Box-Office USA – Zero Dark Thirty ist eine solide Nummer 1

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Box-Office USA - 11.-13.01.2013 Zusammenfassung und Analyse

Quelle: Boxofficemojo

Nachdem das US-Box-Office am vorletzten Wochenende dem Vorjahr knapp unterlag, holte 2013 letztes Wochenende auf. Obwohl das Top-12-Einspiel um 2,2% gegenüber der Vorwoche verlor, ging es verglichen mit dem gleichen Wochenende 2012 um 5,4% rauf. Das ist besonders beeindruckend angesichts der Tatsache, dass das zweite Januar-Wochenende letztes Jahr das lange Martin-Luther-King-Feiertagswochenende war und deshalb eigentlich das Box-Office einen Vorteil hatte. Dieses Jahr konnte aber zwei solide Neustarts sowie einen erfolgreich breit gestarteten Oscarkandidaten (Zero Dark Thirty) dagegen halten. Da dieses Jahr die Oscarnominierungen deutlich früher als sonst im Jahr verkündet wurden, hielten sich die Oscarkandidaten entsprechend gut. Allerdings zeigte das letzte Wochenende auch ganz deutlich, wie schlecht die Starttermine in den US-Kinos von den Studios geplant wurden. Die vier erfolgreichsten Filme vom Wochenende wiesen das R-Rating auf (Altersfreigabe ab 17). Insgesamt waren sechs Filme der Top 10 R-rated. Diese restriktive Freigabe führte natürlich zu einem deutlichen Unterangebot für Familien und junge Kinogänger, zugleich aber auch dazu, dass die vielen Filme, die ein erwachsenes Publikum ansprechen, sich gegenseitig die Zuschauer stahlen. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Kommendes Wochenende werden zwei weitere R-rated Filme in den USA starten (Broken City und The Last Stand), das Wochenende darauf noch drei mehr. Bis Mitte Februar wird das Familienpublikum keinen Nachschub bekommen. Das wird allen beteiligten Studios einiges an Box-Office-Potenzial kosten, da die nicht-jugendfreien Filme im Januar und Februar konkurrenzberdingt nicht ihr volles Potenzial entfalten werden können.

Platz 1 der Charts ging an Kathryn Bigelows Nachfolger zu ihrem Oscar-Triumph Tödliches Kommando – The Hurt Locker. Zero Dark Thirty, der zwar überraschenderweise eine Oscarnominierung für Bigelow verpasste, aber dennoch als Bester Film bei den Oscars nominiert wurde und dazu noch vier weitere Nominierungen einheimste, konnte sich in den letzten Wochen (u.a. auch durch diverse andere Filmpreise und Nominierungen) einiges an Oscar-Hype aufbauen. Deshalb expandierte er sehr erfolgreich von 60 in 2937 Kinos und erwirtschaftete am Wochenende ansehnliche $24,4 Mio, wobei er einen Schnitt von $8321 pro Kino vorweisen konnte. Seit seinem limitierten Start im Dezember hat Zero Dark Thirty bislang $29,9 Mio eingespielt. Das alleine liegt schon mehr als 75% über dem Gesamteinspiel von The Hurt Locker und macht den Film zum dritterfolgreichsten von Kathryn Bigelows Karriere (nach K19 – Showdown in the Tiefe und Gefährliche Brandung). Der Film wurde primär vom älteren männlichen Publikum gesehen (59% der Zuschauer vom Startwochenende waren männlich und 62% über dem Alter von 30). Obwohl der Film durch seine Struktur, trockene Erzählweise und eine zweieinhalbstündige Laufzeit schwer zugänglich erscheint, belohnte ihn das Publikum mit einem CinemaScore von "A-" (äquivalent einer 1-) zum Start. Das verspricht an sich in der Regel eine lange und erfolgreiche Laufzeit in den Kinos. Allerdings stellt sich hier das enorme Problem der Konkurrenz. Der Film spricht, wie erwähnt, ein erwachsenes männliches Publikum an. Das tun jedoch auch die kommenden Filme The Last Stand, Parker, Shootout und Broken City. Natürlich wird Zero Dark Thirty dank Oscar-Bonus die Konkurrenz besser meistern können als manch anderer Film, doch er wird trotzdem daran leiden und deshalb womöglich die $100 Mio-Marke verfehlen. Doch auch ein Gesamtergebnis von $80-95 Mio (welches ich für realistisch ansehe), ist ein großer Erfolg für die $45 Mio-Produktion und wäre ein weiterer Beweis für die Stärke von R-rated-Filmen von 2012.

