Die Legende von Aang (2010)

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The Last Airbender, USA 2010 • 103 Min • Regie: M. Night Shyamalan • Mit: Noah Ringer, Dev Patel, Nicola Peltz, Jackson Rathbone, Cliff Curtis, Shaun Toub, Aasif Madvi • FSK: ab 6 Jahren • Kinostart: 19.08.2010 • Offizielle Facebook-Seite

Inhalt

Die Legende von Aang Filmbild 1Vor langer Zeit lebten die vier Nationen in Harmonie – Erde, Luft, Feuer und Wasser im natürlichen Gleichgewicht. Doch der Frieden ist brüchig. Die Feuernation unter Herrschaft der machtsüchtigen Ozai (Cliff Curtis) beginnt eine Invasion. Erbarmungslos jagen ihre Soldaten jene, die in der Lage sind, die Elemente nach ihrem Willen zu beherrschen. Das friedliebende Volk der Luft-Nomaden in ihren Tempeln fällt dem Eroberungsfeldzug als erstes zum Opfer. Der Schlag hat ein bestimmtes Ziel. Der Avatar, Verbindung zur übernatürlichen Geisterwelt und Herr über alle vier Elemente, wird zyklisch wiedergeboren, und diesmal sind die Luftzähmer an der Reihe. Durch Glück entrinnt der Avatar, der junge Aang (Noah Ringer), den Häschern des Feuerimperiums. Allerdings zahlen er und die ganze Welt dafür einen hohen Preis. 100 Jahre schläft er, eingeschlossen im ewigen Eis des Südpols. Eines Tages stoßen die Geschwister Katara (Nicola Peltz) und Sokka (Jackson Rathbone) auf den Jungen und befreien ihn und sein Haustier, das fliegende Bison Uppa. Gemeinsam beschließt das Trio, zu den mächtigen Wassermeistern zum Nordpol zu reisen. Dort soll Aang lernen, die Fluten des Ozeans zu bändigen, um den Heeren der Feuernation die Stirn bieten zu können. Doch sein Wiederauftauchen bleibt nicht unbemerkt, und bald heften sich Verfolger an seine Fersen: Der skrupellose Kommandant Zhao (Aasif Mandvi) sowie der verstoßene Prinz Zuko (Dev Patel) und dessen Ziehvater und Onkel Iroh (Shaun Toub).

Hintergrund

Die Legende von Aang SerieDie Legende von Aang (OT: The Last Airbender) ist die Adaption der beliebten Serie "Avatar – Der Herr der Elemente". Die drei Staffeln der Animationsserie liefen von 2005 bis 2008 auf dem Sender Nickelodeon und mauserten sich schnell zum Aushängeschild des Unternehmens. Die amerikanische Produktion war nicht nur inhaltlich, sondern auch formell stark von ostasiatischen Einflüssen durchzogen. Der Zeichenstil ist ein origineller Hybrid aus japanischem Anime und westlichem Zeichentrick. Das zentrale Elemente der Show, das sogenannte „benden“ (dt. „bändigen“) der vier Elemente, ist von ostasiatischer Kampfkunst inspiriert (schnelle, impulsive Bewegungen des Shaolin-Kung-Fu für das Feuer oder die fließenden Bewegungsabläufe des Tai-Chi für Wasser), genauso wie viele andere Mythen oder Philosophien der Sendung.

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Bis heute existiert eine treue Fangemeinde; Comics und eine nicht minder gefeierte Sequel-Serie, "Die Legende von Korra", waren die Folge.

Regisseur M. Night Shyamalan erlangte durch den Überraschungshit The Sixth Sense mit Bruce Willis und Haley-Joel Osment rasch Weltruhm. Die Legende von Aang ist das bis dato größte Projekt des indisch-stämmigen Regisseurs. Das Budget betrug 150 Millionen US-Dollar, die Drehzeit knapp drei Monate.

Kritik

Zu Anfang muss deswegen eine Lanze gebrochen werden: Die Legende von Aang ist bei weitem nicht so schlecht, wie einen Fans und Kritiker glauben machen wollen.

Im Gegenteil, der Film ist eine weitgehend werkgetreue Adaption der wunderbaren Trickserie und ein gelungener, kindlicher Fantasy-Blockbuster. Mit seiner pazifistischen Grundbotschaft und seinem Bekenntnis zu dieser reinen Fantasy-Welt ist er eine willkommene Abwechslung zu immer größeren, immer lauteren, immer kälteren und vermehrt auch immer zynischeren Jugendfilmen. Immerhin: Im wenige Jahre vorher veröffentlichten Goldenen Kompass durften die Guten den Bösen noch in Großaufnahme den Kiefer herausreißen.

Die Legende von Aang Filmbild 2Solche Exzesse sind Shyamalan fremd. Der Inder hat sich seit jeher mit Außenseitern, mit vom Schicksal gebeutelten und der Welt entfremdeten Menschen beschäftigt. Das Ziehvater-Sohn-Gespann aus The Sixth Sense oder die mutterlose Familie aus Signs – Zeichen seien als Beispiel genannt. Für den melodramatischen Kern der Geschichte um den in Ungnade gefallenen Prinz Zuko und seinen Ziehvater oder die Patchwork-Familie um Katara, Sokka und Aang war Shyamalan also die perfekte Wahl. Für diese Momente nimmt er sich Zeit. Für Zukos Lamentieren über seine verhasste Familie, für Aangs Trauer zwischen den Gebeinen seines ermordeten Volkes, für Sokkas verzweifelte Versuche, seiner jüngeren Schwester Beschützer, Freund und Vater zugleich zu sein, für Onkel Irohs wehmütige Blicke und schützende Hand über seinen geliebten Neffen.

