Murdered: Soul Suspect – Unsere Vorschau

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Der lange Arm des Gesetzes

„Wir haben uns überlegt, was wäre, wenn John McClane in „Stirb langsam“ einfach gestorben wäre – er hätte doch niemals aufgegeben und die Bösen trotzdem zur Strecke gebracht“, erklärt uns Eric Studer, Produzent des Softwarestudios Airtight Games, anlässlich einer ersten Proberunde mit dem kommenden Multiplattformtitel „Murdered: Soul Suspect“. Eine interessante Idee und nicht der einzige Filmbezug, der in das aufwändig produzierte Mystery-Spiel der Amerikaner eingeflossen ist.

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Aber der Reihe nach: In „Murdered: Soul Suspect“ geht es um  Ronan O’Connor. Ein harter Cop in Salem, Massachusetts, der schon in den ersten zehn Minuten Spielzeit das Zeitliche segnet. Kaum hat man in der kurzen Intro-Sequenz den Charakter kennen gelernt und erfahren, das ein Serienkiller in der Stadt sein Unwesen treibt, schon fliegt Ronan in extremer Zeitlupe aus dem Fenster eines Wohnhauses. Ein Ausdruck der Überraschung zeigt sich in seinem Gesicht,  theatralisch wirbeln Glasscherben um ihn herum in der Luft. Einen schmerzhaften Aufprall später, steht er neben seinem zerschmetterten Körper.

Du kannst nicht in Frieden ruhen

Filmfutter Redakteuer Ulrich auf Spurensuche
Filmfutter-Redakteur Ulrich macht sich auf Spurensuche

Der durchscheinende Körper, niemand kann ihn sehen oder hören – klarer Fall: Er ist ein Geist. Aber da ist noch Hoffnung, denn es scheint noch ein Funken Leben in dem Körper zu sein. Das Spiel macht jetzt Hoffnung, man soll sich mit seinem Körper wieder vereinen rät uns der Bildschirmtext. Mit gefühlvollen Bewegungen des Controllers richten wir also den Astralkörper aus. Aber kurz bevor wir Geist und Körper exakt übereinstimmen konnten, taucht unser Mörder auf. Die Kapuze ins Gesicht gezogen, richtet er unsere eigene Dienstwaffe auf uns und entleert ein ganzes Magazin. Das war es dann wohl. Wir sind in der Geisterwelt gestrandet und müssen tatenlos mit ansehen, wie der Killer unentdeckt entkommt.

Die für die Welt der Videospiele recht frische Idee seinen eigenen Mörder aus dem Schattenreich zur Strecke zu bringen, weiß auf den ersten Blick zu gefallen. Zwar ist die Kommunikation mit der Welt der Lebenden nicht mehr möglich, dafür stehen uns aber eine ganze Reihe Geisterkräfte zur Verfügung. Wir können in den Körper eines Menschen oder Tieres eindringen und seine Gedanken lesen, sehen was dieser sieht und Gespräche beeinflussen, um an gewünschte Informationen zu kommen. Nützliche Fähigkeiten, die wir gleich im ersten Auftrag einsetzen müssen. Denn wir können nicht in Frieden ruhen, bevor wir nicht die letzte Aufgabe in unserem Leben erfüllt haben: Unseren Mörder zur Strecke bringen und die Hintergründe der Tat aufzudecken.

Detektivische Kleinarbeit

Mittlerweile sind die Kollegen von der Polizei am Tatort angekommen und wir gesellen uns mitten in das Geschehen. Hier gilt es den Bereich gründlich zu untersuchen, um eine vorgegebene Anzahl an Hinweisen zu finden. Wir untersuchen unseren Leichnam, auf dem Beton liegende Patronenhülsen, lauschen den Gedanken der Ermittler und lenken die Befragungen der Zeugen in die richtige Richtung. Nachdem wir eine Mindestanzahl an Hinweisen gefunden haben, können wir eine Schlussfolgerung ziehen und der Weg zum nächsten Handlungsort steht uns frei. Auch wenn nicht alle Hinweise gefunden werden müssen, um den Spielverlauf voranzutreiben, lohnt sich der zusätzliche Aufwand. Jede Information kann im späteren Verlauf der Geschichte gebraucht werden. Beispielsweise, um die zahlreichen Nebenaufgaben zu meistern.

