Golden Globes 2014 Nominierungen: Birdman führt mit sieben

Quelle: Hollywood Foreign Press Association

Soeben haben Jeremy Piven, Paula Patton, Kate Beckinsale und Peter Krause im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles die Nominierungen für die 72. Golden-Globe-Awards in den Bereichen "Film" und "Fernsehen" verkündet. Die Golden Globes haben sich nach den Oscars als der prestigeträchtigste US-amerikanische Filmpreis etabliert und werden von den etwa 90 Mitgliedern der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) vergeben. Dabei ist die Vorhersagekraft der Golden Globes in Bezug auf die Oscars eher fragwürdig und wird gelegentlich überschätzt. Man darf nicht außer Acht lassen, dass auch die Golden Globes letztlich Kritikerpreise sind und keine Industriepreise und es keine Überschneidungen zwischen den Wählern der Oscars und den Wählern der Golden Globes gibt. So können die Auszeichnungen hier im Hinblick auf das Oscar-Rennen gar irreführend sein. Nachdem The Social Network 2011 vier Golden Globes, darunter als "Bester Film" und für die "Beste Regie" abgeräumt hat, galt er als der haushohe Favorit bei den Oscars, doch The King’s Speech hat in den Wochen darauf all die wichtigen Industriepreise gewonnen und ging als klarer Favorit in die Oscar-Nacht (wo er letztlich auch gewann).

Nichtsdestotrotz ist es nach langjährigen Erfahrungen natürlich trotzdem so, dass die Golden Globes bis zu einem gewissen Grad deckungsgleich mit den Oscars sind und einen Überblick davon verschaffen, was besonders gut ankommt. Außerdem kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Golden-Globe-Nominierungen auch das Wahlverhalten der Academy-Mitglieder gelegentlich beeinflussen.

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Die Bekanntgabe der diesjährigen Sieger erfolgt bei der Preisverleihung am 11.01.2015, die zum dritten Mal in Folge vom Power-Duo Amy Poehler und Tina Fey moderiert werden wird.

Die komplette Liste der Nominees in den "Film"-Kategorien seht Ihr unten

Bester Film (Drama)

Boyhood
The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben
Die Entdeckung der Unendlichkeit
Foxcatcher
Selma

Bester Film (Komödie/Musical)

Birdman
Grand Budapest Hotel
Into the Woods
Pride
St. Vincent

Beste Regie

Richard Linklater (Boyhood)
Alejandro González Iñárritu (Birdman)
Wes Anderson (Grand Budapest Hotel)
Ava DuVernay (Selma)
David Fincher (Gone Girl)

Bester Hauptdarsteller (Drama)

Steve Carell (Foxcatcher)
Benedict Cumberbatch ( The Imitation Game)
Jake Gyllenhaal (Nightcrawler)
David Oyelowo (Selma)
Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit)

Beste Hauptdarstellerin (Drama)

Jennifer Aniston (Cake)
Felicity Jones (Die Entdeckung der Unendlichkeit)
Julianne Moore (Still Alice)
Rosamund Pike (Gone Girl)
Reese Witherspoon (Wild – Der große Trip)

Bester Hauptdarsteller (Komödie/Musical)

Michael Keaton (Birdman)
Ralph Fiennes (Grand Budapest Hotel)
Bill Murray (St. Vincent)
Joaquin Phoenix (Inherent Vice – Natürliche Mängel)
Christoph Waltz (Big Eyes)

Beste Hauptdarstellerin  (Komödie/Musical)

Amy Adams (Big Eyes)
Emily Blunt (Into the Woods)
Helen Mirren (Madame Mallory und der Duft von Curry)
Julianne Moore (Maps to the Stars)
Quvenzhané Wallis (Annie)

Bester Nebendarsteller

Robert Duvall (Der Richter – Recht oder Ehre)
Ethan Hawke (Boyhood)
Edward Norton (Birdman)
Mark Ruffalo (Foxcatcher)
J. K. Simmons (Whiplash)

Beste Nebendarstellerin

Patricia Arquette (Boyhood)
Jessica Chastain (A Most Violent Year)
Keira Knightley ( The Imitation Game)
Emma Stone (Birdman)
Meryl Streep (Into the Woods)

Bester Animationsfilm

Manolo und das Buch des Lebens
Baymax – Riesiges Robowabohu
Die Boxtrolls
The LEGO Movie
Drachenzähmen leicht gemacht 2

Bester fremdsprachiger Film

Höhere Gewalt
Gett: Der Prozess der Viviane Amsalem
Ida
Mandariinid
Leviathan

Bestes Drehbuch

Grand Budapest Hotel
Boyhood
Birdman
The Imitation Game
Gone Girl

Beste Filmmusik

The Imitation Game
Gone Girl
Die Entdeckung der Unendlichkeit
Interstellar
Birdman

Bester Song

"Big Eyes" (Lana del Rey, Big Eyes)
"Glory" (John Legend/Common, Selma)
"Mercy Is" (Patti Smith/Lenny Kaye, Noah)
"Opportuinty" (Greg Kurstin/Sia Furler/Will Gluck, Annie)
"Yellow Flicker Beat" (Lorde, Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1)

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Einige Beobachtungen:

