Wer ist der beste Schauspieler aller Zeiten? Auf diese Frage gibt es nicht die eine richtige Antwort und die Bezeichnung wird auch häufig inflationär verwendet. Doch ein Anwärter auf diesen Titel, dem viele vermutlich zustimmen würden, wäre Daniel Day-Lewis. Der britisch-irische Schauspieler ist ein Ausnahmetalent, von dem es in jeder Generation nur ganz wenige gibt. Er ist auch der einzige Schauspieler überhaupt, der drei Oscars als bester Hauptdarsteller gewann – allesamt hochverdient. Den ersten erhielt er 1990 für die bewegende Filmbiografie Mein linker Fuß. Weitere Nominierungen folgten für Jim Sheridans Im Namen des Vaters und Martin Scorseses Gangs of New York. Für Letzteren wurde er als Oscarfavorit gehandelt, doch Adrien Brody überraschte mit dem Sieg für Der Pianist.
Sechs Jahre später war es dann soweit. Für seine monumentale Performance in Paul Thomas Andersons There Will Be Blood räumte er alle erdenklichen Preise ab, darunter den Oscar. Nur vier Jahre später wiederholte er diesen Triumph mit Steven Spielbergs Lincoln. Für seine zweite Zusammenarbeit mit Paul Thomas Anderson an Der seidene Faden erhielt Day-Lewis seine sechste Oscarnominierung.
Day-Lewis ist der Inbegriff eines Method Actors, der bei seinen Filmprojekten und Regisseuren immer sehr wählerisch war. Trotz – vielleicht aber auch gerade wegen – seiner Erfolge und Superlative, mit denen er überschüttet wurde, fühlte er sich im Filmgeschäft nie sonderlich wohl. Bereits 1997 machte er eine Auszeit von der Schauspielerei und ging für ein Jahr in die Lehre bei einem berühmten Schuster in Italien. Als Der seidene Faden 2017 in die Kinos kam, kündigte er seinen Ruhestand an – diesmal augenscheinlich endgültig. Sieben Jahre später fand er jedoch einen guten Grund, aus der Frührente zurückzukehren. Er übernahm eine Hauptrolle im Regiedebüt seines Sohnes Ronan Day-Lewis und tat ihm vermutlich damit einen großen Gefallen, denn alleine durch seine Beteiligung wird der Film für deutlich mehr Aufmerksamkeit sorgen, als es vermutlich sonst der Fall gewesen wäre.
Vater und Sohn schrieben gemeinsam das Drehbuch zum Familiendrama Anemone, das in Yorkshire der späten 1980er spielt und von der komplexen Beziehung zweier Brüder handelt. Sean Bean ("Game of Thrones") spielt darin Jem Stoker, der sein behütetes Heim in einer Vorstadt verlässt, um seinen als Einsiedler in den Wäldern lebenden Bruder Ray (Day-Lewis) zu besuchen und ihre geheimnisvolle Vergangenheit gemeinsam aufzuarbeiten. Beide dienten als britische Paramilitärs in Nordirland und was die dort erlebten, zerrüttete nachhaltig ihr Verhältnis.
Samantha Morton ("The Walking Dead") spielt eine weitere Rolle in dem Film, der seine Weltpremiere beim New York Film Festival feiern wird. Focus Features veröffentlichte dazu den ersten Trailer (unten), der eine weitere oscarreife Performance von Day-Lewis verspricht. Wir können uns von seinem Comeback ab dem 13. November selbst überzeugen, wenn Anemone in die deutschen Kinos kommt.
Quelle: Focus Features
