Underworld: Blood Wars (2016) Kritik

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Underworld Blood Wars (2016) Filmkritik

Underworld: Blood Wars, USA 2016 • 91 Min • Regie: Anna Foerster • Mit: Kate Beckinsale, Theo James, Lara Pulver, Tobias Menzies, Charles Dance, Bradley James • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 1.12.2016 • Deutsche Website

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Handlung

Selene (Kate Beckinsale) macht schwere Zeiten durch. Die einstige "Todeshändlerin", eine Elite-Kriegerin der Vampire im Kampf gegen die Lykaner, hat alles verloren: ihren Mentor Viktor, den sie nach seinem Verrat eigenhändig tötete, ihre große Liebe Michael, der spurlos verschwunden ist, und deren gemeinsame Tochter Eve, die sie vor sich und dem Rest der Welt verstecken musste, damit ihr Blut nicht als Waffe im immerwährenden Krieg zwischen Vampiren und Lykanern eingesetzt wird. Beide Seiten in diesem Konflikt sind hinter Selene her. Die Vampire wollen sie für den Mord am Ältesten Viktor richten, die Lykaner, neuerdings unter der Führung des mächtigen Marius (Tobias Menzies), hoffen, über Selene an ihre Tochter heranzukommen und durch ihr Blut in dem Krieg die Oberhand zu gewinnen. Selenes einzige Verbündete sind David (Theo James), dem sie einst mit ihrem eigenen Blut das Leben rettete und ihn ebenfalls immun gegen das Sonnenlicht machte, und sein Vater Thomas (Charles Dance). Doch verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen. Wenn die Existenz des letzten großen Vampirzirkels durch die wachsende Armee der Lykaner bedroht wird, erteilt der Rat der Vampire Selene eine Begnadigung. Als Gegenleistung soll sie die jungen Vampirsoldaten für den Kampf gegen die Lykaner ausbilden. Nach anfänglichem Zögern nimmt Selene die Einladung an, doch sie ahnt nicht, dass sie lediglich als Spielball der Machtintrigen benutzt wird und Verrat an jeder Ecke lauert…

Kritik

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 1"Als hätte ich eine Serienfolge aus einer Serie gesehen, die ich sonst nicht schaue." Diesen Satz hörte ich kurz nach der Vorführung von Underworld: Blood Wars von einem Kollegen und es fällt schwer, ihm zu widersprechen. Das wird erst recht dadurch verdeutlicht, dass das Sequel mit einem "Was bisher geschah"-Zusammenschnitt beginnt, der mit Ausschnitten aus dem ersten, zweiten und vierten Film (Teil 3 war ein Prequel) und einem Voiceover von Kate Beckinsale deren Handlung rekapituliert. Die Macher waren sich wohl dessen bewusst, dass sogar die eingefleischten Fans der Horror-Actionreihe – und niemand sonst wird sich in die Vorstellungen des Films verirren – nach deren fünfjährigen Abwesenheit von den Leinwänden Schwierigkeiten haben könnten, sich an die Vorgeschichte zu erinnern. Alle anderen werden nach dieser Zusammenfassung erst Recht das Gefühl haben, ein Buch in der Mitte aufgeschlagen zu haben.

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 2Nach diesem Prolog verschwendet der Film keine Zeit, um seinen Zuschauern das zu zeigen, wofür sie ihre Eintrittskarten gekauft haben, und steigt direkt in eine Actionszene ein, in der Selene auf einem Motorrad vor ihren Verfolgern flieht. Es ist die erste von sehr vielen flotten, aber weitgehend austauschbaren Actionsequenzen in dem Film, die allesamt die energische Inszenierung von Len Wiseman, der bei den ersten beiden Filmen der Reihe Regie führte, vermissen lassen. Es mangelt an jeglichen Bemühungen, die Zuschauer mit neuen Ideen zu beeindrucken. Die Action kommt diesmal mit etwas weniger Zeitlupe, aber wieder mit gewohntem Maß an überwiegend computergeneriertem Gemetzel und der für die Reihe leider häufig typischen Billigoptik daher. Dass sich die Effekte der transformierten Lykaner auch nach über einem Jahrzehnt kaum verbessert haben, ist in der Zeit des photorealistischen CGI ein Dorn im Auge. Das 3D geht sogar einen Schritt zurück gegenüber dem letzten Film und fällt kaum auf.

