Jack, D 2014 • 103 Min • Regie: Edward Berger • Mit: Ivo Pietzcker, Georg Arms, Jodine Johne, Luise Heyer • FSK: n. n. b. • Kinostart: n. n. b. • Facebook-Seite
Früh am Morgen ist die Welt noch in Ordnung. Auf der Leinwand und im Leben. Bis es heißt genug geschlafen und ein knallharter Tag beginnt. Für den 10-jährigen Jack und den Kritiker, der auf der Berlinale Edward Bergers gleichnamiges Drama sehen muss.
Da gibt einer sich so viel Mühe, dass es schon fast weh tut, es mitanzusehen; versucht alles richtig zu machen, so wie er es bei den Großen gesehen hat – und dann geht doch alles schief. So ist das für den kindlichen Helden und seinen Regisseur. Der strengt sich unheimlich an, die Brüder Dardenne nachzuahmen, und erreicht lediglich genau die Sorte von sozialem Problemfilm, die er vermeiden will: Betroffenheitskino – im doppelten Sinne. Das ambitiöse Familiendrama versucht eine beschämte Betretenheit zu wecken, aus der heraus man einem ach so aktuellen und bewusstseinsschaffenden Film doch irgendwas gewinnen lassen möge. Bei Jack reicht es jedoch nicht einmal für einen Blumentopf, geschweige denn einen Bären. Denn betroffen macht der Film auch über etwas anderes: die inszenatorische Unfähigkeit des Regisseurs. Seine Kamera rückt dicht an die Akteure, doch die physische Nähe überbrückt nie die emotionale Distanz zu den Figuren. Sie alle hat man unzählige Male gesehen, meistens im Fernsehen, wo sie in Talk-Shows oder „anspruchsvollen“ TV-Produktion auftreten. Letztes wäre das höchste, an das Optik und Dramaturgie heranzureichen vermögen.
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Womöglich liegt das an den letzten Jahren, die Berger fürs Fernsehen arbeitete. Da lief doch alles einigermaßen. Warum haut es jetzt plötzlich nicht mehr hin? Ähnlich frustrierend ergeht es Jacks Mutter Sanna (Luise Heyer) mit ihrem Sohn (Ivo Pietzcker). Eigentlich sind beide ein eingespieltes Team. Sanna weckt Jack und seinen kleinen Halbbruder Manuel (Georg Arms) früh für die Schule. Dann wird Manuel beim Anziehen geholfen, Frühstück gemacht, die Wäsche vom Balkon geholt und eiligst losgegangen – alles von Jack. Er übernimmt routinemäßig die Aufgaben, die Sannas Party-Plan stören. Sie ist alleinstehend, hat Kinder von verschiedenen Männern und geht trotzdem mit wechselnden Typen feiern. Mami ist ’ne Schlampe. Klischee abgehakt. Damit das nicht allzu offensichtlich rüberkommt, ist Sanna auch irgendwie nett; wenn sie da ist. Meistens ist das nicht der Fall. Sanna erinnert an Tierbesitzer, die bei der Anschaffung unterschätzen, wie viel Aufmerksamkeit und Ausgaben Vierbeiner kosten. Wenn sie nicht zufällig Lust haben, mit ihren Lieblingen zu spielen, lassen sie die Kleinen allein in der Wohnung und sind verdattert, wenn bei der Rückkehr einer etwas angestellt hat.
In so einer Situation wird Manuel buchstäblich zu heiß gebadet und die Schuld kriegt der Jack. Voll gemein! Als das Amt nachhakt, steckt Sanna Jack ins Heim, damit sie im Gegenzug Manuel behaltend darf. Solange sie klein sind, sind sie eben noch niedlich. Niedlich drauf ist im Kinderheim nur Becki, die Co-Drehbuchautorin Nele Mueller-Stöffen spielt. Das Publikum muss doch mitkriegen, dass diese Filmemacher hier sozial megaengagiert sind! Anscheinend so engagiert, dass keine Energie für ein solides Drehbuch blieb. Als Jack nach einem Vorfall im Heim nicht planmäßig von Sanna in die Sommerferien abgeholt wird, zieht er auf eigene Faust los. Zuerst nach Hause, wo er mit Manuel im Schlepptau vor verschlossener Tür steht, dann durch die Stadt, wo er nach Schlafplätzen, Essen und Mama sucht. Die Großstadt-Odyssee der Jungen könnte anrührend sein, wäre sie nicht so ermüdend repetitive. Parallel zum Soundtrack schwillt der Pathos, der die talentierten Kinderdarsteller in ein klebriges Moral-Melodram zieht.
Fazit
Manche Tierhalter sollten sich besser keine Tiere anschaffen. Manche Eltern sollten besser keine Kinder haben. Und manche Regisseure sollten besser keine Filme machen.
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