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Die Horror-Parodie A Haunted House, die die neuen Horrorproduktionen wie Paranormal Activity und Devil Inside ins Visier nimmt, startete trotz mieser Kritiken erfolgreich auf Rang 2 mit $18,1 Mio von 2160 Kinos und erzielte mit $8380 den besten Schnitt vom Wochenende. Das Startwochenende alleine macht den Film bereits zu einem großen Sieger für den Verleiher Open Road Films, da die Produktionskosten des Streifens lediglich $2,5 Mio betrugen. Open Road Films hatte bereits letztes Jahr Glück mit einem Januar-Start, als The Grey – Unter Wölfen $51,6 Mio in den Kinos einnehmen konnte. Der Start von A Haunted House liegt in der gleichen Liga wie die Starts von Date Movie ($19,1 Mio), Fantastic Movie ($18,6 Mio) und Meine Frau, die Spartaner und ich ($18,5 Mio) und beweist, dass billig produzierte Parodien immer noch eine Marktnische belegen können. Dass es sich hier um ein Nischenprodukt handelt, kann man an der Zusammensetzung des Publikums am Startwochenende sehen. Etwa 48% der Zuschauer waren Afro-Amerikanier, weitere 30% waren Latinos. Die Zuschauer vergaben bei der Start-Umfrage dem Film eine Durchschnitts-CinemaScore-Wertung "B-", was zwar deutlich besser als die allgemeinen Kritiken ist, aber auch keinen sonderlichen Grund zur Freude darstellt. Da sich solche Filme in der Regel nie sehr lange in den Charts halten, erwarte ich auch hier keine Abkehr von diesem Trend. Insgesamt wird A Haunted Hosue etwa $40-45 Mio einspielen, bevor er aus den Kinos verschwindet.

Der dritte Platz der US-Kinocharts ging am Wochenende an Gangster Squad. Der mit Ryan Gosling, Sean Penn, Nick Nolte, Josh Brolin und Emma Stone sehr prominent Besetzung Gangster-Actioner sammelte in den ersten drei Tagen $17,1 Mio von 3103 Kinos ein. Somit startete er schwächer als A Haunted House, obwohl er in fast 1000 Kinos mehr anlief. Der Regisseur des Films, Ruben Fleischer, kann scheinbar nach seinem großen Wurf, Zombieland ($75,6 Mio) keinen ähnlich bemerkenswerten Hit mehr landen. 30 Minuten oder weniger enttäuschte vor zwei Jahren mit $37,1 Mio. Gangster Squad, der aufgrund des Aurora-Amoklaufs im Juli von September in den Januar verlegt werden musste (Nachdrehs waren erforderlich), startete angesichts des $60 Mio-Budgets und des Riesen-Casts ebenfalls unter den Erwartungen. Mit The Last Stand, Broken City und Parker wird der Streifen immens unter der kommenden Konkurrenz zu leiden haben. Da wird ihm auch das "B+"-CinemaScore nicht weiterhelfen können. Er wird bestenfalls mit $42-47 Mio abschließen.

Trotz fünf Oscarnominierungen (einschließlich Bester Film) litt Django Unchained stark an den R-rated Konkurrenz und fiel um 44,8% auf Rang 4 mit $11 Mio. Nach 20 Tagen brachte Quentin Tarantinos Spaghetti-Western-Blaxploitation-Hommage sein Einspiel auf beachtenswerte $125,4 Mio und überholte damit bereits das Gesamteinspiel von Inglourious Basterds. Damit ist Django Tarantinos größter Hit in Nordamerika. Ferner ist Django Unchained nur noch $10 Mio von The King’s Speech, dem bislang erfolgreichsten Film von The Weinstein Company, entfernt und wird diesen sehr bald überholen. Außerdem ist er auf Rang 3 der erfolgreichsten Western aller Zeiten vorgerückt (hinter Der mit dem Wolf tanzt und True Grit). Django liegt momentan etwa $14 Mio vor True Git im gleichen Zeitraum, doch der Film der Coen-Brüder schließt die Lücke ziemlich schnell. Dank dem kommenden Feiertagswochenende und dem Oscar-Hype wird Django es auf jeden Fall auf mehr als $150 Mio bringen, doch das Gesamtergebnis von True Grit ($171,2 Mio) wird ihm verwehrt bleibe. Realistischer wäre ein Endergebnis von $155-165 Mio, je nachdem, wie viel die Oscarnominierungen von den Einbrüchen durch die  erbarmungslose Konkurrenz wett machen können.

