
"Wer oder was ist Banshee?", höre ich schon die Ersten fragen, die mit dem Namen überhaupt nichts anfangen können. Tatsächlich ist die US-amerikanische Action-Serie noch relativ jung und unbekannt in unseren Breiten und ich stieß auch nur durch ein Poster der ersten Staffel und ein paar positive Rezensionen auf die Serie. Ohne groß weiter zu recherchieren, schwang ich mich also auf die Couch und sah mir die 10 Folgen der ersten Staffel an und ich muss sagen, das Urteil fällt gar nicht so leicht:
Die Pilotfolge beginnt direkt mit unserer vorerst namenlosen Hauptperson (Anthony Starr), einem Häftling, der gerade entlassen wurde und so schnell wie möglich zurück in sein "normales" Leben will. Dabei ist der Einstieg in die Folge sehr gut inszeniert. Starke Bilder und eine stimmige Musik sollen uns direkt in die Thematik hineinschmeißen, und während der Hauptdarsteller mal schnell die Kellnerin der nächstgelegenen Raststätte flachlegt, sich dort ein Auto klaut und direkt gewaltbereit in den Friseursalon seines altbekannten Hackerkumpels Jobe (Hon Lee) marschiert, wird uns klar, was "Banshee" uns liefern will: Überdrehte Action, schlagfertige Dialoge und jede Menge Sex. Das Ganze gipfelt noch in einer Verfolgungsjagd mit ein paar Gangstern, in der dann auch noch ein großer Bus umkippt und über die Straße schlittert und den Zuschauer mit offenem Mund und einem "Bitte was?!?" auf den Lippen zurücklässt. Und dann folgt das geniale Intro.
Der erste richtige Pluspunkt, der die gesamte Staffel durchzieht, ist, dass diese Serie eines der bestern Serienintros geschaffen hat, die mir bekannt sind. Während ein cooler rockiger Song läuft, werden immer wieder Polaroid-Bilder eingeblendet, welche einen Bezug zur Serie und meistens auch spezifisch zur jeweiligen Folge haben. Das Auffallende hier: Das Intro wandelt sich von Folge zu Folge um! So sehen wir anfangs auf den Bildern unter anderem ein auseinandergebautes Maschinengewehr und ein sauberes Messer, und mit jeder Folge wird das Gewehr weiter zusammengebaut und das Messer blutiger. Die Idee eines solch dynamischen Intros ist genial und funktioniert perfekt, sodass sich davon gerne einige Serien eine Scheibe abschneiden können.

Danach vergräbt er mit dem Inhaber der Bar, dem in die Jahre gekommen Boxer und ebenfalls Ex-Knacki Sugar (Frankie Faison), schnell die Leichen und zieht neben der Bar in einen Raum, der mehr an eine Abstellkammer als eine Wohnung erinnert, ein. Nur rechnet Lucas nicht damit, dass er nicht nur mit seiner Vergangenheit in Form vom ukrainischen Gangster-Boss Rabbit (Ben Cross), vor dem er nach einem Diamantenraub mit Anna fliehen wollte, wobei er von der Polizei geschnappt wurde und ins Gefängnis kam, kämpfen muss, sondern auch mit dem zwielichtigen Geschäftsmann Kai Proctor (Ulrich Thomsen), der seine Finger überall in Banshee im Spiel zu haben scheint. Hood muss also nun versuchen ein guter Polizist zu sein, an Anna heranzukommen und gleichzeitig vor Rabbit geheim halten, wo er sich befindet. Doch die "ruhige" Stadt hat noch einiges mehr zu bieten.

Die Handlung ist ziemlich verstrickt und gestaltet sich teilweise auch als äußerst interessant, allerdings mit starken Differenzen zwischen den unterschiedlichen Handlungssträngen. So schafft es die Geschichte um Rabbits ukrainische Mafiosi nie wirklich zu packen, mehr wird sie einem Klischee nach dem anderen gerecht, wodurch Hoods Vergangenheit leider immer mehr ins Uninteressante abgleitet und Ben Cross als Rabbit oft wenig nachvollziehbar erscheint, geschweige denn einen soliden und durchgehend verständlichen Charakter abbildet (am meisten stört hier, wie uns ständig verklickert werden soll, dass Rabbit Schach spielt). Das genaue Gegenteil von Langeweile erfährt man durch Kai Proctors Storyline, dessen zwielichtigen Geschäfte und Intrigen sich als überraschend interessant gestalten und seine Konflikte mit der Stadt, dem ortsansässigen Indianerstamm oder später auch mit Hood gehören zu dem besten was "Banshee" zu bieten hat. Ulrich Thomsen hat die besten Szenen der Serie und auch die besten Dialoge, wodurch es mir nicht schwer fällt zu sagen, dass ich gerne mehr von ihm sehen würde, denn er füllt die Rolle wirklich fabelhaft aus (Ich sage nur "Ein Prosit der Gemütlichkeit!").

Nachdem die ersten 3-4 Folgen alle relativ gut sind, gibt es einen Hänger in der Mitte der Serie, angeführt von einer ziemlich dürftigen Folge, in der eine Bikergang Banshee unsicher macht, doch bis zum Finale fängt sie sich wieder und liefert zwei durchaus gute letzte Folgen ab. Das Staffelfinale lässt so einige Überraschungen hochgehen, bleibt aber leider nicht so konsequent wie gewünscht. Trotzdem stellt es die beste Folge der Staffel dar, hat einige tolle Kampfchoreografien und Schusswechsel und gibt einen interessanten Ausblick auf die Zukunft der Kleinstadt und all ihre schmutzigen Geheimnisse die ans Tageslicht kommen.
Fazit
Wer mit "Banshee" eine Serie erwartet, die mit hochqualitativem Storytelling und ausgefeilten Dialogen nur so gespickt ist… naja, der kann gleich wieder abschalten. Die Show hat einen ziemlich interessanten Plot, der aber durch all die Superlative und die übertriebene Action oft mehr in den Hintergrund rückt. Man sollte also wenn man mit dieser Serie Spaß haben will nicht alles zu ernst nehmen. "Banshee" ist eine ziemlich spezielle Serie und das will sie auch sein. So ist sie sicher etwa für Fans von Action und jeder Menge Frauen und Gewalt, dabei aber nie wirklich niveaulos oder banal, andererseits leider auch nicht bahnbrechend bedeutungsvoll. Mithalten mit den ganz großen Serien kann sie zweifelsohne nicht, aber das versucht sie ja auch gar nicht. Die erste Staffel ist unterhaltsam und vor allem Ulrich Thomsen als Bösewicht Proctor immer wieder eine Augenweide. Deswegen hoffe ich darauf, dass es in Zukunft mehr von ihm und weniger von Rabbit zu sehen gibt und sehe letzten Endes in der ersten Staffel von "Banshee" durchaus Potenzial für die Serie, aber eben auch noch einiges an Luft nach oben.









