Prisoners (2013)

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Prisoners, USA 2013 • 153 Min. • Regie: Denis Villeneuve • Drehbuch: Aaron Guzikowski • Mit: Hugh Jackman, Jake Gyllenhaal, Paul Dano, Maria Bello, Terrence Howard, Melissa Leo • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 10.10.2013 Deutsche Website

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Handlung

Keller Dover (Hugh Jackman) und seine Frau Grace (Maria Bello) sind die Eltern einer bodenständigen, gläubigen US-Familie. Ihre beiden Kinder Ralph und Anna fühlen sich zu Hause wohl und werden von den beiden über alles geliebt. Doch an Thanksgiving, dem wichtigsten Familienfest in den USA, wird dieses Glück zerstört. Als die kleine Anna mit ihrer besten Freundin vom Spielen nicht wieder nach Hause zurückkehrt, beginnt für die Eltern beider Familien ein Wettlauf gegen die Zeit. Mit jeder Sekunde, die vergeht, steigt die Angst, dass sie ihre Töchter nie wiedersehen könnten. Statt die Arbeit Detective Loki (Jake Gyllenhaal) allein zu überlassen und einfach abzuwarten, fasst der verzweifelte Familienvater Keller den Entschluss, seine eigenen Methoden anzuwenden. Er entführt den geistig zurückgebliebenen Alex (Paul Dano), der als Hauptverdächtiger gilt – dem der Detective jedoch nichts nachweisen kann. Ein nervenaufreibendes Spiel auf Zeit beginnt, das auch vor brutaler Folter keinen Halt macht.

Kritik

„Prisoners“ ist ein knallhartes Psychodrama, das sehr gut ohne exzessive Actionszenen auskommt. Dieser Umstand macht den Film neben dem großartig besetzten Cast so realistisch und lässt den Zuschauer, den ganzen Film über miträtseln, was wirklich passiert sein könnte. Die leider stets aktuelle Thematik der Kindesentführungen macht den Film erschreckend und berührend zu gleich. Die echten Gefühle, die in so einer Extremsituation auf einen zukommen, können aber wohl nur die wenigsten nachvollziehen. Und dennoch kann der Film neben Eltern genauso Menschen berühren, die kinderlos sind oder sich wenig aus Kindern machen. Denn der Gedanke, dass einem unschuldigen Kind, das noch am Anfang seines jungen Lebens steht, etwas unvorstellbar Schreckliches passiert, löst in jedem von uns etwas aus.

Prisoners (2013) Filmbild 1Der Film führt den Zuschauer oft an die Grenzen seines Verstands. Als der Familienvater Keller Dover den Entschluss fasst, den mutmaßlichen Täter selbst ins Kreuzverhör zu nehmen, entwickelt man mit ihm zunächst Verständnis für diese Entscheidung. Als das Ganze jedoch zu eskalieren beginnt und die Folterungen an Alex überhand nehmen, bekommt es auch der Zuschauer mit der Angst zu tun. Man wird mit der moralischen Frage konfrontiert: Wie weit darf ein Vater, der seine über alles geliebte Tochter verloren hat, gehen, um sie wiederzufinden? Keller ist derart besessen davon, aus Alex – der von Keller personifizierte Grund für seine momentane Situation – den Aufenthaltsort seiner Tochter herauszuprügeln, dass er sein menschliches Wesen zu verlieren droht. Den Gedanken, dass dieser Junge, dessen IQ dem eines Zehnjährigen entspricht, unschuldig sein könnte, kann er nicht akzeptieren. Und so gehen die Folterungen in eine zunehmend extremere Richtung.

Prisoners (2013) Filmbild 2Oscar-Preisträger Hugh Jackman spielt diesen Familienvater in einer Art, die den Zuschauer vergessen lässt, dass es sich um einen Spielfilm handelt. Die verschiedenen Emotionen, die sein Charakter durchlebt, setzt er glaubwürdig in Szene. Vor allem die Wechsel zwischen Wut und Verzweiflung, die mit jeder Sekunde der Ahnungslosigkeit größer werden, wirken auch auf Zuschauer, die weniger empathisch veranlagt sind. In jeder seiner Handlungen kann man spüren, dass Jackman selbst Vater von zwei Kindern ist. Auch der Rest des Casts verleiht dem Film seine hohe Authentizität. Maria Bello als Mutter, die das alles nur mithilfe starker Medikamente ertragen kann, Paul Dano als der verdächtige Entführer, der eigentlich selbst wie ein Kind wirkt, und Jake Gyllenhaal, der als Detective Loki alles daran setzt, den Fall aufzuklären, ohne sich seinen Vorschriften zu widersetzen, was ihm zusehends schwererfällt. Alle hauchen ihren Charakteren so viel Leben ein, dass auch der Film insgesamt davon profitiert.

Mit einer Spieldauer von knapp 150 Minuten – also etwa zweieinhalb Stunden – erfordert „Prisoners“ eine Menge Sitzfleisch, psychische Stärke und Aufmerksamkeit. Trotz seiner (Über-)Länge bleiben einige Fragen offen, besonders in Bezug auf die Symboliken, die häufig in Erscheinung treten. Der Ausgang der Haupthandlung offenbart sich erst spät und hält somit eine überraschende Wendung parat. Doch neue Probleme und Fragen entstehen, die der Zuschauer mit sich selbst ausmachen muss.

Fazit

Dem kanadischen Regisseur Denis Villeneuve ist mit „Prisoners“ ein mitreißender Thriller gelungen, der von Anfang bis Ende jeden einzelnen Zuschauer an der Story intensiv teilhaben lässt. Die Länge tut der Handlung insgesamt gut, ist allerdings auch eine psychische Herausforderung. Den wenigsten wird es gelingen, den Film gedanklich sofort ad acta zu legen. Die moralische Auseinandersetzung mit dem Thema setzt sich gedanklich über den Abspann hinaus fort. In diesem Fall ist ein intelligent inszeniertes Psychodrama, das nur wenige Wünsche offen lässt, der Grund dafür.

Trailer