– Die üblichen Verdächtigen ließen sich allesamt blicken. Birdman führt mit sieben Nominierungen, gefolgt von Boyhood und The Imitation Game mit jeweils fünf und Gone Girl, Selma, Die Entdeckung der Unendlichkeit und Grand Budapest Hotel mit jeweils vier. Fünf von diesen sechs Filmen wurden auch in der Kategorie "Beste Regie" nominiert. Da diese Kategorie, ebenso wie "Bestes Drehbuch", nicht in Drama und Komödie/Musical aufgespalten wird, ist eine Nennung hier eigentlich fast schon begehrenswerter als in den "Bester Film"-Kategorien. Genau das bringt mich zum kuriosen Fall von Gone Girl. Nachdem der Film unerklärlicherweise von der Top-11-Liste des American Film Institute fehlte, schaffte David Finchers gefeierte Bestsellerverfilmung es auch hier nicht unter die "Bester Film"-Nominees. Doch ansonsten schnitt der Film gut ab und erhielt Nominierungen für die Regie, die Hauptdarstellerin, das Drehbuch und die Musik. Es ist schon überraschend, dass Gone Girl sich nicht gegen Foxcatcher oder Die Entdeckung der Unendlichkeit durchsetzen konnte, die wiederum weder eine Regie- noch eine Drehbuch-Nom erhalten haben. Die Oscarchancen von David Finchers Film bleiben deshalb weiterhin äußerst wackelig, aber noch nicht ganz vom Tisch. Immerhin hat Gone Girl bei den Globes besser abgeschnitten als Verblendung vor drei Jahren, der nur zwei Nominierungen erhielt.

– Ganz schlecht geht es hingegen Christopher Nolans Interstellar. Inception konnte vor fünf Jahren immerhin vier Nominierungen einheimsen und dass die HFPA großen Weltraum-Blockbustern nicht abgeneigt ist, zeigten die Wähler in Vergangenheit bereits bei Gravity und Avatar. Doch Interstellar wurde nur für seine (auf jeden Fall großartige) Musik nominiert und droht bald endgültig aus dem Rennen zu fallen.

– Der größte "Gewinner" der Golden-Globe-Nominierungen ist Grand Budapest Hotel. War eine Zeitlang unklar, ob der Film bei den Oscars mitspielen dürfte oder ob er wie Moonrise Kingdom trotz guter Kritiken und solider Einspielergebnisse untergehen würde, sieht es immer mehr danach aus, als könnte Wes Anderson bald seine allererste Oscarnominierung für den "Besten Film" erhalten. Vielleicht winkt ihm sogar eine Regie-Nom.

– Die größten Verlierer sind hingegen Angelina Jolies Unbroken und Clint Eastwoods Der Scharfschütze (OT: American Sniper). Da die Globes sehr gerne große Stars nominieren, überrascht es mich schon, dass keiner der beiden Filme auch nur eine einzige Nennung erhalten hat. Insbesondere Clint Eastwood ist eigentlich stets ein Globes-Liebling, wurde er doch sogar für seine Regie von Flags of Our Fathers und Invictus nominiert. Dass Bradley Cooper als Hauptdarsteller ebenfalls nicht vertreten ist, verwundert mich auch. Es kann natürlich auch sein, dass nicht genug HFPA-Wähler die Filme rechtzeitig gesehen haben. Es würde mich jedenfalls sehr wundern, wenn wir von den beiden im weiteren Verlauf der Oscar-Saison nicht mehr hören werden.

– Julianne Moore, die überraschend zwei Nominierungen als "Beste Hauptdarstellerin" einheimsen konnte, kann sich mittlerweile mit neun Golden-Globe-Noms rühmen. Gewonnen hat sie nur einmal, und zwar für den Fernsehfilm "Game Change", in dem sie Sarah Palin gespielt hat. Dies könnte endlich ihr Jahr sein, um auch im Bereich "Kino" zu gewinnen. Für Still Alice gilt sie als Favoritin.

– Derweil erhielt Meryl Streep für ihre Performance als die Hexe im Disney-Musical Into the Woods ihre 29. (!!!) Golden-Globe-Nominierung. Gewonnen hat sie in Vergangenheit insgesamt achtmal. Seit 2002 gab es nur drei Jahre, in denen Streep nicht bei den Globes nominiert war.

– Die größte Überraschung der letzten Tage ist das plötzliche Auftauchen von Jennifer Aniston im Rennen um den Oscar für "Beste Hauptdarstellerin". Erst wurde sie von der Schauspielergewerkschaft SAG nominiert und jetzt von den Globes, und das für einen Film (Cake), von dem ich vor zwei Tagen noch nicht einmal gehört habe. Allerdings kann hier genau das gleiche passieren, wie bei Nicole Kidman für The Paperboy. Auch sie erhielt damals zwei völlig überraschende Nominierungen als "Beste Nebendarstellerin" von den Globes und der SAG, doch bei den Oscars fehlte ihr Name. Ähnliches könnte auch Robert Duvall für Der Richter widerfahren. So wurde letztes Jahr Daniel Brühl ebenfalls für Rush von der SAG und von der HFPA für einen Golden Globe nominiert, erhielt aber keine Oscarnominierung.

– Die Globes setzten ihre Tradition fort, die Songs aus den Tribute-von-Panem-Filmen zu nominieren. Mal sehen, ob die Oscars auch den Trend fortsetzen werden, diese Songs nicht zu beachten. Sehr traurig und unverdient ist allerdings hier die Auslassung von "Everything is Awesome" aus The LEGO Movie.

– Ebenfalls überrascht mich, dass der Musikfilm Can a Song Save Your Life? hier komplett fehlt und wieder eine Lied-Nominierung noch eine Nom für einen der Stars bekommen hat.

– Nachdem die Golden Globes vor zwei Jahren Beasts of the Southern Wild komplett ignoriert haben und damit auch dessen Hauptdarstellerin Quvenzhané Wallis, wurde das von der HFPA mit einer überraschenden Nominierung für Annie "wiedergutgemacht". Bei den Oscars wird ihr Name aber diesmal nicht fallen.

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