Vier gegen die Bank (2016) Kritik

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Vier gegen die Bank, DE 2016 • 96 Min • Regie: Wolfgang Petersen • Mit: Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Michael Bully Herbig, Jan Josef Liefers, Thomas Heinze, Antje Traue, Alexandra Maria Lara • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 25.12.2016 • Deutsche Website

Handlung

Chris (Til Schweiger), Max (Matthias Schweighöfer) und Peter (Jan Josef Liefers) waren einst sehr erfolgreich in ihren Berufen. Doch die fetten Zeiten sind vorbei und mittlerweile befinden sie sich auf einem absteigenden Ast, haben jedoch noch große Träume für ihre Zukunft. Chris, ein ehemaliger Boxer mit langsam schwindendem Sehvermögen, möchte ein eigenes Sportstudio aufmachen. Werbeprofi Max, der nach einem Wutausbruch, nachdem er bei der Beförderung wieder übergangen wurde, von seinem alten Job gefeuert wurde, möchte eine eigene Werbeagentur gründen. Peter war ein einst ein erfolgreicher Serienstar, dessen Ruhm mittlerweile längst verblasst ist, und der für Mindestgagen in Studentenfilmen mitspielt, sodass er vom wohl verdienten Ruhestand träumt. Die Erfüllung ihrer Träume ist dank gut angelegten Ersparnissen zum Greifen nahe – bis ihre Konten plötzlich leergefegt sind. Der Schuldige ist schnell ausgemacht: der neurotische Anlagenberater Tobias (Michael Bully Herbig) hat sich scheinbar verspekuliert und ihr ganzes Geld in den Sand gesetzt. Doch als sie sich den schüchternen Loser, der wegen des Fiaskos seinen Posten in der Bank verloren hat, vorknöpfen, stellen sie fest, dass der eigentliche Übeltäter der Bankdirektor Schumacher (Thomas Heinze) ist, der Tobias reingelegt hat, um den unliebsamen Mitarbeiter loszuwerden. Mit Hilfe des Insiders Tobias, reift in den drei Betrogenen der Plan heran, Schumachers Bank um ihr Geld zu erleichtern. Doch die Bank zu überfallen, ist nur die halbe Miete, denn ungeschoren davonzukommen wird angesichts der hartnäckigen und zielstrebigen Ermittlerin Elisabeth Zollner (Antje Traue) nicht so einfach sein…

Kritik

Vier gegen die Bank (2016) Filmbild 1Dank seinem weltweiten Erfolg mit Das Boot, für den Wolfgang Petersen selbst zwei Oscarnominierungen erhielt, avancierte der einstige "Tatort"-Regisseur mit Hits wie In the Line of Fire, Air Force One und Der Sturm neben Roland Emmerich zu einem der erfolgreichen Hollywood-Exporte Deutschlands. Nach dem Kinoflop Poseidon nahm sich der Filmemacher eine zehnjährige Auszeit und kehrt jetzt mit Vier gegen die Bank wieder in die Kinos zurück. Das Medienecho war verständlicherweise groß, als letztes Jahr angekündigt wurde, dass Petersen 35 Jahre nach Das Boot erstmals wieder in deutscher Sprache drehen würde und für die Neuverfilmung seines eigenen Fernsehfilms aus dem Jahre 1976 auch noch eine hochkarätige Starbesetzung aus Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Michael Bully Herbig und Jan Josef Liefers für die Hauptrollen engagierte. Dass der Film daraufhin als deutsches Ocean’s Eleven angepriesen wurde, lag selbstverständlich auf der Hand. Es ist nur zu schade, dass Petersens Inszenierung genau so anonym bleibt wie bei einem x-beliebigen Fernsehfilm, lediglich mit einer deutlich namhafteren Besetzung. Diese agiert leider die meiste Zeit so, als würde man sie bei einem gut bezahlten Urlaub filmen. Einen ähnlichen Vorwurf könnte man durchaus auch Steven Soderberghs Ocean’s-Reihe machen, doch seine Filme erhebten die Gelassenheit und Lockerheit zur eigenen Kunst und punkteten mit Elan, Stil und purer, unverfrorener Coolness. Diese sucht man bei Vier gegen die Bank vergeblich, während der Film von einer nicht sonderlich unüberwindbaren Hürde für seine Hauptfiguren zur nächsten dahinplätschert.

