Sur le chemin de l’école, F 2013 • 77 Min • Regie: Pascal Plisson • Mit: Zahira Badi, Carlito Janez, Samuel J. Esther • FSK: ohne Altersbeschränkung • Kinostart: 5.12.2013
„Bist du erschöpft?“, fragt Zahira, die Pascal Plisson wie drei andere Kinder aus vier entlegenen Ecken der Welt wie es der Titel verspricht „Auf dem Weg zur Schule“ begleitet. Die Worte, die eine penetrante Synchronisation der 12-Jährigen in den Mund legt, gelten den beiden Freundinnen, die mit ihr täglich den beschwerlichen Weg durch Marokkos Berge bewältigen, doch als Zuschauer fühlt man sich ebenso angesprochen. Ja, man ist erschöpft, um nicht zu sagen total am Ende. Dabei hat die strapaziöse Doku-Lektion mit ihrer endlosen Lobpreisung des Lernendürfens gerade erst begonnen.
Die malerischen Landschaftsaufnahmen geben einem das Gefühl, man sei mittendrin. Nicht etwa im Alltag der Kinder, deren Aufgabe lediglich ist,den Anlass der sonnigen Wanderungen zu geben und neben pittoresken Heimatgesängen das Hohelied auf den Schulbesuch zu singen, sondern einem IMAX-Film. An eine solchen Unterhaltungsbilderbogen mit epischer Musik, Oberlehrerkommentar und Vorschlaghammerbotschaft erinnert das Kinodebüt Plissons, der obendrein das hinter jedem Abenteuer on the road hervorlugende Drehbuch schrieb und die Kamera hielt. Letztes am Liebsten auf die endlose Pampa Patagoniens, die geschäftigen Landstraßen am Golf von Bengalen, Kenias gefährliche Wüste und steinige marokkanische Gebirgspfade, aber da solch ein Panoramaaufsatz kaum eine dokumentarische 1 beanspruchen kann, auch ab und zu mal auf den 11-jährigen Carlito, der mit seiner kleinen Schwester Micaela auf dem Maultier zur Schule reitet, Samuel, den seine Brüder in einem rostigen Rollstuhl zur Schule schieben, Zahira, die mit einem Huhn in der Tasche vier Stunden Fußmarsch zurücklegt, und Jackson und seine Schwester Salome, die vor Elefanten Acht haben müssen. Statt Porträts seiner ehrgeizigen jungen Protagonisten liefert Plisson lieblose Figurenskizzen, die als dankbare Folien für Exotismus und Sentimentalität dienen.

Schlimm genug, dass „wir oft vergessen, was für ein Glück wir haben, zur Schule gehen zu können“! Was für ein Glück, dass Plisson sich freiwillig meldete, als ein für seine Moralpädagogik bekanntes Filmstudio fragte, wer Nachhilfelehrer spielen wolle. Ein gewichtiger Job nach dem Leitsatz des Reportage-Road-Movies: „Es gibt im Leben nichts Wichtigeres, als zur Schule zu gehen!“. Folglich gibt es niemand wichtigeres als – den Schüler? Falsch, sechs! Den Lehrer, der Schule zu dem macht, was sie ist. Einen Hort von Konvention, Zensur und Bürokratie? Falsch, nächste sechs! Die heiligste aller Pilgerstätten, zu der kein Weg zu weit ist.
Fazit
Das Mantra vom Lohn der Mühen soll scheinbar auch den Zuschauer bei dem kinematischen Gewaltmarsch halten. Wie Zahira sagt: „So ist das nunmal, wenn man was lernen will. Da müssen wir durch.“
Trailer
https://youtu.be/xhV7bNa8Hs8


[…] This piece first appeared … […]