Die Männer der Emden (2012)

0

Die Männer der Emden, D 2012 • 120 Min • Regie: Berengar Pfahl • Drehbuch: Berengar Pfahl & Axel Ricke • Mit: Sebastian Blomberg, Ken Duken, Jan Henrik Stahlberg, Oliver Korittke, Michael Lott • Kamera: Erich Krenek • Musik: Matthias Raue FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Kinostar Theater GmbH Kinostart: 31.01.2013 • Website

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

 

1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs: Der deutsche Kreuzer „Emden“ erwirbt sich durch List, Taktik und Fairness gegenüber dem Gegner einen Ruf bei Freund und Feind. „Gentlemen of War“ wird die Mannschaft selbst von britischen Zeitungen genannt. Doch Kriegsgegner bleibt Kriegsgegner – als eine Truppe von fünfzig Mann auf einem Atoll im Indischen Ozean eine Telegrafenstation der Engländer zerstört, müssen sie von Land aus mitansehen, wie die „Emden“ von einem australischen Zerstörer beschossen und versenkt wird. Kapitänleutnant von Mücke (Sebastian Blomberg), zwei Offiziere und die anderen Überlebenden beschlagnahmen ein britisches Segelschiff und versuchen, sich nach Deutschland durchzuschlagen – 13.000 Kilometer entfernt. Das neutrale niederländische Sumatra verweigert die erbetene Hilfe, es beginnt eine Odyssee zu Wasser, zu Lande, durch die Wüste. Unterwegs treffen sie auf eine schöne Türkin (Sibel Kekilli), die lange in Deutschland lebte und die Sprache perfekt beherrscht. Beinahe bahnt sich eine Love Story zwischen ihr und einem der Offiziere an. Beinahe: Die Schöne bleibt zurück. Zwei oder drei Männer müssen unterwegs ihr Leben lassen, doch den Übrigen gelingt tatsächlich die Heimkehr.

Anders als in Deutschland ist der Erste Weltkrieg in vielen Ländern noch mindestens ebenso stark im Bewusstsein verankert wie der Zweite, insbesondere in England und Frankreich. So gesehen war es ein zeitlich günstiger Schachzug, gerade nun schon einmal einen Film mit diesem Thema zu realisieren, da er sich in zwei Jahren (bei den unausbleiblichen Jubiläumsfeiern und Medienevents zum 100jährigen Jubiläum des Kriegsbeginns) sicher gut ins Ausland wird verkaufen lassen. Trotz des enormen Aufwands – der Film hat richtig Geld gekostet, das sieht man an jeder zweiten Einstellung, Sri Lanka und Malta waren u. a. Drehorte – ist es eine rein deutsche Produktion, finanziert von den üblichen Steuergeld-Fördertöpfen und der Degeto. Überdies wurde noch eine Fernsehfassung hergestellt, deren Handlungsfäden teilweise ganz anders verlaufen. Dort wird beispielsweise das Verhältnis zwischen der daheimgebliebenen Schönen (Felicitas Woll) und ihrem Offizier viel eingehender beschrieben, im Kino ist es nur eine kleine Episode am Rande.

Und was leistet ein solcher Film? Zunächst allerdings einen erstaunlichen Tabubruch: Deutsche Soldaten werden positiv gezeichnet, so positiv wie seit Joachim Hansen im Stern von Afrika nicht mehr. Ein Tabubruch, obwohl es sich um Weltkrieg Nummer Eins handelt, der aber schon zu Beginn in eine fatale Kontinuitätslinie gestellt wird, wenn die Schrift auf der Leinwand vom „Größenwahn“ der Deutschen am Vorabend jenes Krieges kündet – als hätten die anderen europäischen Großmächte damals nicht eine mindestens ebenso expansionistische Großmachtpolitik verfolgt. Das „Heldenhafte“ soll, ja es muss, sogleich wieder dialektisch gebrochen werden. Schade um die historische Wahrheit, die hier auf der Strecke bleibt.

Ansonsten, wie bei einem Degeto-Epos nicht anders zu erwarten, der übliche weichgekochte Mainstream-Schulfunk, wenig Gefühl für dramaturgisches Timing, Regisseur Pfahl war ein Pfahl im Fleische und/oder seine Drehbuchautoren. Dabei wirken die Schauspieler fast durchweg überzeugend und sympathisch, allen voran Sebastian Blomberg in der Rolle seines Lebens (das ist kein Lokalpatriotismus, er stammt aus Bergisch Gladbach gleich hier nebenan). Der Kapitänleutnant ist beinahe eine echte Glanzrolle, doch auch er wird letztlich zu oft von Buch und Regie im Stich gelassen. Frau Kekilli guckt mit dem bekannten nichtssagenden Face unter ihrem Schleier hervor und beweist, dass sie trotz Tatort-Erfahrung seit ihren Pornotagen nichts dazugelernt hat – ich fand sie auf dem Rücken liegend besser. Wer sich gut unterhalten will, sollte um „Die Männer der Emden“ einen Bogen machen und sich lieber an „Hotel Fickmichgut“ oder anderen Kekilli-Frühwerken laben.


Trailer

Überblick der Rezensionen
Gesamt
die-maenner-der-emdenDie Männer der Emden, D 2012 • 120 Min • Regie: Berengar Pfahl • Drehbuch: Berengar Pfahl & Axel Ricke • Mit: Sebastian Blomberg, Ken Duken, Jan Henrik Stahlberg, Oliver Korittke, Michael Lott • Kamera: Erich Krenek • Musik: Matthias Raue • FSK: ab...