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 3Erstlingsregisseurin Anna Foerster knüpft stilistisch nahtlos an die Vorgängerfilme an, taucht das Bild in düstere blauschwarze Töne und lässt alle Szenen innerhalb des Vampirzirkels wie den feuchten Traum eines Goth-Teenagers aussehen, schafft es jedoch leider nicht, dem Franchise ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Es ist also business as usual im Land der Vampire und Lykaner, in dem Menschen wieder einmal nicht zu existieren scheinen, nachdem sie im letzten Film noch eine entscheidende Rolle spielten und Jagd auf beide Spezies machten. Diesen Umstand ignoriert Underworld: Blood Wars bequemerweise. Immerhin beantwortet der Film endlich die Frage nach dem Verbleib von Michael (Scott Speedman), der in den ersten beiden Filmen noch eine Schlüsselfigur war und überhaupt erst die Handlung der Reihe in Gang setzte, nur um danach kurzerhand zu verschwinden. Ob er dies jedoch zur Zufriedenheit der Fans macht, darf angezweifelt werden. Noch unbefriedigender ist der Umgang mit Selenes Tochter Eve, in Awakening von India Eisley gespielt, um die sich zwar gefühlt ein Drittel aller Dialoge im Film drehen, die aber faktisch keine Rolle spielt.

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 4Hauptdarstellerin Kate Beckinsale ist einer der wenigen Lichtblicke der Fortsetzung. In vertrauter enger Lederkluft und mit zwei Wummen ausgestattet, strahlt sie die gleiche Coolness und Souveränität in der Rolle aus, wie in ihrer allerersten Szene in Underworld vor 13 Jahren. Sie ist der Hauptgrund, weshalb sich das Franchise überhaupt so lange gehalten hat, und muss hier verzweifelt gegen One-Liner und Dialogzeilen aus dem Handbuch der Klischeetexte ankämpfen. Es hilft auch nicht, dass ihr Gegenüber in den meisten Szenen, Theo James, die Ausstrahlung und das Charisma eines alten Schuhkartons besitzt. Charles Dance spielt den uralten, erhabenen und mit allen Wassern gewaschenen Vampir wiederum so routiniert, als wäre er noch am Set von "Game of Thrones". Ihnen allen stiehlt jedoch Lara Pulver ("Sherlock") als intrigante Vampirin Semira die Show, die mit ihrer natürlichen sexy Ausstrahlung jeden Raum füllt, den sie betritt, und ein weitaus interessanterer Charakter ist, als Tobias Menzies’ 08/15-Superwolf.

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 5

Das größte Problem von Underworld: Blood Wars sind jedoch weder die Schauspieler noch die stellenweise immer noch unterhaltsame Action, sondern das Drehbuch des Films, das den Anschein erweckt, als sei es erst parallel zu den Dreharbeiten geschrieben worden. Nach dem weitgehend für sich alleine stehenden vierten Teil Underworld: Awakening, versucht der fünfte Film der Underworld-Saga die Mythologie der Reihe krampfhaft weiterzuführen, obwohl sie eigentlich mit dem zweiten Film ganz rund abgeschlossen wurde. Dabei haut der Streifen den Zuschauern in seiner 90-minütigen Laufzeit einen (mal mehr, mal weniger sinnfreien) Twist nach dem anderen um die Ohren und enthält mehr Deus-ex-machina-Momente als es sich ein ganzes Franchise leisten kann, geschweige denn ein einzelner Film. Die Gesinnungen einiger Charaktere wechseln nach Belieben, ein neues übernatürliches Element wird ohne jegliche Erklärung eingeführt und es wird an einen längst vergessenen Charakter aus dem ersten Film angeknüpft, um die Geschichte in erwünschten Bahnen voranzutreiben. Dabei macht sich der Film nicht die Mühe, sich an die eigenen aufgestellten Regeln zu halten. Mal können sich Charaktere aus dem Griff ihres Gegners befreien, indem sie sich einfach wegteleportieren, mal können sie es nicht. Mal unterliegt ein Charakter dem anderen lange im Kampf, nur um dann plötzlich mühelos zu siegen. Und wozu ist es eigentlich nötig, Selene immer wieder nach dem Versteck ihrer Tochter zu befragen, wenn der Film uns zig Male daran erinnert, dass Vampire die gesamten Erinnerungen einer anderen Person lesen können, wenn sie nur einen Tropfen von deren Blut kosten? Von einem Film über Vampire und Werwölfe erwarte ich keinen Realismus à la Ken Loach, sehr wohl aber, dass die interne Logik eingehalten wird. Hier ist das nur der Fall, wenn es den Machern gerade passt.

Fazit

Underworld und Underworld: Evolution waren spaßige B-Movies mit einer coolen Actionheldin, die eine neue und interessante Welt und Mythologie erschufen, diese aber auch bis zu einem verdienten Happy End ausschöpften. Drei Filme später versucht Underworld: Blood Wars, diese Welt mit halbgaren, schlecht durchdachten Ideen und ohne jegliche Rücksicht auf interne Logik zu erweitern, weiß aber dennoch dank seiner coolen Hauptdarstellerin und netten Actionsequenzen leidlich zu unterhalten.

Trailer