RoboCop (2014)

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RoboCop, USA 2014 • 118 Min. • Regie: José Padilha • Drehbuch: Joshua Zetumer • Mit: Joel Kinnaman, Gary Oldman, Michael Keaton, Samuel L. Jackson, Abbie Cornish, Jay Baruchel • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 6. Februar 2014 • Deutsche Website

Handlung

2028: Die USA sehnen sich in Zeiten internationaler Kriege und Krisen nach Frieden. Auch in den eigenen Städten sollen Kriminalität und Korruption ein für alle Mal der Vergangenheit angehören. Es ist die Chance für die auf Roboterforschung spezialisierte OmniCorp und ihren CEO Raymond Sellars (Michael Keaton), ein Vermögen mit Sicherheitsrobotern zu machen. Doch um in der Bevölkerung genügend Akzeptanz für diese Maschinen zu bekommen, müssen sie mit einem Bewusstsein ausgestattet werden. Daher sucht Dr. Dennett Norton (Gary Oldman), leitender Forscher der OmniCorp, eine Möglichkeit, Mensch und Maschine zu vereinen. Als der Cop Alex Murphy (Joel Kinnaman) durch einen Hinterhalt sein Leben zu verlieren droht, eröffnet sich für OmniCorp die Chance, einen geeigneten Probanden für ihr Experiment zu bekommen. Mit der Zustimmung von Alexʼ Frau Clara (Abbie Cornish), die ihn um jeden Preis am Leben halten will, beginnt Dr. Norton, die irreparablen Körperteile und Organe durch Roboterteile zu ersetzen. Es entsteht eine Art Cyborg, der weder Mensch noch Maschine ist: RoboCop. Er hat zwar ein Bewusstsein, das lässt sich allerdings manipulieren. Doch seine Familie gibt ihm die Kraft, die er braucht, um sich seine Menschlichkeit zu erhalten. Dadurch wird er der OmniCorp jedoch schnell zum Ärgernis.

Kritik

RoboCop (2014) Filmbild 1Nach über 27 Jahren traut sich endlich jemand an ein Remake des Kultklassikers RoboCop. Eigentlich ein Wunder, dass das bei dem ganzen Superhelden-Hype der letzten Jahre erst jetzt passiert. Auf der anderen Seite ist RoboCop auch kein klassischer Superheld. Er ist halb Maschine, halb Mensch und bezieht seine „Superkräfte“ vor allem aus der Technik, die ihn umgibt. Er wurde in eine Form gepresst, die ihn zwar am Leben erhält, ihn aber auch in eine Rolle drängt, die er nie übernehmen wollte. Für Regisseur José Padilha war dieser Zwiespalt ein Grund dafür, den Film mit einem speziellen Unterton zu versehen. Denn ein Unterhaltungsfilm im klassischen Sinn ist das Remake definitiv nicht. Für eine Hollywood-Produktion wurden unüblich stark philosophische Fragen in die Handlung eingewoben. Ist es beispielsweise moralisch vertretbar, Maschinen ohne Bewusstsein die Arbeit von Polizisten übernehmen zu lassen? Schließlich ist Technik immer auch fehleranfällig. Der Mensch ist das zwar auch, kann aber bewusst Entscheidungen treffen. Wer sich ungern im Kino mit solchen Dingen auseinandersetzen möchte, wird an der Neuinszenierung schwer zu knabbern haben.

