Showrunner vergleicht den Ton der "Daredevil"-Serie mit "The Wire"

Quelle: Entertainment Weekly

Okay, so langsam kann das erste Videomaterial zu der kürzlich fertig abgedrehten Marvel-Serie "Daredevil" doch kommen, oder? Ich, für meinen Teil, kann es nicht abwarten, den ersten Eindruck davon zu bekommen, wie eine neue Adaption des Charakters, 12 Jahre nach dem letzten Versuch, aussieht. Bislang sprachen fast alle Zeichen für eine deutlich werksgetreuere Adaption, die den Fans besonders gut gefallen sollte. Kein Wunder, denn diesmal ist "Daredevil" in den Händen von Marvel selbst und wenn das Studio eins bewiesen hat über die letzten sechs Jahre, dann dass sie (fast immer) wissen, was sie tun und dass die Fans, die Marvels Comics seit Jahrzehnten lieben und verehren, sehr am Herzen liegen. Dazu kommt noch eine interessante Besetzung (Rosario Dawson als Claire Temple, Deborah Ann Woll als Karen Page, Vincent D’Onofrio als Wilson Fisk alias Kingpin und Charlie Cox als der titelgebende Superheld) und die Zusammenarbeit von Marvel mit Netflix, dem VOD-Anbieter, der sich in den letzten Jahren als ein sehr erfolgreicher Produzent eigener Serien ("House of Cards", "Orange is the New Black")erwiesen hat. Kann da noch viel schiefgehen?

Genau werden wir es erst in einigen Monaten wissen, wenn Netflix die 13 Folgen der ersten Staffel veröffentlicht (gefolgt wird die Serie auf Netflix von "Marvel’s A.K.A. Jessica Jones", ebenfalls nächstes Jahr). Der Showrunner Steven DeKnight hat in einem Interview mit Entertainment Weekly sich zu dem Ton der Serie geäußert und zu dem, was die Fans erwarten bzw. nicht erwarten sollten: (aus dem Englischen)

Die Serie findet innerhalb des Marvel Cinematic Universe statt. Es ist alles verbunden. Aber das heißt nicht zwingend, dass wir in den Himmel hinaufblicken und Iron Man sehen. Es ist ein anderer Teil von New York, den wir noch nicht in den Marvel-Filmen gesehen haben… Innerhalb des Marvel-Universums gibt es tausende von Helden in allen Größen und Formen, aber die Avengers sind da, um das Universum zu retten und Daredevil ist da, um die Nachbarschaft zu retten… Es wird keine fliegenden Leute geben, keine magischen Hammer.

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Das war natürlich im Großen und Ganzen schon klar, aber wenn halb New York bei einem Alienangriff in Schutt und Asche gelegt wird, kann es auch an Hell’s Kitchen nicht vorbeigehen. Ich bin gespannt, wie mit Überschneidungen umgegangen werden wird, denn ich bin sicher, dass Marvel sich nicht die Möglichkeit entgehen lassen wird, früher oder später Daredevil auf den einen oder anderen der Leinwandhelden treffen zu lassen.

Wie zuvor bereits bekannt wurde, wird Bullseye, einer von Daredevils Erzfeinden, der im Kinofilm von 2003 noch von Colin Farrell gespielt wurde, in der Serie nicht auftreten. Jetzt stellte der Showrunner jedoch klar, dass dies nur auf die erste Staffel zutrifft, die sich primär mit dem parallelen Aufstieg von Daredevil und Kingpin befassen wird. In späteren Seasons ist Bullseye durchaus denkbar (und ich würde sogar darauf wetten, dass er in der zweiten Staffel zumindest Erwähnung finden wird). Zum Ansatz der Serie bzgl. Wilson Fisk und zum generellen Ton verriet der Serienmacher Folgendes:

Fisk hat sehr viele verschiedene Facetten, es heißt für ihn nicht nur "Ich möchte die Stadt erobern und eine Menge Geld machen". In unserer Serie erzählen wir die Geschichte davon, wie er seine Frau Vanessa traf und wie sie sich verliebt haben – unser Antagonist hat tatsächlich eine Romanze. Das ist die Liebesgeschichte, der wir folgen und wir sehen, wie sich das auf ihn auswirkt und ihn verändert… Wir wollten uns wirklich von Filmen wie Brennpunkt Brooklyn – French Connection, Hundstage und Taxi Driver inspirieren lassen und die Serie sehr realitätsnah und düster anlegen. Wir sagen immer, dass wir eher "The Wire" ähneln als dem, was man unter einer klassischen Superheldenserie versteht.

Wie kann man das lesen und nicht begeistert sein? Das Siebziger-Kino und "The Wire", eine der umjubeltsten Krimiserien aller Zeiten, standen Pate für eine Superheldenserie!

Was die Fans jedoch trotz der Zusammenarbeit mit Netflix (bekannt für großzügigen Einsatz von Blut und nackter Haut) nicht erwarten sollten, ist eine nicht-jugendfreie Serie:

Als ich an Bord der Serie kam, wollte ich keinesfalls ein hartes R-Rating oder NC-17 (Anm. der Red.: die höchsten Altersfreigaben der MPAA, der US-Version der FSK). Ich denke nicht, dass der Stoff es rechtfertigt. Es ist etwas düsterer und kantiger als das, was Marvel bislang gemacht hat, aber wir streben keine extreme Gewalt, unnötige Nacktheit oder irgendetwas in der Art an. Die Story braucht das nicht und ich denke, die Serie würde darunter leiden, wenn man es zu weit treiben würde.

Das wird vielleicht den einen oder anderen Fan enttäuschen, der sich viel Härte von "Daredevil" erhofft hat. Ich habe allerdings nie daran geglaubt, denn, Netflix hin oder her, Disney besitzt immer noch Marvel und wird eine ultrabrutale Serie ebenso wenig zulassen, wie einen brutalen Film. Deshalb würde ich auch in naher Zukunft keinen werksgetreuen Punisher-Film erwarten. Doch die "Daredevil"-Serie benötigt auch kein Übermaß an expliziter Gewalt. Alles, was ich bisher dazu gelesen habe, klingt schon toll. Nur wo bleibt der Trailer?!

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