US-Autorengewerkschaft nominiert Deadpool, Arrival und acht weitere

Links: La La Land © 2016 Studiocanal
Mitte: Deadpool © 2016 20th Century Fox
Rechts: Arrival © 2016 Sony Pictures Germany

Quelle: Writers Guild of America West

Die zahlreichen verliehenen Kritikerpreise, die während dieser Oscar-Saison bereits verliehen wurden, haben uns eine klare Richtung gezeigt, in die sich das Rennen entwickelt und La La Land, Moonlight sowie Manchester by the Sea haben sich dabei als die drei größten Favoriten herauskristallisiert, die allen anderen Oscarkandidaten weit voraus sind.

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Doch das, worauf es bei der Vorhersage der Oscarnominierungen und -gewinner wirklich ankommt, sind die Industriepreise, also die Auszeichnungen spezifischer Verbände und Gewerkschaften, die unterschiedliche Bereiche der Filmindustrie in Hollywood repräsentieren.

Die großen Vier dabei sind die Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild (SAG), die Autorengewerkschaft Writers Guild of America (WGA), die Produzentengewerkschaft Producers Guild of America (PGA) und die Regiegewerkschaft Directors Guild of America (DGA). Diese vier sind nicht nur zuverlässige Prädiktoren in ihren jeweiligen Kategorien (Schauspieler, Drehbücher, Film und Regie), sondern geben auch insgesamt Hinweise darauf, wie beliebt bestimmte Filme unter den Industrieleuten sind und damit, wie gut ihre allgemeinen Chancen bei den Oscars stehen. Wird ein Film von allen diesen vier Industriegewerkschaften nominiert, gehört er automatisch zu den größten Oscaranwärtern der Saison. Die Nominierungen der SAG im Dezember förderten v. a. die Oscarchancen von Moonlight, Hidden Figures, Manchester by the Sea und Fences, die für ihre Ensembles sowie für einzelne schauspielerische Leistungen nominiert wurden.

Jetzt hat auch die Autorengewerkschaft WGA ihren Senf zum Oscar-Rennen dazugegeben, doch die Nominierungen der Writers Guild of America sind immer mit einer besonderen Vorsicht als Prädiktoren der Oscars zu genießen. Das gilt dieses Jahr gleich aus zweierlei Gründen. Einerseits ist es stets so, dass viel mehr Drehbücher jedes Jahr für eine Oscarnominierung zulässig sind als für eine WGA-Nominierung. Dieses Jahr konkurrieren insgesamt über 300 Drehbücher um die zehn Nominierungs-Slots der Oscars, bei der WGA waren es im Vorfeld nur 60 Originaldrehbücher und 55 adaptierte Drehbücher. Der Grund dafür ist, dass alle Drehbücher, deren Autoren keine Mitglieder der WGA sind oder die nicht nach den offiziellen Richtlinien der WGA verfasst wurden, von der Gewerkschaft als unzulässig für eine Nominierung erklärt werden. Damit wird das Feld der potenziellen WGA-Nominiees deutlich eingegrenzt. Unter den Originaldrehbüchern waren dieses Jahr beispielsweise die Originaldrehbücher zu Zoomania, Kubo – Der tapfere Samurai, Florence Foster Jenkins, Jim Jarmuschs Paterson und The Lobster, der von den Filmkritikern von Los Angeles für sein Drehbuch ausgezeichnet wurde, bei der WGA unzulässig. Die drei größten Oscarfavoriten (La La Land, Manchester by the Sea, Moonlight) schafften es unter die fünf Nominees in der Kategorie, begleitet von Loving und Hell or High Water. Unter den adaptierten Drehbüchern war u. a. Oscarhoffnung Lion aus dem Rennen ausgeschlossen, hat aber weiterhin gute Chancen auf eine Oscarnominierung in der Kategorie.

Ein zweiter Grund, weshalb die WGA-Nominierungen dieses Jahr die Oscars nicht genau abbilden können, liegt in der Kategorisierung der Drehbücher als "original" oder "adaptiert". Während Jeff Nichols' Loving und Barry Jenkins' Moonlight von der WGA als Originaldrehbücher nominiert wurden, entschied die Academy, die beiden bei den Oscars als adaptierte Drehbücher zu klassifizieren. Einen ähnlichen Fall gab es vor zwei Jahren, als Whiplash von der WGA als "Bester Originaldrehbuch" nominiert wurde, von der Academy jedoch für den "Bestes adaptiertes Drehbuch"-Oscar. Der Kategorienwechsel schafft etwas Raum in der Originaldrehbuch-Kategorie, sodass Filme wie Zoomania, Captain Fantastic oder vielleicht sogar Toni Erdmann Chancen auf eine Oscarnominierung haben werden.

Alle Nominierungen findet Ihr unten auf einen Blick:

Bestes Originaldrehbuch

Taylor Sheridan (Hell or High Water)
Damien Chazelle (La La Land)
Jeff Nichols (Loving)
Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea)
Barry Jenkins (Moonlight)

Bestes adaptiertes Drehbuch

Eric Heisserer (Arrival)
Rhett Reese & Paul Wernick (Deadpool)
August Wilson (Fences)
Allison Schroeder und Theodore Melfi (Hidden Figures)
Tom Ford (Nocturnal Animals)

Bestes Drehbuch für einen Dokumentarfilm

Jeff Feuerzeig (Author: The JT LeRoy Story)
Robert Kenner & Eric Schlosser (Command and Control)
Alex Gibney (Zero Days)
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Der größte Schocker ist vermutlich die Nominierung der Comicadaption Deadpool, die bereits bei den Golden Globes mit zwei Nominierungen überrascht hat.  Die Nominierung für Deadpool erscheint umso überraschender, da Martin Scorseses Geschichtsdrama Silence in der gleichen Kategorie keine Nennung ergattern konnte. Letzteres konnte jedoch auch daran gelegen haben, dass Paramount keine Screener zu Silence an potenzielle Wähler verschickt hat, sodass die Mehrheit den Film vermutlich nicht rechtzeitig gesehen hat. Eine Besonderheit betrifft übrigens Nominee August Wilson (Fences) – er ist seit 2005 bereits tot und fertigte das Drehbuch zu seinem eigenen Theaterstück vor seinem Tod an. Sollte er auch eine Oscarnominierung erhalten, wäre er erst die zweite Person in der Oscargeschichte, die mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem Tod nominiert werden würde.

Die Auszeichnungen werden am 19. Februar verliehen werden. Wie sehr die WGA-Nominierungen mit den Oscarnominierungen übereinstimmen, werden wir am 24. Januar erfahren, wenn die Academy ihre Auswahl bekanntgibt.

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