Box-Office Deutschland – Django ist eine phänomenale Nummer 1

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Box-Office Deutschland - 17.-20.01.2013 Zusammenfassung und Analyse

Quelle: Insidekino

Es wird im ersten Quartal von 2013 sicherlich keinen Hit in Deutschland geben in der Größenordnung von Ziemlich beste Freunde, der letztes Jahr die allerkühnsten Erwartungen deutlich übertraf, doch das Jahr fängt bereits sehr gut an. Musste man 2012 gar bis März warten, bis endlich ein zweiter Film mehr als 1 Mio Besucher in den deutschen Kinos erreichen konnte, so wird das in diesem Jahr bereits im Januar geschehen. Nachdem vorletztes Wochenende der deutsche Film immens punkten konnte mit drei Starts über den allgemeinen Erwartungen, übertraf letztes Wochenende Django Unchained das, was viele für das bestmögliche Szenario gehalten hätten. Mit 819,000 Besuchern (einschließlich Previews) bis Sonntag und etwa 750,000 am eigentlichen Wochenende gelang Django der beste Januarstart seit I Am Legend vor fünf Jahren und der achtbeste Januarstart aller Zeiten. Außerdem ist dies, abzüglich der Previews, der 14.-beste Start für einen Film mit der Altersfreigabe ab 16 und der beste seit The Dark Knight 2008.

Obwohl Quentin Tarantino in Deutschland schon seit längerer Zeit soliden Erfolg genießt, war keiner seiner Filme ein Überflieger am Box-Office. Am besten schnitt Inglourious Basterds ab, der u.a. dank seiner internationalen Besetzung (Daniel Brühl, Christoph Waltz) immerhin 2,15 Mio Besucher in die Kinos locken konnte. Vor allen Dingen kam der Film aber beim Publikum enorm gut an. Somit bahnte sich bereits im Vorfeld ein großer Start für Django Unchained an. Dass er jedoch so sehr überraschen würde, hätte niemand erwartet. Schließlich liegt der Start (inkl. Previews) etwa 125% über dem von Inglourious Basterds. Tarantinos erfolgreichster Start bis dato war der von Kill Bill Vol. 2, der mit 381,000 Zuschauern anlief. Auch diesdes Ergbnis steckt Django natürlich locker in die Tasche. Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass es sich um einen Western handelt, ein Genre, welches sich hierzulande schon sehr lange keiner großen Beliebtheit in den Kinos erfreut hat (True Grit verfehlte insgesamt knapp 800,000 Zuschauer trotz des Oscarhypes). Hierzu kommt auch noch, dass der Film in lediglich 482 Kinos anlief und damit einen tollen Schnitt von mehr als 1550 Besuchern pro Kino hinlegte. Somit verdienen die Zuschauerzahlen von Django Unchained viel Beachtung. Das Mundpropaganda ist toll und der Film wird sicherlich seine Kinozahl kommendes Wochenende gewaltig aufstocken und so einen signifikanten Rückgang vermeiden. Ich gehe davon aus, dass der Film sich in den kommenden Wochen gut halten wird. Einen Multiplikator wie Basterds und somit ein Ergebnis jenseits von 4,5 Mio Besuchern wird er wohl nicht erreichen, doch die erste Goldene Leinwand des Jahres liegt durchaus in greifbarer Nähe. Die Frage ist nur, ob er die 3,36 Mio Zuschauer von Ted schlagen und somit zum erfolgreichsten FSK16-Film seit Matrix Reloaded werden kann. Dies erscheint zumindest möglich.

