Box-Office Deutschland – Schweighöfer erobert mit Vaterfreuden die Spitze

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Box-Office Deutschland - 6.-9.02.2014 Zusammenfassung und Analyse

Quelle: Insidekino

Auf Matthias Schweighöfer ist eben Verlass. Der Start seines neuen Films, Vaterfreuden, sorgte dafür, dass am Wochenende wieder fast 1,5 Mio Zuschauer sich die Top-10-Filme in Deutschland angeschaut haben. Gegenüber dem vorherigen Wochenende verbesserte sich die Top 10 um 13%, gegenüber dem gleichen Wochenende von 2013 ging es aber trotzdem um 2% runter. Alle drei breiten Neustarts kamen am Wochenende auf sechsstellige Zahlen und mischten die Top 5 ordentlich auf. Das führte jedoch auch dazu, dass nahezu alle älteren Filme heftige Rückgänge einstecken mussten. Fielen vorletztes Wochenende kaum noch Filme um 30% oder mehr, so konnte am vergangenen Wochenende in der Top 10 lediglich Die Eiskönigin einen besseren Rückgang als 30% vorweisen.

Vaterfreuden, Schweighöfers dritte Regiearbeit, bescherte ihm nicht nur seine dritte Nummer 1 in zwei Jahren (dabei zähle ich die Gastrolle in Kokowääh 2 nicht einmal mit), sondern auch das beste Startwochenende, das ein Film mit ihm in der Hauptrolle verbuchen konnte. Damit beweist Schweighöfer erneut, dass er neben Til Schweiger und, neuerdings, Elyas M’Barek einer der zugkräftigsten deutschen Schauspieler ist. Es ist auch bereits das dritte Mal seit 2010, dass Schweighöfer einen Hit direkt zu Jahresbeginn abliefert. Zunächst kam Friendship!, der in Deutschland 1,6 Mio Zuschauer geschafft hat, letztes Jahr dann Schlussmacher mit fast 2,6 Mio gelösten Kinokarten. Vaterfreuden hat schon mal gut vorgelegt und erreichte am Startwochenende 483,000 Zuschauer von 644 Kinos, womit ihm ein Besucherschnitt von 750 Kinogängern pro Kino vergönnt war. Samt zahlreichen Lady-Night-Previews hat er bis Sonntag sogar schon 552,000 Zuschauer eingesammelt. Verglichen dazu startete Schlussmacher letztes Jahr samt Preview mit 502,000 Zuschauern, also etwa 9% schwächer. Mit Kokowääh 2, der am gleichen Wochenende wie Vaterfreuden letztes Jahr gestartet wurde, kann er aber nicht ganz mithalten. Der hat es nämlich auf 588,000 Zuschauer bis zu seinem ersten Sonntag gebracht. Nichtsdestotrotz beweist der Start von Vaterfreuden natürlich, dass Schweighöfers Fangemeinde immer noch sehr stark ist und er kaum etwas falsch machen kann, solange er immer ähnliche Komödien produziert, die sich eben an diese Fangemeinde richten. Übrigens bedeutet der erfolgreiche Start von Vaterfreuden auch, dass sich momentan fünf deutsche (Ko)Produktionen in der Top 10 befinden (zusätzlich Fünf Freunde 3, Der Medicus, Fack Ju Göhte! und Nicht mein Tag). Das erlebt man eigentlich auch nicht häufig.

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Schlussmacher konnte letztes Jahr sein Startwochenende mehr als verfünffachen. Ob Vaterfreuden das auch schaffen wird, ist noch unsicher. Schlussmacher startete nämlich in fast 200 Kinos weniger und profitierte in den Wochen nach seinem Start von signifikaten Expansionen. Da Vaterfreuden bereits sehr breit angelaufen ist, wird das hier kaum eintreffen. Andererseits wird der Film als einziger wirklicher Date-Film in der Top 10 mit Sicherheit vom Valentinstag am kommenden Wochenende profitieren, wie auch Kokowääh 2 letztes Jahr, der in seiner zweiten Woche sogar gegenüber seinem Startwochenende zulegen konnte. Mindestens 2 Mio Besucher erwarte ich deshalb von Vaterfreuden. Das würde ihn zum dritten Schweighöfer-Film oberhalb der Marke machen und zu seinem sechsten Millionenerfolg (nur Hauptrollen) nach Friendship!, What a Man, Rubbeldiekatz, Schlussmacher und Frau Ella. Ich gehe also schwer davon aus, dass spätestens Anfang 2015 uns wieder ein Schweighöfer-Film erwartet, der mit ähnlicher Begeisterung von seinen Fans aufgenommen wird wie die letzten.