Das ist kein Action-Spiel

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Die Produzenten haben deutlich gemacht, dass die Action nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wert wird klar auf Puzzles, logisches Denken und Ausprobieren gelegt. So ganz ohne Gefahren geht es dann aber doch nicht: Denn da wären noch die „Dämonen“. Wesen die den Gang ins Jenseits verpasst haben – Das passiert, wenn man es nicht schafft, seine letzte Aufgabe auf Erden zu erfüllen. Ein Schicksal das uns auch blühen könnte. – und nun anderen Geistern auflauern und deren Seelen aufsaugen. Ein erster mutiger Angriff auf die Monster führt, mangels Bewaffnung, direkt zum „Game Over“ –Bildschirm. Aber die automatische Spielstandspeicherung ist gnädig und wir können einen zweiten Versuch starten, ohne zu viel Zeit zu verlieren. Also jetzt mit System und Taktik: In der Geisterwelt finden wir überall „Dusk“ (Dämmerung) genannte, weißlich leuchtende Schlieren. In diesen können wir uns per Tastendruck verstecken und von einem zum anderen Schleier springen. Hier sind wir vor den Augen der Dämonen unsichtbar und diese verlieren nach einigen Augenblicken die Lust an der Suche. Um die Biester dann auszuschalten, pirschen wir uns hinterrücks an und erledigen die Gefahr. Ein kurzer Quick-Time-Event, das Drücken einer bestimmten Tastenkombination zum richtigen Zeitpunkt, und der Weg ist endlich frei. Eine weitere Kraft ist uns bei diesen Aufgaben ungemein behilflich: Wir können durch Wände hindurch sehen. Der Laufweg und die Blickrichtung der Dämonen sind dann deutlich als orange Umrisse zu erkennen. Das erleichtert das Anschleichen ungemein.

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Die Geister die ich rief

Damit das Indiziensuchen nicht allzu dröge ausfällt, dürfen wir uns mit der erstaunlich belebten Geisterwelt auseinandersetzen. Überall finden wir ruhelos umherirrende Seelen, die uns auch bereitwillig ihre Geschichten anvertrauen. Die sind häufig schwarzhumorig (Ein Gauner wurde von seinen Kumpanen hereingelegt, ein Selbstmörder wollte eigentlich doch nicht sterben, ihm ist aber der Toaster ins Badewasser gefallen) und meist emotional (Eine junge Frau irrt durch die Gegend und sucht ihre Leiche). Wir können in Nebenaufgaben nun unseren Mitgeistern helfen, ihre Ruhe zu finden. Dazu gilt es Sammelaufgaben zu erledigen oder mit unserem kriminalistischen Spürsinn die Fälle zu lösen. All dies ist optional, lediglich die eigene Mördersuche muss gemeistert werden, um das Spiel zu beenden. Aber die Geschichten aus der Geisterwelt sind zu interessant, um sie einfach zu übergehen.

Zahlreiche Filmvorbilder

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Das Team der amerikanischen Airtight Games, das bislang mit „Dark Void“, „Quantum Conundrum“ und zwei iOS-Spielen eher nur moderate Erfolge vorweisen kann, scheint filmaffin. Als Vorbilder werden nicht nur Bruce Willis, sondern auch der Patrick Swayze Tränendrücker „Ghost – Nachricht von Sam“ oder die Kriminalfilme des Film noir genannt. Das erkennt man auch deutlich an der gewählten Optik des Spiels: Ronan erinnert mit Hut, Weste und Zigarette an Humphrey Bogart in John Hustons „Die Spur des Falken“, obschon das Spiel offensichtlich in der Gegenwart spielt.  Dazu die dunklen, nebligen, Straßen der Stadt und die sich mit der wirklichen Welt überlagernden Schichten des Jenseits – die Atmosphäre des Unheimlichen ist gelungen eingefangen.

Auch der Charakter des Ronan scheint deutlich mehr Tiefe zu bekommen, als der durchschnittliche Held in Videospielen. Eine Einführung erzählt uns in kurzen Szenen sein Leben: Von der harten Kindheit als Sohn krimineller Eltern, den ersten Straftaten wie Autodiebstahl und Schlägereien, sein Treffen mit seiner ersten Liebe Julia, die ihn auf den rechten Weg zurück bringt. Weiter geht es mit seinem Eintritt in den Polizeidienst und dem tragischen Tod seiner geliebten Frau, ein Ereignis das ihn zu einem verbitterten Cop macht. Dabei wird jede Lebensphase durch das Entstehen einer Tätowierung auf seiner Haut dargestellt. Das hat von der Effizienz und Eindringlichkeit schon die Qualität eines Zack Snyders, der ohne Worte in Filmen wie „Sucker Punch“ oder „Watchmen“ schon im Vorspann eine ganze Geschichte erzählt hat.

Fazit:

Ungewöhnliches Action-Adventure mit schicker Optik und frischen Ideen.

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Murdered: Soul Suspect erscheint voraussichtlich am 6.Juni 2014 für PC, Playstation 3, Playstation 4, Xbox360 und Xbox One.