Platz 5 gehörte letztes Wochenende ebenfalls einem Oscarkandidaten. Les Misérables konnte von seinen acht Nominierungen etwas mehr als Django profitieren, was aber auch sicherlich daran lag, dass der Film kein R-Rating, sondern die milde PG-13-Freigabe trägt. Es ging für das Musical um 39,8% herab auf $9,6 Mio. Nach 20 Tagen steht die Adaption des Broadway-Klassikers bei $118,7 Mio und ist bereits das sechsterfolgreichste, nicht-animierte Musical aller Zeiten in den USA. Der Film wird in den kommenden Wochen einerseits von seiner Altersfreigabe, andererseits aber auch von seinen beeindruckenden drei Golden-Globe-Siegen profitieren. Damit wäre ein Gesamteinspielergebnis von $150 Mio möglich, wenn auch noch nicht garantiert.

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise gab überraschenderweise stark nach und rutschte nach einem Rückgang von 47,7% um drei Plätze auf Rang 6 ab. Der Film nahm am Wochenende $9,2 Mio ein und kann sich mittlerweile mit $278,2 Mio rühmen. Damit liegt er $41 Mio hinter Die Rückkehr des Königs, $12 Mio hinter Die zwei Türme, aber immerhin soide $42 Mio vor Die Gefährten im gleichen Zeitraum. Bislang konnte der Film nicht die Langlebigkeit unter Beweis stellen, die man von hm erwartet hätte, doch der starke Mangel an Konkurrenz könnte dies in den kommenden Wochen noch ändern. Ich habe weiterhin keine Zweifel daran, dass er $300 Mio knacken wird, doch es sieht jetzt so aus, als würde Skyfall letztendlich den Kampf um die Winter-Box-Office-Krone für sich entscheiden können.

Eine der großen Nutznießer der Oscarnominierungenw war Lincoln. Steven Spielbergs Film wurde mit 12 Noms ausgezeichnet und bekam vom Studio zusätzliche 126 Kinos spendiert. Daraufhin legte der Film um 17% auf $6,3 Mio zu und steig von Platz 8 auf Platz 7 auf. Lincoln hat bislang $152,6 Mio an den US-Kinokassen eingenommen und das noch lange vor der eigentlichen Oscar-Verleihung. Auch wenn er bei den Globes nicht viel punkten konnte, wird er dennoch bis hin zur Vergabe der Oscars auf jeden Fall einer der größten Favoriten bleiben und das alleine wird für viel Durchhaltevermögen ausreichen. Kommendes Wochenende erhält der Film weitere 147 Kinos. Ein Endergebnis von $180-185 Mio wird der Film in jeden Szenario erreichen. Sollte er aber als Bester Film den Oscar nach Hause mitehmen, dann wird er mit ziemlicher Sicherheit irgendwann im März oder April auch die $200 Mio-Grenze überqueren.

Die Bestimmer profiterte weiterhin von nicht-existenter Konkurrenz für das Familienpublikum. Die Komödie gab um 37,3% nach und machte es sich mit $6,1 Mio auf Rang 8 der Charts gemütlich. Der Film hat nach 20 Tagen bereits überraschende $60,6 Mio eingenommen und wurde bei einem Produktionsbudget von $25 Mio zu einem großen Erfolg. Da in den nächsten Wochen der Film keine neue Konkurrenz erfahren wird, traue ich ihm gar $80 Mio zu.

