House of Cards – Staffel 2 Review

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Frank Underwood, wie haben wir dich vermisst. Auch in der zweiten Staffel gibt Kevin Spacey den machthungrigen und eiskalt berechnenden Politiker, der über Leichen geht um seine Ziele zu erreichen. Die Geschichte geht dort weiter wo sie aufgehört hat, denn für die Underwoods gibt es nur ein Ziel: Noch mehr Macht.

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“Das kann doch nicht wahr sein!”
Dies ist der Satz, den ich mit der ersten Staffel dieser Serie am ehesten in Verbindung bringe. Mit welchem Kalkül die Charaktere ihre brutalen Pläne umsetzen, dass kann keinen Zuschauer kalt lassen. Das Drehbuch ist dabei großteils sehr intelligent, die Dialoge gut geschrieben und die Schauspieler sehr gut ausgewählt. Das komplette Szenario wirkt in der ersten Staffel wie aus einem Guss und kommt sehr realistisch daher. Natürlich, es gibt auch einzelne Folgen die sich dem Realismus beugen und Platz für die typische Hollywood-Dramaturgie machen. Die erste Staffel bleibt dabei jedoch trotzdem homogen und übertreibt es damit nicht.

“Das kann doch nicht wahr sein!”
Auch die zweite Staffel kann mit diesem Satz zusammengefasst werden. Leider aus den falschen Gründen, denn der vorgetäuschte Realismus der ersten Staffel ist dahin und dies ist der größte Vorwurf, den man dieser Serie machen kann. Die filmische Qualität bleibt dabei auf einem sehr hohem Niveau. Schnitt und Ton sind wie gehabt über jeden Zweifel erhaben und gehen weit über die Qualität einer durchschnittlichen Serie hinaus. Kevin Spacey macht immer noch in jeder einzelnen Szene Spaß und auch die anderen Schauspieler können da sehr gut mithalten. Nur Michael Gill als Präsident fällt ein bisschen ab. Wenn er und Frank alleine in einer Szene zu sehen sind, drängt sich die Frage auf, wie zum Teufel dieser Mensch es geschafft haben soll, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Zugegeben, das Drehbuch ist Michael Gill in seiner Rolle auch nicht besonders hilfreich. Zu schwach, zu sehr wie ein Kind verhält sich der mächtigste Mann der Welt, im Gegensatz zu Mr. Underwood.

house-of-cards-season2-still“House of Cards” bleibt auch in der zweiten Staffel sehr spannend, nur spielt sie in einer anderen Liga. Es handelt sich hierbei nicht mehr um eine Serie, die ziemlich direkt und unverschönt die politische Wahrheit erzählt. Vielleicht war sie es ja auch nie, sie hat sich aber häufig so angefühlt und es war sehr erfrischend. Es werden neue Elemente eingeführt, die nicht ganz zum Thema des Politiktheaters passen wollen. Diese können die hohe Qualität nicht halten und erinnern eher an mittelmäßige Thriller-Serien als an das Besondere, welches die erste Staffel von “House of Cards” darstellt. So besitzt manche Szene die Spannungskurve einer “24”-Folge und entspricht dabei nicht dem hohen Standard, den wir von vielen vorangegangenen Episoden gewohnt sind. Es passieren zu viele Ereignisse, die unrealistisch wirken und teilweise an den Haaren herbeigezogen sind. Charaktere verhalten sich plötzlich so, dass der Zuschauer merkt: Hier wird im Hintergrund bereits an einer dritten Staffel gearbeitet.

Dadurch verliert die Serie leider einen großen Teil Ihrer Einzigartigkeit. Kann sich der Zuschauer mit diesem Gedanken anfreunden, bekommt er eine sehr spannende Geschichte erzählt die handwerklich einwandfrei umgesetzt wurde. Es ist einfach ein Genuss, Frank Underwood beim Umsetzen seiner Pläne zu beobachten und dabei als Zuschauer hilflos mitzufiebern. Mal hoffen wir, dass er endlich erwischt wird, mal befinden wir uns urplötzlich auf seiner Seite. Immer wieder gibt es kurze Momente, in denen Kevin Spacey trotz zweiter Staffel überrascht und uns zum Lachen oder auch Nachdenken bringt. Eine ganz große Leistung.

Trotzdem bleibt die große Sorge, wie es mit “House of Cards” weitergehen wird. Manchmal ist es besser, etwas Geniales einfach für sich stehen zu lassen. Es nicht zu melken bis die Grundidee völlig verwässert wird, bis jede einzelne Geschichte hundertmal erzählt wurde und sich beim Zuschauer schleichend die übliche Routine breitmacht. Deswegen bleibt mein größter Wunsch für die dritte Staffel: Das Ende von Frank Underwood, solange ich ihn noch so faszinierend finde.

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von Michail Grammatikakis