Happy Deathday (2017) Kritik

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Happy Death Day, USA 2017 • 96 Min • Regie: Christopher Landon • Drehbuch: Scott Lobdell • Mit: Jessica Rothe, Israel Broussard, Ruby Modine, Charles Aitken, Laura Clifton, Rachel Matthews • Kamera: Toby Oliver • Musik: Bear McCreary • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Universal Pictures • Kinostart: 16.11.2017 • Deutsche Website

Sie metzelten sich durch „Black Christmas“, „Halloween“, „Blutiger Valentinstag“ und den „Muttertag“ – und auf das letzte Kapitel von „Freitag der 13.“ folgte rasch ein neuer Anfang: Der gerne auf populäre Feiertage terminierte Slasher-Film gehört neben unzähligen Zombie-Schockern zweifellos zu den untotesten Subgenres des Horrorkinos. Dass nun ausgerechnet aus dieser mit reichlich Schundware vollgestellten, dunklen Ecke mit „Happy Deathday“ ein sympathisch leichtfüßiger und beherzter Vertreter auf das lethargische Publikum losstürmt, ist eine willkommene Überraschung. Regisseur des Low-Budget-Spaßes aus dem Hause Blumhouse (u.a. „Sinister“, „Split“, „Get Out“) ist Christopher Landon, der zuvor an diversen Sequels der „Paranormal Activity“-Reihe mitgewirkt hat und hier eine frische Duftmarke mit diesem Maskenmann-Thriller mit Murmeltier-Twist setzt. Denn genau wie Bill Murray in Harold Ramis' beliebter Komödie „…und täglich grüßt das Murmeltier“ muss Jessica Rothe („La La Land“) als zickige College-Studentin denselben Tag immer und immer wieder durchleben – und sterben.

Happy Deathday (2017) Bild 1

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Mit fiesem Kater und Filmriss nach einer offensichtlich feucht-fröhlichen Party erwacht Tree Gelbman (Rothe) an ihrem Geburtstag im Bett eines Kommilitonen. Reichlich kühl fertigt sie den ihr angeblich unbekannten Carter (Israel Broussard) ab und stürmt aus dem Wohnheim. Bevor sie am späten Abend von einem mit Baby-Maske vermummten Angreifer erstochen wird, trifft sie auf diverse potentielle Verdächtige – beispielsweise auf ein vernachlässigtes Date, ihre empathische Mitbewohnerin, eine geheime Affäre und eine penetrante Umwelt-Aktivistin. Da Tree nach der tödlichen Attacke nicht ins Nirwana übergleitet, sondern am selben Morgen an derselben Stelle zu sich kommt, denkt sie zunächst an einen besonders lebendigen Albtraum. Als sich dann aber die Ereignisse des Tages exakt wiederholen und sie nach der erneuten Attacke des Killers schon wieder durch das Szenario muss, gerät sie langsam in Panik. Wie kommt sie aus dieser mysteriösen Zeitschleife raus und auf wessen Todesliste steht sie ganz oben? Durch ihren ignoranten Blick hat Tree womöglich lange übersehen, dass da jemand einen besonderen Groll gegen sie hegt – oder ist ihr Mörder vielleicht jemand ganz anderes?

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Auch wenn „Happy Deathday“ vor allem eine jüngere Zielgruppe ansprechen und mit seinem PG-13-Rating (entspricht hierzulande etwa einer FSK-Freigabe ab zwischen 12 und 16 Jahren) blutlechzende Horrorfreunde kaum zufriedenstellen dürfte, gelingt Regisseur Landon hier ein unerwartet treffsicheres Kinovergnügen zwischen Witz und Wahnsinn, das obendrein als perfekter Date-Film taugt. Abgesehen von ein paar zu überzogenen Gags und einem Mangel an Originalität in den Slasher-Sequenzen, imponiert das Werk besonders durch die wunderbare Performance seiner Hauptdarstellerin. So mag Jessica Rothes Tree zu Beginn alle Klischees der blonden Oberzicke erfüllen, nur um im Verlauf zu einer überaus coolen Heldin mit dem Herz am rechten Fleck zu mutieren. Mit dieser Entwicklung steht der Film im krassen Gegensatz zu all den stumpfen Genre-Vertretern, die mit ihren flach gezeichneten Figuren lediglich kreischende Killer-Beute servierten und vom Kritiker Roger Ebert seinerzeit passend als „Dead-Teenager-Movies“ tituliert wurden. „Happy Deathday“ stellt in seiner Spanne zwischen Comedy und Horror weniger die Jagd auf einen Irren mit Messer in den Vordergrund, als vielmehr die erzwungene Selbstreflexion seiner Protagonistin. Zu behaupten, man würde hier Zeuge einer unglaublich tiefen Charakterstudie werden, wäre natürlich deutlich übertrieben – doch in der Tat entlässt einen die zwar nicht übermäßig innovative, aber dennoch effektive, Produktion ausnahmsweise nicht mit einem blutigen Ende voller Zynismus, sondern mit einer positiven Aufbruchsstimmung nach einer Tortur, die selbst Sisyphos verzweifelt im Dreieck hätte springen lassen.

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In seiner Funktion als Slasher-Vertreter bleibt „Happy Deathday“ ansonsten grundsolide und präsentiert brav einen vermummten Bösewicht, der erwartungsgemäß unerwartet aus dem Nichts auftaucht. Es gibt keine sonderlich spektakulären Morde zu begutachten und der Kunstblutverbrauch beläuft sich auf das Minimum. Trotzdem gelingt es Christopher Landon, die Spannung in seinem eher zahmen Schocker auf einem angenehmen Level zu halten und nicht durch die gelegentlichen Albernheiten einstürzen zu lassen. Tatsächlich hat mich die letztliche Enthüllung des Schurken nach einer kleinen Wendung sogar überrascht. Dass „Happy Deathday“ dabei einem Meilenstein wie „Scream – Schrei!“ – dem letzten wirklich originellen Subgenre-Beitrag – nicht das Wasser reichen kann, sollte jedem im Vorfeld klar sein. Dennoch ist der Vergleich angebracht, denn während die Charaktere in Wes Cravens Meta-Film ihr Überleben der Kenntnis anderer Horrorstreifen verdankten, muss die geplagte Tree versuchen, die Details ihres eigenen Todestages zu analysieren und dadurch Schlüsse zu ziehen.

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Während es bei Bill Murray lediglich das Murmeltier war, grüßt bei Jessica Rothe täglich der Sensenmann – in einer durchweg unterhaltsamen und empfehlenswerten Genre-Überraschung.


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