Birdman führt bei den Independent Spirit Awards-Nominierungen 2014

0
Independent Spirit Awards 2014

Quelle: Spirit Awards

Alle Jahre wieder – willkommen in der Oscar-Saison!

Wie jedes Jahr sind die Independent Spirit Awards die ersten großen US-amerikanischen Filmpreise, deren Nominierungen während der Oscar-Zeit verkündet wurden, und zugleich gehören sie zu den allerletzten, die verliehen werden. Erst am Tag vor der Oscarverleihung, also am 21. Februar 2015. Das bedeutet, dass zwischen der Bekanntgabe der Nominierungen und der Verleihung der Preise fast drei Monate liegen – ehrlich gesagt ein etwas zu langer Zeitraum, doch ansonsten würden die Spirit Awards vermutlich in der Oscar-Saison bei all den anderen Filmpreisverleihungen drumherum untergehen.

Wie immer ist die Vorhersagekraft dieser Preise durch die Restriktionen der potenziellen Nominees eingeschränkt. Die Non-Profit Organisation Film Independent (mit ca. 6300 Mitglieder) nominiert jährlich Filme und Filmschaffende im Bereich des Independent-Films. Die Voraussetzungen sind dabei, dass die Filme von den USA zumindest mitproduziert werden müssen (natürlich außer in der Kategorie "Bester internationaler Film") und dass das Budget $20 Mio nicht überschreitet (auch wenn die letzte Regel gelegentlich gebrochen wird, wie bei Silver Linings).

Im Gegensatz zum letzten Jahr gibt es bei den diesjährigen Nominierungen der Independent Spirit Awards nicht viele Überraschungen. Im Großen und Ganzen bewegen sich die Nominees im Rahmen des Erwarteten. Während letztes Jahr 12 Years a Slave mit sieben Nominierungen als stärkster Film um die Gunst der Wähler ins Rennen ging, wurde die Ehre dieses Jahr mit sechs Nominierungen der Showbusiness-Satire Birdman von Alejandro González Iñárritu zuteil. Birdman ergatterte die wichtigsten Noms in drei Schauspielkategorien, für die "Beste Regie" und als "Bester Film". Zudem wurde die Kameraarbeit nominiert. Überrascht bin ich hingegen, dass es da keine Nominierung für den Schnitt gab, denn gerade durch diesen wirkt die Kamera so beeindruckend in dem Film. Fünf Nominierungen erhielten jeweils Richard Linklaters 12 Jahre lang gedrehter Boyhood, das Martin-Luther-King-Drama Selma und Dan Gilroys Regiedebüt Nightcrawler. Letzterer erhielt leider keine Nominierungen als "Bester Film" oder für seine Regie. Boyhood bleibt neben Birdman ein großer Favorit bei diesen Awards. Richard Linklater wurde in Vergangenheit bereits siebenmal erfolglos bei den Indie Spirits nominiert, seine Zeit könnte jetzt gekommen sein.

Eine der größten Überraschungen ist die Doppelnominierung des wenig bekannten japanisch-amerikanischen Films Kumiko, The Treasure Hunter für seine Regie und für die weibliche Hauptrolle (gespielt vom Babel-Star Rinko Kikuchi). Etwas seltsam erscheint auch die Drehbuch-Nom von Tim Burtons Big Eyes, wenn man bedenkt, dass der Film keine weiteren Nominierungen erhielt, sich in der Drehbuchkategorie aber gegen Boyhood, Selma und Birdman durchsetzen konnte, die nicht nominiert wurden. Überhaupt wurde mit Love is Strange nur ein einziger Film sowohl als "Bester Film" als auch für sein Drehbuch nominiert, was höchst seltsam ist. Zuletzt hat Black Swan als "Bester Film" hier gewonnen, ohne eine Drehbuchnominierung erhalten zu haben. Auffällig ist dieses Jahr, dass kein einziger Film Nominierungen als "Bester Film", für die "Beste Regie" und für "Bestes Drehbuch" erhalten hat.

Letztes Jahr haben sich die Gewinner dieser Preise als durchaus aussagekräftig in Bezug auf die Oscars erwiesen. Alle vier Sieger der Schauspielerkategorien und der "Bester Film"-Gewinner erhielten die gleichen Preise einen Tag später bei den Oscars.

Bester Film

Birdman
Boyhood
Love is Strange
Selma
Whiplash

Beste Regie

Richard Linklater (Boyhood)
Alejandro González Iñárritu (Birdman)
Ava DuVernay (Selma)
David Zellner (Kumiko, The Treasure Hunter)
Damien Chazelle (Whiplash)

Bestes Drehbuch

Scott Alexander und Larry Karaszewski (Big Eyes)
Jim Jarmush (Only Lovers Left Alive)
Dan Gilroy (Nightcrawler)
Ira Sachs und Mauricio Zacharias (Love is Strange)
J.C. Chandor (A Most Violent Year)

Bester Debütfilm

A Girl Walks Home Alone at Night
Dear White People
Obvious Child
Nightcrawler
She’s Lost Control

Bestes Debüt-Drehbuch

Desiree Akhavan (Appropriate Behavior)
Sara Colangelo (Little Accidents)
Justin Lader (The One I Love)
Anja Marquardt (She’s Lost Control)
Justin Simien (Dear White People)

Bester Hauptdarsteller

André Benjamin (Jimi: All is by my Side)
Jake Gyllenhaal (Nightcrawler)
Michael Keaton (Birdman)
David Oyelowo (Selma)
John Lithgow (Love is Strange)

Beste Hauptdarstellerin

Julianne Moore (Still Alice)
Rinko Kikuchi (Kumiko, The Treasure Hunter)
Marion Cotillard (The Immigrant)
Jenny Slate (Obvious Child)
Tilda Swinton (Only Lovers Left Alive)

Bester Nebendarsteller

Edward Norton (Birdman)
J.K. Simmons (Whiplash)
Riz Ahmed (Nightcrawler)
Ethan Hawke (Boyhood)
Alfred Molina (Love is Strange)

Beste Nebendarstellerin

Patricia Arquette (Boyhood)
Carmen Ejogo (Selma)
Emma Stone (Birdman)
Andrea Suarez Paz (Stand Clear of the Closing Doors)
Jessica Chastain (A Most Violent Year)

Beste Kameraarbeit

Birdman
A Girl Walks Home Alone at Night
It Felt Like Love
Selma
The Immigrant

Bester Schnitt

Boyhood
Whiplash
Nightcrawler
The Guest
A Most Violent Year

Bester Dokumenarfilm

20,000 Days on Earth
CitizenFour
Das Salz der Erde
Virunga
Stray Dog

Bester internationaler Film

Höhere Gewalt
Norte, the End of History
Ida
Leviathan
Under the Skin
Mommy

John Cassavetes Award (Filme mit einem Budget unter $500,000)

Blue Ruin
It Felt Like Love
Land Ho!
Man from Reno
Test

Darüber hinaus gingen Sonderpreise an Paul Thomas Andersons Inherent Vice – Natürliche Mängel und an Bennet Millers Foxcatcher, die aufgund von höheren Budget für die normalen Kategorien nicht zulässig waren.