Willkommen bei den Rileys (2010)

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Welcome to the Rileys, GB/USA  2010 • 110 Min • Regie: Jake Scott • Mit: James Gandolfini, Melissa Leo, Kristen Stewart, Ally Sheedy • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 7.04.2011 • Offizielle Website

Handlung

Willkommen bei den Rileys (2010) Filmbild 1Er (James Gandolfini), Kleinunternehmer, Mitte 40, verheiratet, abends zuerst Pokerrunde, dann Affäre – Doug Riley. Sie (Melissa Leo), Hausfrau, Anfang 40, verheiratet, depressiv, verschlossen – Lois Riley. Den eigenen Grabstein hat sie schon gekauft, mit Leerstelle für das Todesdatum, direkt neben ihrer Tochter: Emilia Riley, 1994 bis 2009. Die verbleibende familiäre Schockstarre wird wieder erschüttert, als Vivian, Dougs Geliebte, überraschend an einem Herzschlag stirbt. Auf einer Geschäftsreise nach New Orleans setzt er sich von der Gruppe ab, lässt sich durch die Stadt treiben und landet in einem billigen Strip-Club. Dort trifft er auf die minderjährige Prostituierte Mallory (Kristen Stewart). Das hilflose Mädchen erinnert ihn an seine verlorene Tochter und weckt seinen Beschützerinstinkt.

Hintergrund

Willkommen bei den Rileys (2010) Filmbild 2Familienbande sind stark. In diesem Fall nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera. Auf dem Regiestuhl nimmt zum zweiten Mal Jake Scott Platz. Als Produzenten fungieren sein Vater Tony (Alien, Blade Runner) sowie sein Onkel Tony (Unstoppable, True Romance). Scott Jr. hat schon vorher Erfahrung im Business gesammelt, sei es am Set von Alien³, als Regisseur einer Episode der Fernsehserie "The Hunger" (basierend auf dem Film Begierde von Tony Scott) oder als gefragter Musikvideo-Regisseur von unter anderem R.E.M, Radiohead, Lily Allen oder Tori Amos.

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In den Hauptrollen scharrt der Filmemacher einen illustren Cast an seinerzeit Zweite-Reihe-Größen um sich. Kristen Stewart, damals mitten in ihrem Twilight-Engagement (der dritte Teil der Saga, Eclipse, kam im selben Jahr in die Kinos), Ex-Soprano James Gandolfini sowie Melissa Leo, die im selben Jahr für ihre Darbietung in The Fighter den Oscar als "Beste Nebendarstellerin" entgegennehmen durfte.

Kritik

Willkommen bei den Rileys (2010) Filmbild 3Das ist schon ein starkes Stück, was uns Drehbuchautor Ken Hixon (der in einer Szene ein kleines Cameo hat) hier auftischt. Zufällig begegnet Doug der einzigen Stripperin in New Orleans, die zufällig seiner verstorbenen Tochter nicht nur ähnlich sieht, sondern auch noch im selben Alter ist. Später trifft er sie – zufällig – in einem billigen Restaurant wieder und kann ihr – zufällig – mit Geld aushelfen. Dann begleitet er das junge Mädchen nach Hause und beschließt, sich als Hausmeister und Ziehvater bei ihr einzumieten. Die lässt das bereitwillig zu und freut sich über den gemütlichen Fremden, der ihre Toilette repariert und ihr beibringt, wie ein Bett zu beziehen ist. Damit nicht genug, nach einem kurzen Telefonat entschließt sich auch die daheim gebliebene Lois die Tabletten abzusetzen und sich auf einen Road-Trip allein von Indianapolis nach New Orleans zu machen. Mit dem Auto. Nachdem sie mehrere Jahre das Haus nicht verlassen konnte.

Diese Konstruktion ist zum Haareraufen. Der emotionale Unterbau, auf den die erste halbe Stunde, zugegeben, viel Zeit verwendet, ist viel zu dünn, als dass er eine ausreichende Rechtfertigung für das Handeln der Figuren bieten könnte. Das Drehbuch rumpelt an allen Ecken und Enden. Insbesondere die wunderbare Kristen Stewart muss sich mit einer komplett farblosen Figur, deren einziger Zweck es ist, zu fluchen, ohne Hose herumzulaufen oder mit großen Augen möglichst hilflos aus der spärlichen Wäsche zu gucken, rumplagen.

Was Willkommen bei den Rileys über die Runden bringt und zu einem anschaubaren Film macht, sind die Darsteller und die Regie.

Willkommen bei den Rileys (2010) Filmbild 4Scotts Ideen sind nicht außergewöhnlich, aber stilsicher. Lange, statische Einstellungen zu Beginn, bei denen die Figuren meist isoliert und explizit nicht im Zentrum des Bildes sind. Karge, sterile Räume, die den emotionalen Zustand der Hauptfiguren gut einfangen. Sobald die Handlung in New Orleans ankommt, ändert sich auch der Film in dieser Hinsicht. Die Farben werden kräftiger, ohne dabei in quietschbunte Werbeoptik oder gemütlich-warme Wohlfühlatmosphäre abzurutschen, die Kamera vitaler. Vor allem schön, dass sich der Film in New Orleans verorten kann, ohne Totalen wie aus einem Tourismus-Guide zu bemühen.

Größter Pluspunkt sind aber die titelgebenden Rileys beziehungsweise deren Schauspieler. Gandolfini ist groß als harte-Schale-weicher-Kern-Vater, der verzweifelt nach dem Glück greift, welches ihm entrissen wurde, ebenso wie Leo, die langsam aus ihrer emotionalen Starre erwacht. Auch hier: Das Drehbuch ist herausragend naiv, was diese Psychologisierung angeht und degradiert Stewart zum hilfsbedürftigen Kindchenschema auf zwei Beinen, aber in diesem Rahmen drücken Scott und sein Team die richtigen Knöpfe.

Fazit

Ein Film für die Ewigkeit? Mit Sicherheit nicht, aber ein gutes Beispiel dafür, wie ein schlappes Ausgangsmaterial in den richtigen Händen aufblühen kann. Willkommen bei den Rileys ist arg naiv und gezwungen, von den Beteiligten aber in diesem Rahmen zu einem berührenden Drama gemacht. Eines der besten filmischen Erzeugnisse aus dem Hause Scott der letzten zehn Jahre. Falls sich Töchterchen Jordan demnächst auch im Kino niederlassen möchte, habe ich da nichts gegen.

Trailer

Achtung: Eine der schlechtesten Synchronisationen der letzten Jahre.

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