Citadel (2012)

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Citadel, IRL/GB 2012 • 84 Min • Regie & Drehbuch: Ciaran Foy • Mit: Aneurin Barnard, James Cosmo, Wunmi Mosaku, Jake Wilson, Amy Shiels • Kamera: Tim Fleming • Musik: tomandandy • FSK: ab ? Jahren • Verleih: Films Distribution • Website

 

Citadelx3In der Folge britischer Hoodie-Schocker wie „Heartless“ (2009) oder „F“ (2010) schiebt nun auch der irische Newcomerregisseur Ciaran Foy etwas Subgenre-Brikett nach und zeigt in „Citadel“ einen jungen Mann, für den die Begegnung mit einer Bande vermummter Kids ebenfalls fatale Konsequenzen gehabt hat: Tommy (Aneurin Barnard) musste mitansehen, wie seine schwangere Frau von diesen brutal zusammengeschlagen wurde und infolge dessen ins Koma fiel. Ihr Kind konnte von den Ärzten zwar gerettet werden, doch Tommy erweist sich nach dem Vorfall als psychisch wenig stabiler Vater. Paranoia und Agoraphobie bestimmen seinen Alltag; der Schritt vor die Haustür wird für ihn stets zur harten Mutprobe, die dämonischen Täter scheinen ihm auf Schritt und Tritt zu folgen. In einer frühen Szene demonstriert Foy, wie sich die Ängste des Mannes körperlich manifestieren: Tommy geht gebückt, in sich gezogen – wie ein typisches Opfer, das wird uns bei dessen Therapiesitzung erklärt. Diese Schutzhaltung prädestiniere ihn allerdings nur dazu, weiter attackiert zu werden. Wenn er nicht lernt, aus seiner persönlichen Festung zu entfliehen und sich seinem Leben erneut zu stellen. Die Darstellung von dessen Figur wirkt angemessen, man mag Tommy seine innere Pein nur zu gerne abnehmen. Doch was möchte uns der Regisseur hier noch berichten, wenn man mal von dem authentischen Protagonisten absieht?

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Citadelx1Der Horrorfilm verarbeitet seit jeher gerne aktuelle Themen, indem er diese übersteigert oder gar auf eine fantastische Ebene hebt. Dagegen ist natürlich auch in Foys Arbeit absolut nichts einzuwenden. Das Resultat entpuppt sich hier jedoch leider als eher ernüchternd. „Citadel“ bietet inhaltlich nichts neues, was wir nicht auch schon aus den manchmal besseren, manchmal schlechteren Vertretern seiner Gattung kennen. Jugendkriminalität stellt ein ernstes Problem dar, nicht nur in Großbritannien. Die Täter scheinen in dieser filmischen Aufarbeitung direkt dem Höllenfeuer zu entstammen, was eine Auseinandersetzung mit den sozialen Mechanismen hinter ihrer Grausamkeit beharrlich blockiert. Sie terrorisieren hier schlicht ihre Mitmenschen und stehlen deren Kinder – das ist ihre Agenda. Eine Schwarz-weiß-Zeichnung, Gut-und-Böse-Darstellung, ist das, was uns das Werk letztlich anbietet. Und da Foy das Gute, Optimistische, in Gestalt der Krankenschwester Marie (Wunmi Mosaku) im Verlauf – im wahrsten Sinne – nicht weiter verfolgt, bleibt Tommy als Stütze nur ein verbitterter, permanent fluchender Priester (James Cosmo). Das führt uns dann in ein finsteres Endzeitszenario mit beunruhigenden Sounds und Klängen (die Genreprofis tomandandy leisten hier ganze Arbeit), in dem das Drama der Figuren aber leider langsam zu versinken droht. Für Fans der schnellen Gänsehaut und Schocks gibt es ohne Zweifel bedrohlich umgesetzte Szenen zu begutachten, die aber am Ende auch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass „Citadel“ letztlich nichts anderes als ein handwerklich gut gemachter Reißer ohne Langzeit- oder Tiefenwirkung ist.

Citadelx2Neben all der Atmosphäre werden die üblichen Klischees und Unsinnigkeiten bedient. Da gibt es ein gutes Kind, das blind ist, aber natürlich trotzdem „sehen“ kann. Da gibt es die Fahrstuhltür, die sich selbstverständlich nur dann nicht öffnet, wenn es gerade am nötigsten ist. Da gibt es Menschen, die in einer heruntergekommenen Gegend nachts unter dunklen Unterführungen spazieren gehen und selbst einer dringend suspekten Horde ohne Skepsis in die Arme laufen. Da gibt es den üblichen, lauten Klimax, der sämtliche Subtilität von zuvor auf einen Schlag wieder vergessen macht und eine Abschlußszene, die gerne bedeutsamer wäre, als sie das dann ist. An all dem würde man sich vermutlich weniger stören, wenn sich „Citadel“ zu Anfang nicht so auf sein raues, real gezeichnetes Umfeld gestürzt hätte – wenn der Schrecken direkt aus dem Popcornbecher und nicht aus den Abendnachrichten zu einem herübergestiert hätte. Der Anspruch verpufft kraftlos im modernen Genre-Nirwana.

„Citadel“ ist einer dieser typischen Filme, die irgendwann ohne besondere Ankündigung im Handel oder in den Videotheken ausliegen und nach deren Sichtung man möglicherweise sagen mag: „Hey, so schlecht war der ja gar nicht!“ Ob man das dann aber als außerordentliches Kompliment auffassen darf … ?


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