden-Globe-prämierten Serie, die Cosmopolitans, Namensketten und Manolo-Blahnik-Schuhe popularisierte. Vor allem rückte die Serie aber auch mit den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen an Frauen auf, die auch in ihren Dreißigern gerne Single und ungebunden waren.
Spätestens der Riesenerfolg der Filmfortsetzung, die 2008 – vier Jahre nach dem Serienende – in die Kinos kam, ließ keine Zweifel an der Beliebtheit und dem kulturellen Einfluss, den "Sex and the City" hinterlassen hat, übrig. Zwei Jahre später folgte der zweite Film, der trotz übler Verrisse ebenfalls ein Kassenhit war. Zusammengerechnet spielten beide Filme weltweit mehr als 700 Millionen US-Dollar ein. Ein dritter Film wäre eigentlich eine sichere Sache gewesen – hätte sich Samantha-Darstellerin Kim Cattrall nicht mit Carrie-Darstellerin Sarah Jessica Parker heftig zerstritten und jegliche Beteiligung an einem weiteren Film kategorisch abgelehnt. "Sex and the City" ohne Samantha wäre schließlich kaum vorstellbar… oder vielleicht doch?
Zehn Jahre nach dem zweiten Kinofilm wurde ein Revival der Serie beim noch jungen Streamer HBO Max angekündigt – ohne Cattralls Samantha, aber mit Parker, Cynthia Nixon und Kristin Davis als Carrie, Miranda und Charlotte. Um zu verdeutlichen, dass ein neues Kapitel aufgeschlagen wird, erhielt das Revival einen neuen Titel: "And Just Like That…". Und um die durch Cattralls Abwesenheit entstandene Lücke zu füllen, wurden neue weibliche Hauptfiguren an der Seite der Originaldarstellerinnen besetzt.
Als "And Just Like That…" 2021 Premiere feierte, waren die Kritiken gemischt, das Zuschauerinteresse jedoch groß. "And Just Like That…" legte den bis dahin erfolgreichsten Serienstart in der Geschichte von HBO Max hin. Aus der ursprünglich geplanten Miniserie wurde eine fortlaufende Serie, als HBO Max eine zweite und später auch eine dritte Staffel bestellte. Die Reaktionen auf die nachfolgenden Staffeln waren positiver, während die Zuschauerzahlen nach der anfänglichen Neugier (und Enttäuschung) deutlich sanken. Die zweite Staffel erreichte (trotz Cattralls Gastauftritt als Samantha) nicht einmal halb so viele Zuschauer wie die erste und der Abwärtstrend ging mit der dritten Staffel weiter.
Und einfach so ist es jetzt vorbei. Nach der Ausstrahlung der zehnten und vermeintlich letzten Folge der dritten Staffel kündigten HBO Max und Serienschöpfer Michael Patrick King überraschend an, dass es keine vierte Staffel geben wird. Damit die Fans jedoch einen zufriedenstellenden Abschied vom Carrie, Charlotte und Miranda bekommen, wurde die dritte Staffel kurzfristig um ein zweiteiliges Serienfinale erweitert. Die finale Episode ist gestern bei HBO Max in den USA und heute früh hierzulande bei WOW und Sky Go im Stream erschienen und lässt keine Handlungsstränge offen (abgesehen natürlich von Samanthas fortwährender Abwesenheit). Eine lineare Ausstrahlung der finalen "And Just Like That…"-Staffel bei Sky Atlantic ist für Mitte September geplant. Der Eindruck ist, dass es diesmal wirklich das Ende für die einst bahnbrechende Serie ist, die 1998 erstmals über die Fernsehbildschirme flimmerte. Doch es ist immer noch Hollywood und dort sollte man niemals nie sagen.
Quelle: Deadline