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Der vor allem als Dokumentarfilmer bekannt gewordene Padilha gibt seiner Version von RoboCop eine unverkennbare Handschrift. Er setzt den Schwerpunkt nicht auf zu viel Action, Spannung und einen großen Handlungsrahmen, sondern beschränkt sich auf wenige, seiner Meinung nach wesentliche Punkte. So steht die Beziehung von Mensch und Maschine im Vordergrund. Da geht es besonders um die spezielle Beziehung von Dr. Norton und Alex alias RoboCop. Die Verbindung erinnert stark an die von Dr. Viktor Frankenstein und seinem Monster. Sowohl das erschaffene Wesen als auch der Erschaffer werden mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. Der eine wäre lieber gestorben, als eine zweite Chance zu erhalten. Der andere muss mit ethischen Problemen kämpfen, die ihn mehr und mehr von den Zielen entfernen, die er sich eigentlich fürs Leben und seine Arbeit RoboCop (2014) Filmbild 2gesteckt hat. So muss Dr. Norton immer mehr das Gehirn von Alex neu modifizieren, um ihn unter Kontrolle zu halten, und mit ansehen, wie er immer mehr zur Maschine wird. Nicht das Wohl von Alex steht dabei im Vordergrund, sondern die Vorgaben seines Finanziers Raymond Sellers. Und doch entwickelt Alex seine eigene Art, menschlich zu bleiben, was ihm vor allem durch den Rückhalt seiner Familie zu gelingen scheint. Diese beiden besonderen Beziehungen bilden den Schwerpunkt des Films. Um sie baut sich die gesamte Handlung auf.

Als Antrieb für die Diskussion zu moralischen Fragen wurde die Figur Pat Novak in den Film integriert. Er ist ein fiktiver Moderator mit eigener Show, der als übertriebener Fanatiker und Patriot in Szene gesetzt wird. Der Film wird durch die Schalten in das Studio von Novak immer wieder unterbrochen. Das ist zwar so gewollt, nervt aber auch sehr schnell an. Die Szenen mit Samuel L. Jackson als Novak wurden zu sehr in die Länge gezogen und zu einseitig gestaltet. Das macht den Charakter noch unsympathischer, als er ohnehin schon ist. Eine Eigenschaft, die sich glücklicherweise nicht auf die anderen Charaktere übertragen lässt. Vor allem der Halbschwede Joel Kinnaman macht als Alex Murphy und RoboCop eine ausgezeichnete Figur. Er kann sowohl den emotionalen Familienvater als auch den gefühlskalten RoboCop überzeugend darstellen. Auch Gary Oldman – als Gegenstück zu ihm – läuft wieder zur Höchstform auf. Die Art, wie er seinen Charakter darstellt, lässt dabei stark an seine Rolle in den The Dark Knight-Verfilmungen von Christopher Nolan erinnern.

RoboCop (2014) Filmbild 3Profitieren kann der Film nach über 25 Jahren besonders von den neuen technischen Möglichkeiten. Die für die 80er-Jahre typische Stop-Motion-Technik wurde durch digitale visuelle Effekte ersetzt. Und dennoch wurde sich in Bezug auf das Design stark am Original orientiert. In Kobination mit der neuen Technik wirken wirken die altbekannten Robotereinheiten viel dynamischer und in ihren Bewegungen damit auch realistischer. Das Innenleben von RoboCop, das sich aus zahlreichen Metall- und Plastikteilen zusammensetzt, wirkt sehr viel detaillierter. Auch insgesamt macht der Film äußerlich viel her. Er wurde optisch – und inhaltlich – sehr gut in die Neuzeit beziehungsweise die nahe Zukunft eingebettet. Padilhas Vision scheint dadurch näher an den Gegenwart zu sein als noch das Original.

Fazit

An den Erfolg des 80er-Jahre-Originals von Paul Verhoeven wird Padilha mit seiner RoboCop-Version nicht heranreichen. Die technischen Neuerungen tun dem Remake zwar insgesamt sehr gut, doch die Handlung ist einfach nicht ausgefeilt genug. Denn viel passiert nicht, und einige Diskussionen sind einfach zu langwierig. Der Vorteil für all diejenigen, die das Original nicht kennen: Es wird keinerlei Vorwissen vorausgesetzt. Padilha erzählt eine eigene Version von RoboCops. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht auf möglichst vielen Actionszenen, sondern auf einem Hintergrund, der zum Nachdenken animieren soll. Für einen Superheldenfilm etwas zu tiefgründig, dafür aber mal anderes inszeniert als beispielsweise die Marvel-Verfilmungen. Wer das interessant findet und sich auf die Neuerungen einlässt, wird seinen Spaß haben. Und sonst kann immerhin der Cast überzeugen.

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