Breaking Bad S05E13 “To’hajiilee” Kritik

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ACHTUNG, dieser Beitrag enthält massive Spoiler zu der aktuellen Episode 5×13, “To’hajiilee”!

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

"To’hajiilee", das ist der Episodentitel der aktuellsten Breaking Bad-Folge. Aufmerksame Zuschauer wussten längst, dass dieser Name für ein Indianerreservat in der Wüste nahe Albuquerques steht und ahnten bereits, dass sich an diesem abgelegenen Fleckchen, an dem Walt seinen Geldvorrat verbuddelt hat, etwas Großes ereignen würde. Doch was unseren Protagonisten Jesse, Walt und Hank dort widerfuhr, sprengte jede Vorstellungskraft.

Dass es überhaupt dazu kommen konnte, verdanken wir Walts Torheit. Wie ein Berserker rast er instinktgesteuert zu seinem Versteck und bringt damit Hank und Gomez auf die entscheidende Fährte. In jedem anderen Film oder jeder anderen mittelprächtigen TV-Serie würde man vielleicht einfach abwinken und Walt charakterfremdes Verhalten attestieren, ungefähr so: "Wie kann ein so genialer, gerissener Kopf wie Walter nur so einfach in die Falle tappen? Wo bleibt die Logik?". Nicht so bei Breaking Bad, fünf lange Jahre haben Vince Gilligan und sein Team Walts Charakter bis zur Perfektion geschliffen, seine Motive, seine Metamorphose in Heisenberg, seine Stärken und Schwächen, die in dieser Folge von besonderer Relevanz wurden, herausgearbeitet. Die Mühe um die präzise Zeichnung seiner Figuren zahlt sich für Breaking Bad nun aus, die töricht-naive Kurzschlußreaktion von Walter wirkt im Gesamtbild nun glaubwürdig und erteilt uns eine Lektion fürs Leben, dass selbst der klügste Kopf zum Heißsporn werden kann, wenn man nur die richtigen Knöpfe drückt. Walts Schwäche für seine Familie macht ihn verwundbar und im wahrsten Sinne des Wortes zum Rasenden, der um seine finanzielle Hinterlassenschaft für Skyler und Junior fürchtet und seinen brillanten Verstand für kurze Zeit ausschaltet.

Breaking-Bad-513Auf dem Weg dorthin legt sich eine beinahe unheimliche Bedrohlichkeit wie ein Schleier über die gesamte Episode, die wie ein instabiler Reaktor jederzeit zu explodieren droht und eine ganze Menge Nervenkitzel-Momente herbeiführt. Als Walt mit der Nazi-Bande eine Übereinkunft trifft und nach Jesses Leben trachtet, erhält die Spannungskurve ihren ersten großen Ausschlag. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, wer würde wen zuerst erwischen? Während Onkel Jacks Handlanger nach Jesse suchen, arbeiten Hank, Gomie und Jesse auf Hochbetrieb, um Walter zur Strecke zu bringen. Als schließlich Hank mit einem raffinierten Plan Walt austrickst, ironischerweise mit derselben Methode, die Walt benutzt, um Jesse aus der Reserve zu locken, indem er Jesses Achillesferse Andrea findet, wird die Spannung schier unmenschlich. Regisseurin Michelle MacLaren, die bereits einige hervorragende Breaking Bad-Folgen inszeniert hat (u.a. "Salud" und "Buried"), schafft in dieser Episode eine unfassbar dichte Atmosphäre mit nervenzerreißendem Suspense, der sogar dem Meister Alfred Hitchcock geschmeichelt hätte. Der absolute Höhepunkt ist dann erreicht, als dem Zuschauer langsam dämmert, dass gleich Onkel Jack ungeachtet der Anweisungen von Walter auf den Plan tritt und einen unvermeidlichen Zusammenprall provoziert, der schließlich in einem gewaltigen Shootout mit einem ganz bösen Cliffhanger endet.

Im Kugelhagel der Gefühle wird der Zuschauer geradezu gezwungen, Farbe zu bekennen und seinen Lieblingsfiguren, von denen es bis auf Walt jeden treffen kann, die Daumen zu drücken. Und selbst Walt, der in dieser Folge tiefe Einblicke in sein Innenleben gewährt und sich sehr schwer tut, Jesse zum Abschuss freizugeben und schließlich mit seiner Selbstaufgabe zumindest etwas Courage beweist, bleibt von dieser Zuschauer-Evaluation nicht ausgenommen. Ich muss zugeben, dass Walt bei mir ein paar wenige Sympathien zurückgewonnen hat.