Box-Office USA – Knapper Sieg für Gänsehaut, Crimson Peak floppt

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Box Office USA Gänsehaut Crimson Peak

Quelle: Boxofficemojo

Obwohl am vergangenen Wochenende gleich drei große Neustarts mit viel Potenzial ins Rennen um die Gunst der Zuschauern in den nordamerikanischen Kinos geschickt wurden, schnitt keiner wirklich über den gemäßigten Erwartungen ab, sodass der Gesamtumsatz der Top 12 sich lediglich um 1,4% gegenüber der Vorwoche auf $111,6 Mio verbesserte. Verglichen mit dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als der Kriegsfilm Herz aus Stahl die Charts anführte, ging es um 8% runter. Es war ein insgesamt eher unaufregendes Wochenende. Nachdem Der Marsianer den Oktober mit bombastischen Zahlen eröffnet hatte, stellte sich im weiteren Verlauf die Ruhe vor dem Sturm ein, der uns im November und Dezember in Form von Spectre, Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2, Arlo & Spot und Star Wars: Das Erwachen der Macht erwartet.

In einem knappen Zweikampf um die Spitze der US-Kinocharts, ging das familientaugliche und mit der Nähe zu Halloween zeitlich perfekt abgestimmte Fantasy-Gruselabenteuer Gänsehaut als Sieger hervor. Der auf den beliebten gleichnamigen Büchern von R. L. Stine basierende Film mit Jack Black spielte von Freitag bis Sonntag $23,6 Mio von 3501 Kinos ein und erreichte damit einen soliden Schnitt von $6746 pro Kino. Mich erinnert der Start sofort an Pixels mit Adam Sandler, der mit $24 Mio aus den Startlöchern kam und mit knapp $79 Mio die Kinos verlassen wird. Sowohl Gänsehaut als auch Pixels hatten eigentlich Potenzial für mehr, denn beide nutzten Vorlagen, die ganze Generationen geprägt haben und haben Konzepte, die leicht zu vermarkten sind. In beiden Fällen wird es jedoch nur bei einem soliden, aber nicht überragenden Einspielergebnis bleiben. Gänsehaut hat den Vorteil, dass das Budget des Films mit $58 Mio knapp $30 Mio unter den Produktionskosten von Pixels liegt.

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Interessanterweise konnte Gänsehaut nicht so sehr mit dem Nostalgie-Faktor punkten, sondern funktionierte vor allem wie ein Familienfilm. Etwa 59% der Kinogänger am Startwochenende des Films waren unter 25, 60% waren Familien. Bei seinem Publikum kam der Film sehr gut an und wurde mit einem "A"-CinemaScore bewertet (äquivalent einer "1"). Das deutet auf eine lange Laufzeit hin und gerade im Bereich der Familienfilme sind die nächsten beiden Wochenenden ganz leer. Daher sollte der Film auf jeden Fall mindestens $70 Mio in den USA erreichen und die Kinos vermutlich mit $75-85 Mio verlassen. Ob das für das geplante Sequel ausreicht, wird davon abhängen, wie gut der Film außerhalb von Nordamerika läuft.

Im Gegensatz zu Gravity hat Ridley Scotts Der Marsianer es nicht geschafft, die Nummer 1 der Charts zum dritten Mal in Folge zu beanspruchen und rutschte mit $21,3 Mio (-24,4%) auf Rang 2. Dabei hielt sich der Film deutlich schlechter als Gravity, der lediglich 30,5% an seinem dritten Wochenende verlor, aber besser als Interstellar, der um 45,8% nachgab. Mit dem vorläufigen Gesamteinspiel von $143,6 Mio ist Der Marsianer nach lediglich 17 Tagen bereits der dritterfolgreichste Film von Ridley Scott in den USA und hat trotz eines ähnlichen Startwochenendes das Gesamteinspiel von Prometheus längst hinter sich gelassen. Auch Scotts Hannibal ($165,1 Mio) und Gladiator ($187,7 Mio) wird er in den nächsten Wochen problemlos schlagen und mit Sicherheit als siebter Film von 2015 an der $200-Mio-Marke vorbeiziehen. Verglichen mit den beiden anderen Weltraum-Erfolgen der letzten Jahre, liegt Der Marsianer 15% hinter Gravity im selben Zeitraum, aber immerhin 18% vor Interstellar. Bis zur Ankunft von Spectre wird Der Marsianer von Blockbuster-Konkurrenz verschont bleiben und sollte sein Durchhaltevermögen in den kommenden Wochen entfalten. Ich vermute ein Gesamteinspiel von $205-210 Mio für den Film.

