Arrival (2016) Kritik

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Arrival (2016) Filmkritik

Arrival, USA 2016 • 116 Min • Regie: Denis Villeneuve • Drehbuch: Eric Heisserer • Mit: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg, Mark O’Brien, Tzi Ma • Kamera: Bradford Young • Musik: Jóhann Jóhannsson • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Sony Pictures • Kinostart: 24.11.2016 • Deutsche Website

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Arrival (2016) Filmbild 3Denis Villeneuve kann toll inszenieren. Wenn – wie im Fall des Drogenkrieg-Thrillers „Sicario“ (2015) – noch ein spannendes Drehbuch dazukommt, endet die Verbindung von Inhalt und Form in einem mehr als packenden Gesamtwerk. Bei „Arrival“, der neuesten Arbeit des kanadischen Regisseurs, geht die Rechnung leider überhaupt nicht auf. Die Vorlage stammt diesmal aus der Feder von Eric Heisserer („Lights Out“) und beschreibt den Kontakt zwischen der Menschheit und einer außerirdischen Lebensform. Wer nun an Roland Emmerich und seinen Blockbuster „Independence Day“ (1996) denkt, liegt voll daneben, denn tatsächlich entpuppt sich der Stoff als durchweg stilles Science Fiction-Drama im Stil eines M. Night Shyamalan („Signs – Zeichen“). In diesem Fall ist die Referenz jedoch keinesfalls als Lob zu verstehen, denn „Arrival“ langweilt und nervt mit seiner penetranten Holzhammer-Botschaft, halbfertigen Charakteren und einer dauermelancholischen Stimmung ganz gehörig.

Arrival (2016) Filmbild 2Durch ein Krebsleiden hat die Übersetzerin Dr. Louise Banks (Amy Adams) ihre junge Tochter verloren, und noch immer zerrt der Verlust an ihr. Bis zu dem Tag, an dem zwölf muschelförmige Gebilde über verschiedenen Regionen des Planeten erscheinen und eine offensichtlich extraterrestrische Spezies mit den Menschen zu kommunizieren versucht. Leider sind die Laute der Ankömmlinge mit keiner bekannten Sprache zu vergleichen, weshalb der Militär-Colonel Weber (Forest Whitaker) nun Louise und den Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) um Hilfe bittet. Zusammen versuchen sie, eine Konversationsbasis zu schaffen und herauszufinden, was die krakenähnlichen Wesen auf der Erde suchen. Sind sie Freund oder Feind?

Arrival (2016) Filmbild 1Nein, „Arrival“ ist ganz sicher nicht der erste Film, in dem die Frage aufgeworfen wird, wie die Menschheit im Fall einer Alien-Begegnung reagieren würde – nicht zuletzt Steven Spielberg hat die Situation bereits mehrfach durchgespielt. Umso bedauerlicher ist es, dass Villeneuve und Heisserer kaum Innovation oder Spannung aus dem Grundthema herauskitzeln können. Natürlich muss man kein Genie sein, um zu erkennen, dass die Außerirdischen hier vor allem metaphorisch für das Andere und Unbekannte stehen. Insofern darf man wohl auch annehmen, dass den Regisseur an der dürftigen Story vor allem der recht aktuelle politische Subtext interessiert haben dürfte – denn letztlich geht es um Probleme der Verständigung (auch unter Menschen) und brennende Konflikte unter den Weltmächten. China und Russland bekommen ihr Fett weg, während Adams und Renner mit einer Tafel vor dem Abbott und Costello getauften Kraken-Duo hocken und sich bemühen, ihre Schrift mit den kryptischen Zeichen der Wesen in Zusammenhang zu bringen. Das Problem: Möglicherweise werden einzelne Worte falsch interpretiert und „Waffe“ bedeutet in der fremden Sprache schlicht „Werkzeug“.

Arrival (2016) Filmbild 4Während der Film relativ zügig Fahrt aufnimmt und das erste Aufeinandertreffen der Hauptfiguren mit den wenig beeindruckend gestalteten Kreaturen nicht zu lange auf sich warten lässt, muss man leider feststellen, dass „Arrival“ nach einem intensiven Einstieg in das Flugobjekt ziemlich kraftlos auf der Stelle tritt und einen der vermeintliche Wettlauf gegen die Zeit (beziehungsweise gegen die kriegerischen Launen Chinas und Russlands) reichlich kalt lässt. Es wird gekritzelt und dechiffriert, gekritzelt und dechiffriert, mit dem Colonel und dem Agenten Halpern (Michael Stuhlbarg) gestritten und wieder gekritzelt und dechiffriert. Klingt spannend? Ist es nicht. Obendrauf gibt es massig Rückblenden, die Louise mit ihrer Tochter zeigen, und ein furchtbar bedeutungsschwangeres Ende, in dem Zukunft und Vergangenheit ineinanderfließen. Wie eine Klammer umschließt Max Richters Stück „On the Nature of Daylight“, das zuvor genial von Martin Scorsese in seinem Thriller „Shutter Island“ (2010) eingesetzt worden ist, das atmosphärisch bedrückende Werk. Die Bilder von Kameramann Bradford Young („A Most Violent Year“) sind dabei so trist und düster geraten, dass man die Apokalypse auch ohne vernichtende Explosionen vor dem geistigen Auge erahnt. Abgesehen von Amy Adams' Figur, deren Leid durch den Tod der Tochter man durchaus nachempfinden kann, sind sämtliche Charaktere leider äußerst grob geschnitzt, und es bleibt unverständlich, warum sich hochkarätige Namen wie Jeremy Renner, Forest Whitaker oder Michael Stuhlbarg hier so unter Wert verkaufen.

Es mag natürlich sein, dass sich andere Zuschauer von der Kommunikations-Thematik überaus fasziniert zeigen – mir hat das dröge und teils ärgerlich prätentiöse Alien-Geflüster allerdings nur die pure Lethargie beschert.


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