The Wolf of Wall Street gab nach drei Wochen den Spitzenplatz der deutschen Charts auf und fiel mit 204,000 Besuchern auf Rang 2. Dabei verlor er 39% seiner Zuschauer von der Vorwoche. Insgesamt steht Martin Scorseses schwarzhumorige Wirtschaftssatire bei 1,850,000 Besuchern und wird spätestens kommendes Wochenende die zweite Besuchermillion problemlos knacken. Mit der Oscarverleihung noch im Rücken sollte sich die Medienpräsenz des Films in den kommenden Wochen wieder erhöhen und dafür sorgen, dass er sogar ohne wichtige Siege bei den Oscars auf 2,5 Mio Zuschauer kommen wird. Für einen dreistündigen FSK16-Film eine beachtliche Leistung.

Das Remake des Sci-Fi-Klassikers RoboCop platzierte sich am Wochenende mit 180,000 Besuchern von 472 Kinos (Schnitt von 381 Zuschauern pro Location) auf Rang 3. Hier hat auch nicht die lockere FSK12-Freigabe zu einem besseren Start verholfen. Im Gegenteil kann ich mir vorstellen, dass diese sogar viele potenzielle Kinogänger von dem Film abgeschreckt hat. Auch das Embargo auf Filmrezensionen (die letztlich gar nicht so negativ ausfielen) bis direkt vor dem Kinostart könnte sich vermutlich zum Nachteil des Films ausgewirkt haben, denn es gab keine Gelegenheit die Kinogänger davon  zu überzeugen, dass der Film trotz der sehr zurückhaltenden Erwartungen durchaus sehenswert ist. Vor zwei Jahren startete Total Recall, das Remake eines anderen Paul-Verhoeven-Films noch mit 232,000 Besuchern (samt Previews) etwas besser. Total Recall erreichte insgesamt 618,000 Besucher in Deutschland und RoboCop wird angesichts eines schwächeren Starts und der kommenden Konkurrenz von Monuments Men und Jack Ryan: Shadow Recruit bestenfalls auf etwas mehr als eine halbe Million Besucher kommen.

Platz 4 ging an Fünf Freunde 3, der 30% abbaute und mit 136,000 Zuschauern am Wochenende weiterhin die erste Wahl für das Familienpublikum am Wochenende war. Der Film erreichte auch Wochenende für Wochenende bessere Ergebnisse als seine beiden Vorgänger und liegt nach nur 25 Tagen bereits bei 850,000 Besuchern und damit 13% vor Fünf Freunde 2 im selben Zeitraum. Spätestens in zwei Wochen wird der Film als zweite deutsche Produktion von 2014 (nach Vaterfreuden) die 1-Mio-Besuchermarke erreichen, die auch seine beiden Vorgänger packten. Allerdings sollte Fünf Freunde 3 es weiter darüber hinaus schaffen als die Teile 1 und 2. Eine Gesamtbesucherzahl von etwa 1,25 Mio halte ich für möglich. Damit ist Die Fünf Freunde das erfolgreichste deutsche Kinderfilm-Franchise seit Die wilden Kerle. Beim vierten Film, sollte eine kommen, halte ich eine weitere Steigerung für vorstellbar.