Steven Spielbergs vierte Zusammenarbeit mit Tom Hanks, Bridge of Spies – Der Unterhändler, landete am Wochenende mit $15,4 Mio von 2811 Kinos auf Rang 3 der Charts und schrieb einen Schnitt von $5468 pro Kino. Bei Namen wie Spielberg und Hanks ist das Startergebnis alles andere als überwältigend, doch das 140 Minuten lange Drama über ein Kapitel des Kalten Kriegs ist auch nicht gerade leicht an den Mann zu bringen, sogar mit Namen wie diesen. Hier wird auf Langlebigkeit an den Kinokassen gesetzt und nicht auf schnelle Mark. Als Spielbergs letzter Film, Lincoln, im November 2012 breit anlief, spielte er $21 Mio am Startwochenende ein. Das waren jedoch weniger als 12% seines finalen Einspielergebnisses, denn dank Oscar-Hype und positiver Mundpropaganda verbrachte Lincoln insgesamt zehn Wochen in der Top 10 der US-Charts und spielte insgesamt über $180 Mio ein.

Lincoln und Gefährten, die letzten beiden Filme von Spielberg, wurden zusammengerechnet für 18 Oscars nominiert. Angesichts sehr positiver Rezensionen und einer oscarfreundlichen Thematik, könnte auch Bridge of Spies eine wichtige Rolle im diesjährigen Oscar-Rennen spielen und das würde die Ausdauer des Films am Box-Office begünstigen. Knapp 89% der Besucher des Films am Startwochenende waren über 25, ganze 43% waren sogar über 50. Älteres Zuschauer rennen meist nicht sofort am Startwochenende eines Films ins Kino, was eine lange Laufzeit von Filmen mit einem solchen Zielpublikum ermöglicht. Die Zuschauer bewerteten den Film zudem mit einem "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1"). Eine ähnliche Performance zu Argo ist vorstellbar. Jener Film startete im Oktober 2012 mit $19,5 Mio und spielte insgesamt $136 Mio ein. Bridge of Spies könnte also irgendwo im Bereich von $70-100 Mio landen, abhängig von der Stärke des Films im Oscar-Rennen. Letztendlich könnte sich der Film also als der umsatzstärkste von den Neustarts der vergangenen Woche entpuppen. Für die $40 Mio teure Produktion wäre das ein recht ordentliches Ergebnis und für Hanks sein dritter US-Hit in Folge nach Captain Phillips ($107,1 Mio) und Saving Mr. Banks ($83,3 Mio).

Sehr schwach und unter den meisten Erwartungen betrat Guillermo del Toros wunderschön gefilmter Gothic-Horrorfilm Crimson Peak die Bühne. Nur $13,1 Mio spielte der Film in seinen ersten drei Tagen von 2984 Kinos ein (im Schnitt $4405 pro Kino). Historische Horrorfilme sind vermutlich nicht ganz leicht dem meist recht jungen, horroraffinen Publikum zu verkaufen. Wiederum ist es auch nicht leicht, einem älteren Publikum einen Horrorfilm schmackhaft zu machen. Darin lag vermutlich das Problem von Crimson Peak. Es sieht leider ganz danach aus, als würde Crimson Peak del Toros umsatzschwächster breit gestarteter Film seit Mimic vor 18 Jahren sein. Da wird auch Halloween Ende des Monats kaum helfen, insbesondere da mit The Last Witch Hunter und Paranormal Activity: The Ghost Dimension kommendes Wochenende direkte Konkurrenz für Genrefans ansteht. Das mittelprächtige "B-"-CinemaScore (äquivalent einer "2-"), das die Zuschauer dem Film am Startwochenende vergaben, wird hinsichtlich der weiteren Laufzeit auch nicht gerade förderlich sein. Dem Film winken insgesamt bestenfalls $30-35 Mio. Angesichts von $55 Mio Produktionsjosten, sollte das Studio ganz stark auf bessere Ergebnisse aus der Übersee hoffen.

Hotel Transsilvanien 2 bewies wieder Standhaftigkeit, ging lediglich um 38,1% gegenüber der Vorwoche zurück und spielte weitere $12,6 Mio ein, womit er die Top 5 der Wochenendcharts abrundete. Nach vier Wochen steht das Animations-Sequel bei sehr guten $136,8 Mio in den USA und damit 15% vor dem Einspiel seines Vorgängers im selben Zeitraum. Insgesamt fehlen jetzt weniger als $12 Mio, um das Endergebnis des ersten Films zu übertreffen, was spätestens innerhalb der nächsten zwei Wochen eintreten sollte. Letztes Wochenende verlor Hotel Transsilvanien 2 mit Sicherheit viele seiner potenziellen Zuschauer an Gänsehaut. Ohne direkte Familienkonkurrenz in den nächsten beiden Wochen, sollte der Film eine sehr gute Zeit vor sich haben und ein finales Einspielergebnis von rund $170 Mio erreichen.