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Der zweite Platz ging an Der Schlussmacher, der zwar die Spitzenposition abgeben musste, sich aber ansonsten mit einem Rückgang von lediglich 18% hervorragend hielt. Mit 376,000 Zuschauern am Wochenende durchbrach er ganz knapp die 1 Mio-Zuschauerbarriere – als erster deutschsprachiger Film seit Türkisch für Anfänger. Damit hielt sich der Film besser als Schweighöfers What a Man und liegt nach 11 tagen nun fast 24% über dem Ergebnis jenes Films im gleichen Zeitraum. Gegenüber einem anderen Schweighöfer-Hit, Friendship!, liegt Der Schlussmacher gar 34% weiter vorne. Damit dürften insgesamt mehr als 2  Mio Besucher so gut wie garantiert sein. Für eine Goldene Leinwand wird es angesichts von direkter Konkurrenz durch Kokowääh 2 in drei Wochen  nicht reichen, doch er könnte auf etwa 2,5 Mio insgesamt kommen. Das alleine würde den Film bereits zum erfolgreichsten deutschen Film seit Kokowääh machen.

Für Der Hobbit – Eine unerwartete Reise ging es in der 6. Woche um 47% runter auf Rang 3 und 163,000 Zuschauer, wobei er damit als vierter Film von 2012 mit mehr als 6 Mio Kinobesuchern eine zweite Goldene Leinwand abstauben konnte. Mittlerweile liegt der Film bei knapp 6,1 Mio Besuchern. Obwohl er nach Zuschauern sich gerade mal auf Platz 65 der erfolgreichsten Filme seit 1968 in Deutschland befindet, ist er dank Inflation, Überlängenzuschlag und 3D-Aufpreis mit €63,5 Mio an Ziemlich beste Freunde vorbeigezogen und auf Platz 10 der umsatzstärksten Filme aller Zeiten aufgestiegen. Es steht mittlerweile außer Frage, dass er auch Skyfall nach Umsatz toppen wird und somit die Nummer 1 von 2012 nach  Einspiel werden wird, obwohl er nach Besuchern womöglich nicht einmal die Top 3 knacken kann. Dazu bräuchte er nämlich weitere 570,000 Zuschauern (um Ice Age 4 – Voll verschoben zu erreichen) und das sieht momentan als eine große Herausforderung aus. Vielmehr sehe ich das Gesamtergebnis von Der Hobbit bei etwa 6,5 Mio Besuchern.

Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger hielt sich mit einem Rückgang von 41% etwas besser und lockte weitere 141,000 Zuschauer in die deutschen Kinos. Damit steht der Film bei mittlerweile fast 1,65 Mio Zuschauern. Noch ist nicht klar, ob er als 14. (und letzter) Film von 2012 2 Mio Zuschauer erreichen wird. Sicher sind momentan etwa 1,9 Mio, doch alles darüber hinaus betrifft die Frage, wie lange er seine Leinwände halten kann und wie gut er bei den Oscars abschneiden wird.

Der deutsche Animationsfilm Ritter Rost konnte sich in der zweiten Woche auf Platz 5 behaupten und verlor nur 23% gegenüber der Vorwoche. Mit 76,000 Zuschauern knackte er bereits nach seinem 2. Wochenende die 200,000-Marke. Hier sind auf Dauer durchaus mehr als eine halbe Million möglich.

Der türklische Hit Celal ile Ceren startete in 80 Kinos mit soliden 56,000 Zuschauern und einem Schnitt von mehr als 700 Zuschauern pro Kino. Das reichte für Rang 6 der Charts aus. Zwar kommt das Startwochenende nicht an die von den Recep Ivedik-Filmen heran, doch sollte es trotzdem ausreichen, um an die 200,000 Zuschauer und somit in die Top 20 der erfolgreichsten türkischen Filme in Deutschland zu kommen.

Rang 7 ging an Die Vampirschwestern, der 31% seiner Zuchauer von der Vorwoche verlor, aber mit soliden 55,000 Besuchern immerhin bereits insgesamt 600,000 Zuschauer für sich verbuchen konnte. Für einen deutschen Kinderfilm läuft Die Vampirschwestern sehr gut und sollte letztendlich mehr als 800,000 Besucher erreichen. Das wiederum wird wohl für ein Sequel ausreichen.