Der Animationsstreifen Free Birds rundete mit 119,000 Besuchern von 425 Kinos (143,000 Einschließlich Previews) die Top 5 ab. Dass der Film überhaupt so gut starten konnte, ist vor allem dem Mangel an frischer Ware für das Familienpublikum zu verdanken und deutet wohl darauf hin, dass der am 20. Februar startende Tarzan 3D ebenfalls erfolgreich anlaufen wird. Mit der Konkurrenz von Tarzan und Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman im Nacken, wird Free Birds allerdings kaum mehr als eine halbe Million Besucher in Deutschland erreichen.

Der Medicus taumelte um drei Plätze runter auf #6 und ging dabei um 40% zurück – der bislang heftigste Drop der Bestsellerverfilmung seit sie vor sieben Wochen startete. Nach weiteren 91,000 Zuschauern am Wochenende erhöhte Der Medicus seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf etwa 3,31 Mio und wird wahrscheinlich mehr als 3,5 Mio Besucher erreichen noch bevor im Sommer dank Open-Air-Screenings noch etliche mehr hinzukommen werden.

Fack Ju Göhte! ist nicht zu stoppen und verbrachte auch sein 14. Wochenende in der Top 10. Diesmal ging es um 36% runter auf 73,000 Zuschauer. Insgesamt hat der Film bis dato fast 6,85 Mio Zuschauer in die deutschen Kinos gelockt und liegt damit auf Platz 5 der besucherstärksten deutschen Filme seit 1968. Noch vor Ende des Monats wird Fack Ju Göhte! die 7-Mio-Besuchermarke erreichen und da der Film erst im Juni ins Heimkino kommt, erwarte ich noch eine sehr lange Laufzeit unterhalb der Top 10. Insgesamt schließe ich sogar 7,3 Mio Zuschauer nicht aus. Das würde den Film zu einem der 35 erfolgreichsten Filme in Deutschland seit 1968 machen.

Auf Rang 9 verlor Die Eiskönigin – Völlig unverfroren trotz direkter Konkurrenz von Free Birds nur 28% und erreichte weitere 65,000 Zuschauer. Dank diesen überquerte der große Disney-Erfolg am Wochenende die 4,5-Mio-Besuchermarke und stieg kletterte damit an Django Unchained vorbei auf Rang 3 der erfolgreichsten Filme von 2013 in Deutschland. Er wird wohl die 5-Mio-Marke nicht erreichen, doch mindestens 4,7 Mio sind trotzdem drin.

12 Years a Slave erhielt zwar letztes Wochenende von Tobis 28 neue Kinos, fiel aber dennoch nach einem 32%-Rückgang aus der Top 10 auf Rang 11. Dabei erreichte er von Donnerstag bis Sonntag 46,000 Besucher und brachte seine Gesamtbesucherzahl auf 347,000 nach vier Wochen. Mit den Oscars im Rücken wird er locker mehr als eine halbe Million Zuschauer in Deutschland erreichen.

Dallas Buyers Club startete trotz seiner sechs Oscarnominierungen mit 31,000 Besuchern von 97 Kinos nur auf Platz 13, belegte aber immerhin Platz 1 der deutschen Arthouse-Charts. Samt Sneaks und Previews steht das AIDS-Drama bei 43,000 Besuchern und wird mit Hilfe des Oscar-Hypes und wahrscheinlichen Oscarsiegen für seine Darsteller zumindest 200,000 Besucher in Deutschland erreichen.

Der Jason-Statham-Actioner Homefront fällt schnell und wird bereits kommendes Wochenende vielleicht nicht mehr in der Top 20 zu finden sein. Jedoch knackte er nach 18 Tagen immerhin die 200,000-Besuchermarke und wird sich mit einer Viertelmillion Besuchern von de Leinwänden verabschieden.

Der Horror-Ableger Paranormal Activity – Die Gezeichneten erreichte derweil mehr als eine halbe Million Besucher insgesamt, was für einen Horrorfilm in Deutschland sehr respektabel ist. In den letzten 12 Monaten konnten noch zwei weitere "reinrassige" Horrorfilme (also World War Z nicht mitgezählt) hierzulande eine halbe Million Besucher für sich verbuchen – Mama und Evil Dead. Für Deutschland ist es eine ungewöhnlich hohe Anzahl.