Run All Night (2015)

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Run All Night, USA 2015 • 114 Min. • Regie: Jaume Collet-Serra • Drehbuch: Brad Ingelsby • Mit: Liam Neeson, Ed Harris, Joel Kinnaman, Boyd Holbrook, Vincent D’Onofrio, Common, Génesis Rodriguez • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 16.04.2014 • Deutsche Website

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Run All Night (2015) Filmbild 1Letztes Jahr zeigte Liam Neeson in Ruhet in Frieden – A Walk Among the Tombstones, dass er es im gewohnten „Harte Schale, weicher Kern“-Gewand auch ein bisschen ruhiger angehen kann. Anfang dieses Jahres gab er dann wieder den knallharten Actionheld im dritten Teil der Taken-Reihe. Nun schlüpft er in Run All Night unter der Obhut des spanischen Regisseurs Jaume Collet-Serra (der zuletzt mit Neeson Non-Stop gedreht hat) wieder in die Rolle des gealterten Haudrauf-Typen. Wie immer ist er ein Ex-[Hier beliebigen harten Job einfügen]. Früher arbeitete Jimmy (Liam Neeson) als Handlanger für Freund und Drogenboss Shawn Maguire (Ed Harris). Doch als er dessen Sohn (Boyd Holbrook) erschießt, um den eigenen zu retten, will Shawn Vergeltung. Er will ihm das nehmen, was auch ihm genommen wurde – seinen Sohn (Joel Kinnaman). So entwickelt sich ein gemütlicher Weihnachtsabend zu einer langen Nacht, in der zwei voneinander entfremdete Familienmitglieder notgedrungen zusammenarbeiten müssen.

Run All Night (2015) Filmbild 2Die Idee, seine Geschichte innerhalb nur einer Nacht spielen zu lassen, hört sich auf dem Papier vielleicht spannend an, verkommt in der Praxis aber schnell zum unnötigen Gimmick. Zwar wird das visuelle Erlebnis nicht durch nervige Zeiteinblendungen gestört, dafür sollen aber CGI-Kamerfahrten für das Gefühl einer einheitlichen Zeitebene sorgen, auf der sich die Charaktere bewegen. Nur wird der Einsatz dieser Technik so uneinheitlich dosiert, dass es im Endeffekt weniger ein wirksames Stilmittel, als nur ein Erinnerungsanstoß an den Zuschauer ist. Statt dieser Erzählweise wenigstens treu zu bleiben, wird wieder auf Flashbacks mit Langhaar-Liam gesetzt, um dessen Charakter etwas mehr zu beleuchten. Auch ansonsten hat Collet-Serra Spaß daran, sporadisch mit der Kamera herumzuspielen. Nur tragen die kreativen Kameraeinstellungen so gut wie nie etwas zum Geschehen bei und verkümmern so in einer ohnehin unspannend gestalteten Inszenierung.

Die Charaktere sind im viel zu rasanten Plot zu dünn porträtiert und unzugänglich. Vor allem Liam Neeson weiß nie so richtig wohin mit sich. Weder Bad-Ass noch ruhig, aber mit dem Herz am richtigen Fleck, ist er eher eine bemitleidenswerte Figur, die dem Zuschauer eigentlich ziemlich egal ist. Da hilft es auch nicht, wenn er und Ed Harris – der spricht als hätte er gerade einen Schlaganfall hinter sich – in einer eingeschobenen Expositionsszene über alte Zeiten reden – vor allem wenn sie sich schon im nächsten Moment gegenseitig umbringen wollen.

In diesem ganzen Wirrwar hangelt sich Run All Night in Windeseile von einem vorhersehbaren Setpiece zum Nächsten und bedient dabei ein Action-Thriller-Klischee nach dem anderen. Anscheinend ist Jaume Collet-Serra auch ein großer Fan von Sam Mendes' Road to Perdition. Nicht nur dessen Prämisse weist einige Ähnlichkeiten zu Run All Night auf, es finden sich auch einige präzisere Parallelen zu dem 30er-Jahre-Thriller. Man achte nur darauf, was mit den Auftragskillern in beiden Filmen passiert.

Wenn Liam Neeson im letzten Akt des Films endlich einen Sympathiepunkt bei den Zuschauern erringt und mal etwas auf die Kacke haut, ist es zwar schon 100 Minuten zu spät, wertet das Gesamtpaket jedoch zumindest etwas auf.

Fazit

Run All Night fühlt sich wirklich an wie eine lange Nacht – nur leider nicht im positivem Sinne. Es zieht sich und man möchte irgendwann, dass es endlich zu Ende ist. Die Kamerafahrten sehen nett aus, die Schauspieler sind gut. Trotzdem will das alles nicht ganz funktionieren. Das liegt vor allem an Collet-Serras Inszenierung, mit der er eine verheißungsvolle Prämisse zu einem langweiligen Actioner verwurstet.

Trailer