Mit 69,000 Besuchern (inkl. Sneaks) bis Sonntag und 54,000 am eigentlichen Wochenende platzierte sich der Psycho-Thriller House at the End of the Street auf Rang 8 der Charts. Für einen horrorähnlichen Film, der in lediglich 177 Kinos gestartet wurde, ist es ein überaus solider Start. Ob hier nicht der Erfolg von Die Tribute von Panem – The Hunger Games und die Oscarnominierung von Jennifer Lawrence für Silver Linings geholfen haben? Allerdings wird der Film schnell von der Bildfläche verschwinden und bestenfalls auf insgesamt 150,000 Zuschauer kommen.

Auf Platz 9 lieferte der deutsche Arthouse-Erfolg Hannah Arendt mit nur 15% Rückgang den besten Hold in der Top 10 ab. Dabei hat sich die Kinozahl des Films kaum verändert. Nach 46,000 neuen Zuschauern, steht der Geschichtsstreifen bei 128,000 Besuchern. Dieser Film hat noch eine sehr lange Laufzeit vor sich und sogar eine halbe Million Zuschauer würde mich als Endergebnis nicht überraschen.

Am schlechtesten in der Top 10 hielt sich hingegen Jack Reacher, der von Rang 4 auf Rang 10 (!) fiel und dabei um 61% auf 44,000 Zuschauer abbaute. Dabei knackte er immerhin die 500,000-Marke, doch mehr als 600,000 werden für den Tom-Cruise-Streifen auch nicht zusammenkommen. Kaum ein zufriedenstellendes Ergebnis…

Außerhalb der Top 10, erreichte einer der größten Oscarfavoriten des Jahres, Silver Linings, 200,000 Zuschauer, wobei er sich weiterhin nicht sonderlich gut hält. Bald wird er viele Kinos verlieren, bzw. auf nur wenige Spielzeiten pro Woche reduziert werden, was ihm auch schaden wird. Mit Glück (und einigen Oscarsiegen) könnte er noch knapp 400,000 erreichen, doch auch daran glaube ich mittlerweile nicht mehr. Lediglich ein Bester-Film-Oscar könnte ihn noch aus der Versenkung zurückholen.

Einen neuen Meilenstein erreichte auch Sammys Abenteuer 2, der nach fünf Wochen mehr als eine halbe Million Zuschauer für sich begeistern konnte. Angesichts des schwachen Starts, ist es ein sehr solides Ergebnis, doch an die 1 Mio des ersten Films wird er kaum heranommen.

Skyfall steht indes bei mehr als 7,7 Mio Zuschauern und wird 8 Mio Zuschauer wohl letztendlich verfehlen. Allerdings glaube ich, dass er 7,9 Mio immer noch erreichen könnte, da er womöglich bei den Open-Air-Vorführungen im Sommer wieder auftauchen wird.

Ralph reicht’s passierte 900,000 Zuachauer nach sieben Wochen und kriecht langsam auf 1 Mio zu. Die Konkurrenz von Ritter Rost, Die Vampirschwestern und Sammys Abenteuer 2 macht ihm aber eindeutig zu schaffen. Sollte er 1 Mio hierzulande verfehlen, wäre es schon eine ziemliche Enttäuschung für Disney, die letztes Jahr bereits die schwache Performance von Merida – Legende der Highlands hinnehmen mussten.

Schließlich ist es auch einer Erwähnung wert, dass Ziemlich beste Freunde wohl immer noch Zuschauer in die Kinos lockt und letztes Wochenende endlch 8,9 Mio Zuschauer erreicht hat. Damit steht er kurz davor, als erster Film seit Avatar die dritte Goldene Leinwand zu erreichen. Dazu wird er sich aber wohl noch bis zum Sommer und den Open-Airs gedulden müssen, da er momentan in weniger als 20 Kinos deutschlandweit noch gespielt wird. Doch ich glaube fest daran, dass über kurz oder lang, er 9 Mio Zuschauer doch noch erreichen wird.