Vier gegen die Bank (2016) Filmbild 2Der Triumph der Underdogs gegen die böse, böse Bank ist gerade in heutiger Zeit ein Thema, das durchaus Anklang bei den Zuschauern finden sollte. Deshalb birgt der Film auch trotz seiner weitgehend lustlosen Inszenierung einen gewissen Unterhaltungswert. Dieser wäre jedoch vermutlich erheblich größer, hätte der Streifen dem Zuschauer wirklich Gründe gegeben, mit den besagten Underdogs mitzufiebern, doch das dünne Skript geht bei der Figurenzeichnung und Etablierung der Handlung nie über das nötigste Minimum hinaus. Nach etwa 20 Minuten wurden alle Hauptcharaktere in kurzen Vignetten vorgestellt, übers Ohr gehauen und planen ihre Rache. Das Drehbuch tut seinen Darstellern keinen Gefallen, doch diese holen auch selten das meiste davon heraus. Obwohl unter Cineasten immer wieder gerne gegen Til Schweiger, Matthias Schweighöfer und zuweilen auch Bully geschimpft wird, lässt sich schwer abstreiten, dass jeder von ihnen in Vergangenheit auch schon gute Leistungen abgeliefert hat, und ihren Status als beliebteste Schauspieler Deutschlands haben sich die drei auch hart erarbeitet. Ob als arroganter Werbefuzzi, prolliger Boxer, schräges Nervenbündel oder abgehalfterter Schauspieler – die Rollen wurden für die vier Hauptdarsteller präzise, aber auch ein wenig einfallslos zugeschnitten, sodass hier niemand seine eigene Komfortzone verlassen muss. Dementsprechend leisten sie auch weitgehend Dienst nach Vorschrift, was nur in wenigen Fällen für die erhofften Lacher sorgt. Gerade der in der Regel zuverlässige Jan Josef Liefers spielt hier ausgesprochen unmotiviert, während Alexandra Maria Lara als Ehefrau seines Charakters die vermutlich undankbarste größere Rolle im Film hat. Lediglich Bully schafft es trotz der karikaturhaften Gestaltung seiner Figur einen guten Eindruck zu hinterlassen, indem er mit seinen Marotten gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen nervig und sympathisch lustig wandelt. Das eigentliche schauspielerische Highlight des Films ist allerdings Antje Traue (Man of Steel), die mit ihrer sexy und kraftvollen Ausstrahlung jeden Raum füllt, den sie betritt. Leider unterminiert der Film im dritten Akt auch die zuvor etablierte Intelligenz ihrer Polizistin.

Wenn man das Gefühl hat, dass in die Verfassung einer Filmkritik mehr Gedanken geflossen sind, als in die Geschichte des dazugehörigen Films, ist es selten ein gutes Zeichen, doch ein Film scheitert nie gänzlich an seinem Plot. In Vier gegen die Bank haben jedoch alle Beteiligten gleichermaßen daran zusammengearbeitet, den Unterhaltungswert stets knapp oberhalb der Schwelle zur Langeweile zu halten. Jegliche Bemühungen, die Protagonisten interessant oder sympathisch zu gestalten oder ihnen wirklich spannende Herausforderungen in den Weg zu stellen, lasen sich schmerzlich vermissen.

Fazit

Trotz seiner hochkarätigen Namen vor und hinter der Kamera ist Wolfgang Petersens Vier gegen die Bank eine Krimikomödie vom Reißbrett, bei der fast allen Beteiligten das Desinteresse anzumerken ist, mehr als das Nötigste zu tun, um ihr Publikum zu unterhalten. Vergleiche mit Ocean’s Eleven sind hier zwar naheliegend, schmeicheln dem Film aber in direkter Gegenüberstellung wenig.

Trailer