Emoji wird zum ersten in Saudi Arabien aufgeführten Kinofilm seit 35 Jahren

© 2017 Sony Pictures

Quelle: Newsweek

Erinnert Ihr Euch an das allererste Mal, als Ihr in Eurem Leben im Kino gewesen seid? Vielleicht nicht, denn Kinos gehören zu unserer Gesellschaft genau so dazu wie Schwimmbäder oder Zoos. Anders sieht es in Saudi Arabien aus. Als sich das Land Anfang der Achtziger immer mehr dem konservativen Islam zuwandte, wurde die Schließung aller Kinos in Saudi Arabien veranlasst. Filme durften nicht mehr öffentlich aufgeführt werden, vielleicht weil sie zu Lastern der ungläubigen, westlichen Gesellschaft gehören, die es auszumerzen galt. Knapp 35 Jahre lang verfügte Saudi Arabien als einziges Land der Welt neben dem Stadtstaat Vatikan über kein einziges Kino.

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Ende letzten Jahres hatte die absurde Situation endlich ein Ende. Am 11. Dezember letzten Jahres hat Kronprinz Mohammed bin Salman das Kinoverbot aufgehoben. Dies geschah im Rahmen von zahlreichen geplanten Reformen, deren Ziel es ist, das Land zu modernisieren und die Industrie zu diversifizieren.

Ihr könnt Euch also vorstellen, wie groß die Aufregung der Anwesenden vor einem provisorisch eingerichteten Zelt in Dschidda, Saudi Arabiens zweitgrößter Stadt, kürzlich war. Erstmals seit mehr als drei Jahrzehnten sollte darin tatsächlich ein echter Kinofilm gezeigt werden. Da das Land noch über keine echten Lichtspielhäuser verfügt, wurden Kinos notdürftig in Zelten eingerichtet. Sogar einen Popcornautomat gab es vor Ort, um die Atmospäre eines Kinobesuch zu imitieren.  Irgendwann lief der Projektor und an diesen Kinobesuch werden sich vermutlich alle Anwesenden erinnern.

Doch welcher der Filmmeisterwerke der letzten 35 Jahre war es, der die Ehre hatte, Geschichte zu schreiben. Ein Oscarfilm wie La La Land oder The Revenant vielleicht? Oder ein massenwirksamer Blockbuster aus Marvels Schmiede? Star Wars vielleicht oder ein Pixar-Film?

Nichts da. Auf dem Programm stand Emoji – Der Film. Es stimmt: nachdem den Einwohnern von Saudi Arabien 35 Jahre lang der Zauber des Kinos vorenthalten wurde, wurde die neue, liberale Ära des Kinos mit dem Emoji-Film eingeläutet. Der vor unverschämter Schleichwerbung strotzende, zum Fremdschämen einladende Film, der zu den am schlechtesten rezensierten Streifen des letzten Jahres gehört, wurde zum magischen ersten Film für zahlreiche saudi arabische Kinogänger. Kurze Zeit später wurde ein weiterer Animationsfilm ins Programm aufgenommen. Coco, vielleicht, oder The LEGO Batman Movie? Wieder Fehlanzeige. Es war Captain Underpants.

Also lasst es mich zusammenfassen: nachdem Saudi Arabien 35 Jahre auf das Kino verzichtet hat, sind die ersten Filme, die dort gezeigt werden, Emoji – Der Film und Captain Underpants. Vielleicht ist es eine strategische Wahl gewesen. Wer diese Filme sieht, wird sich fragen, ob das Kino wirklich so eine gute Idee sei. Wenn Emoji nämlich den Standard von Filmen darstellt, die aus dem Westen kommen, kann man die Kinos gleich wieder dichtmachen. Oder den Film gleich als eine Kriegserklärung Hollywoods sehen.

Dazu fällt mir auch nur das ein:

Emoji Film Saudi Arabien News

 

 

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