
Weiter geht es mit dem Fantasy Filmfest 2012 Tagebuch. Der zweite Tag war nach dem doch recht gelungenen Einstieg etwas durchwachsener. Ein Highlight und dazu zwei Filme, die man sich hätte auch sparen können.
TAG 2

Was als ein relativ konventioneller Rape ’n Revenge Film anfängt, verliert sich in der zweiten Hälfte in der Ziellosigkeit des Drehbuchs. Lange dauert es, bis die Geschichte in Fahrt kommt und dann ist sie auch wieder schnell vorbei. Zunächst wirkt das Ganze wie ein feministisches Statement, doch am Ende ist es kaum mehr als ein unspektakulärer Exploitation-Film. Nicole LaLiberte ist eine Naturgewalt, doch die Wirkung ihres Charakters verpufft gegen Ende. Die schnellen Sinneswandel von Shae wirken einfach unrealistisch und beliebig. Insgesamt ist der Film trotz einiger netter Einlagen einfach banal und hinterlässt weder auf visueller noch auf emotionaler Ebene einen nachhaltigen Eindruck. 2/5

Der Taugenichts Chris, überzeugend gespielt von Emile Hirsch, steckt in großen Geldnöten. Da kommt ihm die scheinbar brilliante Idee, einen Killer auf seine lieblose Mutter anzusetzen, deren Lebensversicherung in Höhe von $50,000 dann an Chris' Schwester Dottie ausgezahlt werden würde. Auch der Mann für den Job ist schnell gefunden. Joe Cooper ist ein Polizist, der sich nebenbei als Profikiller verdingt. Doch Chris fehlt die Anzahlung für Killer Joe und stattdessen überlässt er ihm die jungfräuliche Dottie als "Pfand".
Bei Killer Joe stimmt wirklich (fast) alles. Friedkin spielt beinahe jedes Redneck/White Trash Klischee aus (Bier, Trailer Park, Inzestgedanken, unglaubliche Dummheit) , ohne dass es jemals zu überspitzt wirkt. Dies ist unter anderem der gut aufgelegten Besetzung zu verdanken. Thomas Haden Church als Chris' dämlicher Vater, Juno Temple als die naive und stets leicht neben sich stehende Dottie und Gina Gershon als Chris' zwielichtige Stiefmutter machen alle eine super Figur, doch Matthew McConaughey siehlt die Show. Jahrelang als Oberkörper-frei Romcom-Dauergast abgestempelt, beweist McConaughey hier endgültig das, was er schon mit Magic Mike angedeutet hat – dass er verdammt guter Schauspieler ist. Seine Mischung als guter Artikulation, bewusster Körpersprache und ruhigem Benehmen, welches immer wieder von kurzem Episoden wahren Irrsinns durchbrochen wird, macht ihn zu einer starken, ständig unterschweillig bedrohlichen Präsenz.
Killer Joe ist böse, makaber, witzig, kontrovers und vor allen Dingen sehr flüssig erzählt. Frittierte Hähnchenkeulen werdet Ihr nach diesem Film jedenfalls in einem ganz neuen Licht sehen. 4,5/5

Die Geschichte handelt von einer Gruppe Jugendlicher an einer Highschool kurz vor dem Abschlussball. Rivalitäten, Notenprobleme, Schwärmereien beherrschen den Alltag. Dass ein Killer die Mitschüler abmeuchelt, kümmert da nicht viele. Dazu gibt es noch Aliens, eine Film-im-Film-im-Film-im-Film-Sequenz, einen zeitreisenden Bären, menschliche Fliegen und allerhand andere schräge Sachen, die Kahn scheinbar beliebig eingefallen sind. Viel Sinn ergibt das nicht, auch wenn der Film am Ende tatsächlich versucht die ganze Geschichte als einn sich stimmiges Werk abzurunden. An seinen Charakteren scheint Kahn leider wenig interessert zu sein, sind sie doch nur eindimensionale Stereotypen, die sich über andere eindimensionale Stereotypen lustig machen. Dabei will ich dem Film eine ganze Reihe einfallsreicher Einfälle nicht abstreiten, doch diese gehen einfach in diesem Streifen unter, der in jeder einzelnen Einstellung und jeder einzelnen Dialogzeile versucht, wieder an etwas anzuspielen oder etwas aufs Korn zu nehmen.
Eine Fangemeinde wird Detention sicherlich finden. Schließlich bemüht sich ein Film selten so sehr und so verzweifelt einen Kultstatus förmlich zu erzwingen. Dagegen wirken Machete und Snakes on a Plane schon sehr subtil. Wer einen gut geschriebenen Meta-Horrorfilm sehen will, dem sei stattdessen der gerade angelaufene The Cabin in the Woods empfohlen. 2/5
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