Die Emmys kategorisieren "Orange is the New Black" als Dramaserie

Quellen: Deadline, Entertainment Weekly, The Academy of Television Arts & Sciences

Die Serienlandschaft hat sich in den letzten zehn Jahren enorm verändert. Immer mehr hochwertige Produktionen kommen auf den Markt und die Vertriebskanäle und Produktionsfirmen werden auch immer ungewöhnlicher (man denke an Netflix, Amazon oder Hulu). Auch verschwimmen immer häufiger die Grenzen zwischen den Genres der Serien, viele Komödien schlagen häufig dramatische Noten an und einige Dramen bringen eine deftige Portion an schwarzem Humor mit sich. Dass es so ist, ist auch ganz gut, denn warum soll man sich auf ein ganz bestimmtes Genre festlegen. Was für den Zuschauer letztlich entscheidend ist, ist, ob das Endprodukt gut ist. Doch manchmal muss die Unterscheidung eben getroffen werden, und zwar bei den Preisverleihungen wie den Emmys und den Golden Globes, die Dramen und Komödien getrennt behandeln, damit mehr Serien (bzw. bei den Globes auch Filme) eine faire Chance haben, berücksichtigt zu werden. Doch obwohl der Fairness-Gedanke an sich gut ist, kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Problemen bei der Einordnung bestimmter Serien bzw. der augenscheinlichen Willkür diesbezüglich. So konkurrierte die Showtime-Serie "Shameless", das großartige US-Remake der gleichnamigen britischen Serie, während ihrer ersten drei Seasons in der Drama-Kategorie bei den Emmys, wechselte jedoch 2014 ins Komödienfach, weil es dort weniger Konkurrenz gibt. Dabei waren gerade die früheren Folgen der Serie noch eher als Komödie einzustufen, während es im Verlauf doch dramatischer wurde.

Weitere Streitfälle sind Serien wie "Orange is the New Black" oder "Girls", die ebenfalls als Comedyserien konkurrieren, in Wahrheit aber zahlreiche sehr düstere und ernsthafte Momente beinhalten. Es ist einfach seltsam, diese Serien in der gleichen Kategorie wie "Modern Family" oder "The Big Bang Theory" zu sehen. Dieses Problem besteht auch bei den Golden Globes schon seit längerer Zeit. So soll doch einer bitte erklären, weshalb Filme wie Big Eyes oder My Week with Marilyn als Komödien/Musicals von der Hollywood Foreign Press Association eingestuft wurden.

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Doch die Einordnungsprobleme und die Willkür der Einreichungen seitens der Sender beschränkt sich nicht nur auf das Genre, sondern gibt es auch im Format. So gibt es keine gute Erklärung dafür, weshalb "True Detective" bei den Emmys als "Dramaserie" konkurrierte und "Fargo" als "Miniserie". Bei beiden handelt es sich um Serien, deren Staffeln eine in sich komplett abgeschlossene Geschichte präsentieren und in der nächsten Staffel mit einem neuen Cast und einem neuen Plot zurückkehren. Bei "Fargo" kehren sogar einige Figuren aus der ersten Season zurück (wenn auch als deutlich jüngere Ausgaben), während bei "True Detective" wirklich keinerlei Verbindungen zwischen den Staffeln bestehen sollen.

In einem Versuch, die Unübersichtlichkeit zu minimieren und den Veränderungen im Seriengeschäft Rechnung zu tragen, hat die Academy of Television Arts & Sciences kürzlich ihre Regeln stark verändert. Wir haben die Neuerungen für Euch zusammengefasst:

– Die "Beste Dramaserie"– und "Beste Comedyserie"-Kategorien werden fortan sieben Nominierungs-Slots haben anstelle von sechs. Damit wird die schiere Masse an hochwertigen Serien von heute berücksichtigt.

– Als Comedyserien werden solche TV-Serien klassifiziert, deren Folgen 30 Minuten oder weniger dauern. Alle Serien mit Episoden über 30 Minuten gelten als Dramaserien. Hier gibt es allerdings ein Schlupfloch. Fühlen sich die Macher als ungerecht eingeordnet, dürfen sie bei einem speziellen neunköpfigen Komitee die Einordnung in eine andere Genrekategorie beantragen.

– Anstelle des Miniserien-Begriffs gilt jetzt die Kategorisierung "Limited Series". Darunter fallen Sendungen mit zwei oder mehr Folgen und einer Gesamtlaufzeit von mindestens 150 Minuten, die eine komplette, abgeschlossene Geschichte erzählen und keine fortlaufende Handlung oder Figuren in den folgenden Staffeln haben werden. Serien mit mindestens sechs Episoden, einer fortlaufenden Handlung über mehrere Staffeln und wiederkehrenden Charakteren werden nicht als "Limited Series" kategorisiert werden.

– Als Gastdarsteller und Gastdarstellerinnen gelten nur noch Schauspieler, die in weniger als 50% der Episoden einer Staffel auftreten. Wer diese Hürde überschreitet, gilt als Nebendarsteller/Nebendarstellerin.

Alles in allem finde ich die Regelungen relativ vernünftig, auch wenn die 30-Minuten-Regelung natürlich etwas arbiträr wirkt.

Die Veränderung hat ihre ersten Früchte getragen und die Emmys haben schon bald drei Ausnahmen von der neuen 30-Minuten-Regel bescheinigt: "Shameless", "Glee" und "Jane the Virgin" dürfen trotz längerer Episoden weiterhin in der Comedyserien-Kategorien mitmischen. Das überrascht mich eigentlich nur bei "Shameless" ein wenig, während es bei den beiden anderen durchaus nachvollziehbar ist. Auf der anderen Seite wurde Netflix' Antrag, "Orange is the New Black" als Comedyserie ins Rennen zu schicken, abgelehnt. Die Frauenknastserie, die am 11. Juni in die dritte Runde gehen wird, gilt nun als Dramaserie. Aus meiner Sicht ist es eine absolut richtige Entscheidung, denn die fantastische Serie hat auch nicht mehr humorvolle Momente als beispielsweise "Breaking Bad". Den Frust von Netflix angesichts der Entscheidung kann ich allerdings nachvollziehen, denn jezt muss die Serie gegen Schwergewichte wie "Game of Thrones", "House of Cards", "The Affair" und "Mad Men" antreten.

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