Bemerkenswert, wenn auch nicht im positiven Sinne, war auch die Wochenend-Performance von Texas Chainsaw 3D. Nach dem Pole-Position-Start letzte Woche brach der Horrorfilm um 75,7% ein und fiel schnurstracks von Platz 1 auf Platz 9. Nach $5,3 Mio am Wochenende steht der Film bei $30.9 Mio nach zehn Tagen in den Kinos. Es ist erst der zweite Film, der nach einem Start auf Platz 1 der Charts am zweiten Wochenende so viele Platzierungen verlor. Das letzte Mal geschah dies mit The Crow – Die Rache der Krähe, der 1996 ebenfalls in der zweiten Woche von #1 auf #9 abstürtzte. Der Drop letztes Wochenende ist vergleichbar mit dem von Devil Inside an seinem zweiten Wochenende. Texas Chainsaw 3D wird sehr schnell Kinos und Leinwände verlieren und maximal $35 Mio an den Kinokassen erreichen.

Nach dem überraschenden Erfolg bei den Oscarnominierungen, legte Silver Linings kräftig zu, obwohl der Film lediglich 65 neue Kinos bekam. Nach einem $5 Mio-Wochenende (+38,8%) steht der Streifen mittlerweile bei $41,3 Mio. Es ist sehr beeindruckend für einen Film, der nie in mehr als 810 Kinos lief. Kommendes Wochenende wird der Film endlich sehr breit anlaufen und in insgesamt mehr als 2500 Kinos kommen. Das Mundpropaganda ist sehr positiv und der Film zielt als einer der wenigen Filme momentan auf ein weibliches Publikum ab. Daher wird ihm eine sehr lange Laufzeit vergönnt sein. Mindestens $85 Mio sind dem Film  sicher, jedoch glaube ich mittlerweile fest ein an Ergebnis jenseits von $100 Mio.

Jack Reacher knackte an seinem 4. Wochenende die $70 Mio-Marke und steht mittlerweile bei $72,6 Mio. Immer noch liegt der Film hinter Operation Walküre, holt aber langsam und sicher auf. Zumindest $80 Mio sollte der Tom-Cruise-Film schaffen.

Immer Ärger mit 40 ist mit $61,4 Mio nach vier Wochen bereits ein solider Erfolg für Judd Apatow und sollte keine allzu großen Probleme haben, auch $70 Mio früher oder später zu erreichen.

Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger profitierte ebenfalls stark von seinen 11 Nominierungen und baute lediglich um 3,9% ab, obwohl der Film fast ein Viertel seiner Kinos verlor. Kommendes Wochenende wird jedoch eine neue Expansion erfolgen. Der Film hat bislang $94,8 Mio eingesammt und wird nun problemlos an $100 Mio vorbeifliegen. Sogar $110 Mio halte ich, angesichts der schwachen direkten Konkurrenz, für möglich.

Das Tsunami-Drama The Impossible sahnte zwar nur eine Oscarnominierung ab, hielt sich aber mit einem Rückgang von 8,1% extrem gut und legte ein $2,5 Mio-Wochenende in 808 Kinos hin. Mitlerweile hat der Film $6,8 Mio erreicht. Auch hier hilft das milde PG-13-Rating. Ich erwarte mndestens $15 Mio von dem Film.

Die 3D-Wiederaufführung von Die Monster AG knackte an seinem 4. Wochenende mit $30,6 Mio die $30 Mio-Marke und wurde letztlich nicht zu einem so großen Misserfolg, wie die ersten Zahlen nahelegten. Hier zeigt sich, wie sehr die Weihnachtstage allen Filmen geholfen haben.

Von Argo wird man in den kommenden Wochen noch mehr hören. Obwohl er überraschenderweise die Nominierung bei den Oscars für Ben Afflecks Regie verpasste, wurde der Film für den großen Preis und sechs weitere Oscars nominiert. Außerdem gewann er am Sonntag die Golden Globes für den Besten Film (Drama) und Beste Regie. Auch das wird ihm noch weiter helfen. Letztes Wochenende bekam der Polit-Thriler 319 neue Kinos spendiert und legte um 59,1% auf fast $1,3 Mio zu. Insgesamt kann sich der Überraschungserfolg mit $111,7 Mio rühmen. Kommendes Wochenende kommen weitere 135 Kinos hinzu. Über kurz oder lang sollte Argo $120 Mio erreichen.

Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht Teil 2 passierte letztes Wochenende $290 Mio und steht knapp davor, unter die 50 erfolgreichsten Filme aller Zeiten in den USA einzuziehen.