Das Drehbuch knirscht lediglich bei den Dialogen, dort dafür aber gewaltig. Jeder Film, der sich einen Off-Erzähler leistet, der die Szenenübergänge notdürftig zusammenkleistert, sollte herausragend gute Texte anbieten. Die Legende von Aang bietet meist leider nur aufgeschriebene – und demnach leider auch meist so aufgesagte – Exposition. Entweder Erklärungen des Offensichtlichen, Wiederholung von bereits Gezeigtem oder auch solche Momente, die besser verbildlicht worden wären. „Ich bin Prinz Zuko, Thronfolger des Feuerlords“, brüllt demnach Dev Patel bei seinem ersten Auftritt. Ungeschickt.

Dass dieser Ansatz, den die Darsteller von angestrengt (Hauptdarsteller Ringer) über angemessen (Patel) bis zu ausgezeichnet (Toub) spielen, vom Publikum und Kritik weitestgehend mit Spott bedacht wurde, sagt wohl mehr über unsere Sehgewohnheiten denn wirkliche Qualität aus. In Zeiten, in denen brutaler Zynismus wie Transformers 4: Ära des Untergangs oder betont ironischer, zusehends aber auch infantiler Comic-Quatsch wie Guardians of the Galaxy die Bestenlisten beherrschen, ist Shyamalan vielleicht einfach der falsche Mann zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein Autorenfilmer, inkompatibel mit den Sehgewohnheiten der Traumfabrik.

Die Legende von Aang Filmbild 3Das heißt nicht, dass Die Legende von Aang frei von Fehlern wäre. Besonders beim Erzähltempo und Rhythmus hapert es gewaltig. Serienfan Shyamalan bemüht sich sichtlich darum, möglichst viel Material aus der Vorlage auf die Leinwand zu bringen. Gerade im Mittelteil zerbricht der Film dadurch für Nichtkenner der Vorlage in ein episodenhaftes Stückwerk. Darunter haben wiederum der wichtige Anfang sowie das große Finale bei den Wasserstämmen zu leiden. „Buch Eins: Wasser“ heißt dieses Kapitel der Saga. Die Macher hätten gut daran getan, sich auch auf diesen Aspekt zu konzentrieren und die Abschnitte im unterdrückten Erdkönigreich sowie die Rettungsaktion des mysteriösen „blauen Geistes“ aus dem Film zu streichen.

Das hätte allerdings bedeutet, dass die Zuschauer auf zwei der schönsten Action-Szenen hätten verzichten müssen. Diese verdienen ohnehin gesondertes Augenmerk und besonderes Lob, denn hier kann Die Legende von Aang glänzen. Lange Sequenzen dieser Choreographien sind als One-Shot, also ohne erkennbaren Schnitt gedreht. Statt stakkatoartiger Momenteindrücke bietet der Film dadurch elaborierte Kampfkunstdarbietungen. Insbesondere der Kampf im verlassenen Tempel von Aangs Volk sowie die Schlacht gegen Ende bleiben im Gedächtnis. Für die Kamera verantwortlich zeichnet immerhin Herr-der-Ringe-Veteran Andrew Lesnie.

Die Legende von Aang Filmbild 4Probleme bekommt Shyamalans Regie immer dann, wenn er sich aus seiner Komfortzone, eng abgesteckten Räumen, hinaus bewegen muss. Die Inszenierung von Weite und großem Spektakel ist seine Sache nicht. Besonders ins Gewicht fiel das beim Katastrophen-Debakel The Happening, in dem Mark Wahlberg und Zooey Deschanel orientierungslos durch die Gegend stolperten, auf der Flucht vor rachsüchtigem Grünzeug. Auch hier bleibt die Kamera stets nah an den Figuren. Nur einen einzigen Flug auf dem Himmelsbison Appa gönnt uns der Film. Und diese Szene steckt selbst hinter dem wilden Ritt auf dem Glücksdracheb Fuchur aus Die unendliche Geschichte zurück.

Ein großes Problem des Filmes ist, wie schon erwähnt, seine Materialfülle. Gerade die sehr schöne, ostasiatische Mythologie und Spiritualität hagelt ungebrochen auf den Zuschauer ein. Welche Bedeutung diese zwei Koi-Karpfen am Ende weswegen gehabt haben, erschließt sich wohl lediglich Serienkennern, die bereit sind, Lücken im Kopf zu schließen, vollständig. Ein Problem, welches Fans der Harry-Potter-Filme nur zur Genüge kennen dürften.

Fazit

Viel Feind, wenig Ehr'. Für M. Night Shyamalan ging der Abstieg von der Skyline zum Bordstein auch mit Die Legende von Aang unaufhaltsam weiter. Der Film floppte, weitere Teile des erhofften Franchises blieben bis heute aus. Unverdient. Der Film ist ein phantastischer Blockbuster, der sich seiner Vorlage achtungsvoll nähert und einen willkommen Ruhepol gegen immer lautere und hysterischere Blockbuster bietet, die sich vermeintlich an Jugendliche richten. Zwischen all diesen Divergents, City of Bones, Percy Jacksons oder Ähnlichem hätten sowohl der Film als auch sein Macher etwas mehr Achtung verdient gehabt.

Trailer

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