
"Narcos" ist eine französische Netflix-Produktion, in der hauptsächlich Spanisch gesprochen wird, und sich US-amerikanische Agenten in Kolumbien mit dem Drogenboss Pablo Escobar anlegen. So viel zu den Nationalitäten, die Einfluss auf das neue Steckenpferd der Streamingplattform wirken. Hierdurch haben sich die Serienmacher Carlo Bernard, Chris Brancato, Doug Miro und Paul Eckstein das Wiedergeben einer wahren Geschichte rund um die kolumbianische Kartelllandschaft und deren Auswirkungen, die sich weit über die Grenzen des Landes erstreckten, zur Aufgabe gemacht. In einem Erzählstil, der immer wieder Abstecher Richtung Dokumentation macht, wird uns in der ersten Staffel nicht nur der Aufstieg und Fall des Pablo Escobar, sondern auch die kolumbianische Innen- und Außenpolitik schmackhaft gemacht wie nie zuvor.

Wäre das passiert, das Publikum würde sicher kleiner ausfallen, doch man hätte auf viele Schemen verzichten können, die ablenkend ins Auge fallen und der Serie hin und wieder ihren authentischen Fluss nehmen. Während der aufmerksame Zuschauer der Handlung durchaus folgen kann, werden ausgiebig weitere Hinweise verstreut oder gar tituliert, nur um zu garantieren, dass das Publikum hinterherkommt. Prinzipiell natürlich ein wohlgemeintes, ja auch notwendiges Modell, doch bedauerlicherweise häufig zu plump in den Raum geworfen.

Denn während Escobar durch seinen Terror an Sympathie verliert, wird sich nicht darum bemüht, Murphy auf der anderen Seite als Ausgleich zu etablieren. Sein Kollege Javier Peña (Pedro Pascal) schafft es die Gunst des Zuschauers zu gewinnen, während Murphy über weite Strecken ohne Ausdruck bleibt. Das Problem ist, dass erwartungsgemäß trotzdem versucht wird, den Erzähler als Identifikationsfigur der Serie zu festigen. Umso mehr Spaß bereitet es dagegen Escobar bei seinen schmutzigen Geschäften zu beobachten, auch dabei, wie er seine frisch aus dem Koksgeschäft gezogene Nase in die Politik seines Landes stecken will und seiner Familie zur gleichen Zeit ein guter Vater sein muss.

Fazit
Netflix neue Produktion legt sich selbst einige Stolpersteine in den Weg, punktet jedoch an vielen Stellen gerade durch ihre spannenden Momente und den direkten Bezug zu sensationellen realen Begebenheiten. Dank des Einsatzes der verschiedener Charaktere in differierenden Handlungssträngen, gewinnt "Narcos" an dramatischen Ebenen, verliert aber auch mehrmals seinen dokumentarischen Erzählschwung. Ein paar unterhaltsame und äußerst fesselnde Binge-Watching-Abende bietet die erste Staffel auf jeden Fall.
Trailer
https://youtu.be/80v6wFdgJLo








